Eine Pressemitteilung der KVG Worms:
Passend zur Adventszeit ist ab sofort eine Christkind-Figur aus dem 15. Jahrhundert im Erdgeschoss des Museums der Stadt Worms im Andreasstift ausgestellt: Der kleine Jesus liegt in einer Wiege, die man auf die Krippe der Weihnachtsgeschichte beziehen kann. Die rechte Hand zeigt eine Segensgeste, während er links die Erdkugel mit Kreuz als Zeichen seiner weltumspannenden Macht trägt.
Die Figur des neugeborenen Jesus-Kindes war zu dieser Zeit ein beliebtes Neujahrsgeschenk. Es wurde nicht nur allein, sondern oft auch mit Maria oder in einer Krippenszene dargestellt. Das „Christkind“ entwickelte sich in späteren Jahrhunderten immer mehr zu einer eigenen Gestalt, die überwiegend geschlechtslos auftrat und den Kindern die Geschenke brachte.
Solche Figuren wurden im Mittelalter und der Frühen Neuzeit aus sogenanntem „Pfeifenton“ hergestellt und zeigten neben Christus unter anderem Maria, Heilige oder Tiere. Man fertigte sie in Formen aus Stein, Holz oder Metall, die sich sowohl für Ton als auch für essbare Erzeugnisse aus Teig eigneten. Die Tonfiguren wurden beispielsweise in Hausaltären, auf dem Kamin oder an Fassaden aufgestellt, aber auch in Gräber mitgegeben. Die Zunahme der Produktion führte zu einer leichteren Zugänglichkeit von sakraler Kunst für größere Bevölkerungsschichten. In manchen dieser Formen wurden bereits etwa zeitgleich mit Gutenberg bewegliche Lettern verwendet.
Aus der Wormser „Bilderbäckerei“, eine der wichtigsten der Zeit, wurden über 1300 Figuren gefunden. Aufgrund der großen Menge an Funden, die wahrscheinlich größtenteils zerbrochene Ausschussware darstellten, kann man annehmen, dass die Werkstatt südwestlich der Innenstadt an der Speyerer Straße produzierte. An manchen haben sich Reste von Farbe erhalten. Auch einige der Formen wurden gefunden.