„Isch saahs mol so – Gedichte und Anekdoten in Wormser Mundart“
Vielen Wormsern dürfte Thomas Diefenbach als Chorsänger von „Die Wormser“ bekannt sein, aber vor allem auch für seine Büttenreden bei den Fastnachtsveranstaltungen des Wormser Liederkranzes. In diesem Jahr schlüpfte er in das Kostüm eines Chirurgen im Wormser Klinikum und erzählte dabei allerhand kurioses aus dem vermeintlich typischen Alltag eines Mediziners. Diefenbachs poetische Ader, die deutlich von Humor durchtränkt ist, verlangte aber nach mehr, als nur an Fastnacht zu reimen, außerdem resümiert der Wormser im Vorwort, dass es Dinge gibt, die ein Mann in seinem Leben getan haben sollte. Dazu gehört seiner Meinung auch, ein Buch zu schreiben. Diesen Wunsch hat er sich nun mit dieser Veröffentlichung erfüllt. Ein Roman ist es zwar nicht geworden, aber eine kurzweilige Sammlung von Gedichten und Geschichtchen, die zumeist humorig gefärbt sind und zuweilen auch einen nachdenklichen Charakter haben wie die Gedichte, in denen sich Diefenbach z.B. über das Älterwerden Gedanken macht („So monschmol kummt jo der Gedanke, jetzt wehrschde alt, kehrschdt zu den Kronke“). Aber auch diesen Momenten blitzt immer wieder der Optimismus eines Menschen auf, der zwar hadert, aber weiß, es geht immer weiter („Und griegschd vumm Leewe mol widder rischdisch druff, denk droah: Die Sunn geht moie widder uff“). „Drauf bekam“ der Büttenredner Diefenbach im vergangenen Jahr für seine Rede in der Nachbesprechung der Wormser Zeitung. Auch dieser Moment findet in dem Buch seinen Widerhall („Fastnacht iss ä ernschdi Sach“). Zwischen den mal kurzen, mal längeren Gedichten, streut der Mundartpoet immer wieder kleine Anekdoten ein, die zum Schmunzeln einladen, wie die Geschichte über die Liebe zu Erdnüssen und wie diese ihm zum peinlichen Verhängnis wurde. Aufgelockert wird die Sammlung durch Zeichnungen von Kindern der Kindertagesstätte „Kleines Meer“ in Hochheim.
Thomas Diefenbach
Worms-Verlag
8.- Euro I 52 Seiten
ISBN: 978-3-947884-21-6
Worms 2020: Heimatjahrbuch für die Stadt Worms
Bereits seit 2006 ist das „Heimatjahrbuch“ ein unverzichtbarer Bestandteil für alle, die mehr über ihre Heimatstadt Worms erfahren wollen. In Porträts, Aufsätzen und Berichten nähert sich die Textsammlung ebenso Wormser Persönlichkeiten wie wechselnden Themen, die mal historisch, mal zeitgenössisch sind, geschrieben von einer Schar unterschiedlichster Personen. In diesem Jahr widmet sich das Buch insbesondere dem Andreasstift, jenem historischen Gebäude im Süden der Innenstadt, das in diesem Jahr bereits satte 1000 Jahre auf den Buckel hat und mit seiner wechselvollen Geschichte zugleich ein Zeitzeuge ist. Könnten Mauern sprechen, so würde das erhaben wirkende Gebäude wahrscheinlich über Tage hinweg seine Zuhörer fesseln. Die richtigen Worte in diesem Buch finden indes Dr. Irene Spille und Josef Mattes, die beide Mitglieder des Altertumsvereins sind und sich mit unterschiedlichen Aspekten beschäftigen. Während Spille dem Leser die Historie näher bringt, blickt Mattes auf die Zukunft des Gebäudes, das im kommenden Jahr mit der „Luther-Ausstellung“ aus seinem „Dornröschenschlafs“ rundum erneuert erwachen wird. Stadtratsmitglied Carlo Riva wirft gemeinsam mit seiner Frau Sevim einen Blick auf den Wormser Norden. Entstanden in der Nachkriegszeit, als ein Dach über den Kopf wichtiger war als Komfort, ist das „Väddel“ zwar bis heute ein wenig glamouröser Ort, aber Heimat von spannenden Menschen, mit denen sich die beiden Autoren trafen und deren Geschichten, Sorgen und Hoffnungen lauschten. In der Rubrik „Stadtgeschichte“ beantwortet das Buch auch Interessantes, wie die Frage, woher eigentlich die „Schwedenstraße“ ihren Namen hat. Während man im Kapitel „Leben in Worms“ u.a. den „Helferkreis Asyl“ würdigt, der sich bereits seit fünf Jahren der Unterstützung von Flüchtlingen und Asylanten widmet. Zahlreich bebildert, fällt vor allem der Jahresrückblick des Fotografen Rudolf Uhrig ins Auge, der das bunte Treiben im Worms 2019 wieder mal ins rechte Licht setzte. Während inhaltlich das Buch wie immer abwechslungsreich und bereichernd daher kommt, fällt das neue Layout gewöhnungsbedürftig aus. Ein etwas unhandliches Format und ein Cover Design, das zarte Erinnerungen an Zeiten von Commodore oder Amiga Computer weckt, werfen durchaus Fragen auf. Dennoch eine runde Sache.
Worms-Verlag
12.- Euro I 208 Seiten
ISBN: 978-3-947884-20-9
Gelesen von Dennis Dirigo