27.09.13 im Mozartsaal Worms
04.10.13 im Wormser Theater
Man kann über das Kulturprogramm, das es auf Wormser Bühnen zu sehen gibt, sicherlich kontrovers diskutieren. Dass es zu wenig zu lachen gäbe, darüber gibt es jedoch nichts zu debattieren, wie Anfang Oktober eindrucksvoll untermauert wurde. Gerade mal acht Tage lagen zwischen den Auftritten der deutschlandweit bekannten Comedians Tobias Mann und Ralf Schmitz, die übrigens bestens besucht waren und wieder einmal zeigten, wie unterschiedlich Humor sein kann.
Den Anfang machte TOBIAS MANN, der sich seine ersten Sporen in der Mainzer Fassenacht verdiente und gerade mit seinem aktuellen Programm „Verrückt in die Zukunft“ auf Tournee ist. Pünktlich um acht erschien er dynamischen Schrittes, um unter begeistertem Applaus die Bühne im proppenvollen Mozartsaal zu betreten. Schon nach den ersten Worten war klar, was der Zuschauer den Abend über von dem quirligen Komiker zu erwarten hatte, nämlich politische Satire, die zwar im ersten Moment – aufgrund der spitzbübischen Art des Satirikers – fast harmlos daherzukommen schien, aber das war nur vordergründig. Klug überlegt, lenkte er den Blick immer wieder auf die wesentlichen Dinge. Klar, dass an diesem Abend auch die zurückliegende Bundestagswahl ein großes Thema für Mann war. Zumal die Steilvorlagen, die Politiker immer wieder vorgeben, wie z.B. Peer Steinbrücks jetzt schon legendärer Mittelfinger, zu schön für einen politisch motivierten Komiker sind, um sie zu ignorieren. So erklärte er auch, dass Steinbrücks Kandidatur wohl eher ein wissenschaftlicher Feldversuch war, bei dem man mal einen Politiker rausschicken wollte, der einfach sagt, was er denkt und man dann mal schaue, wie weit er kommt. Das Ergebnis des Versuches mit dem „fleischgewordenen Widerspruch“ oder „Pinguin mit Flugerfahrung“ ist mittlerweile bekannt. In manchen Momenten, wenn Mann wieder mal Zusammenhänge erklärte oder Aussagen entlarvte, wirkte er wie eine verjüngte Ausgabe seines fränkischen Kollegen Erwin Pelzig. Schön in diesem Zusammenhang seine Ausführungen zur NSA-Affäre, als er mittels Bandeinspielung eine Aussage des Regierungssprechers Steffen Seibert zum Besten gab. In einem verschachtelten Satz nahm dieser vor der Presse Stellung zu einem Treffen zwischen „Angie“ und Barack Obama. Der Mainzer fasste anschließend die Aussage zusammen: „Wenn die, die nichts wissen, obwohl sie alles wissen müssten, mit denen reden, die alles wissen, die aber nichts sagen, wissen am Ende alle das, was sie auch schon vorher wussten.“ Oder wie der bewegungsfreudige Komiker feststellte: „Wenn man schon verarscht wird, dann so eloquent“. Abschließend stellte er zu diesem Thema fest, dass die Todschlagargumentation mit Anti Terror Maßnahmen letztlich nur ein perfekt organisiertes Demokratiemarketing sei. Doch Tobias Mann sprach nicht nur über Politik. Auch die moderne Kommunikation via Internet oder Smartphones fanden ihren Platz in dem Programm. Schön war, dass nie das Gefühl aufkam, der Komiker würde einfach verschiedene Punkte seines Programms abhaken. Alles wirkte organisch, wie ein nettes Gespräch oder besser gesagt ein Monolog, dem man gerne lauschte. Dass der Mainzer auch als Musiker eine sehr gute Figur machte, rundete den durchweg gelungenen Abend ab.
Ganz anders der Humor des 39-jährigen Leverkuseners RALF SCHMITZ und dessen aktuelles Bühnenprogramm „Schmitzpiepe“. Politik spielte bei ihm eine untergeordnete Rolle, vielmehr fühlte sich der ebenso auffällig wuselige Schmitz eines klassischen Zotenhumors verpflichtet. Da musste auch mal die eigene Mutter für ein paar Lacher herhalten. Putzig die Geschichte, in der der Komiker davon erzählte, dass er in einem „Anfall aggressiven Schenkens“ seiner Mutter ein Smartphone überreichte, was diese allerdings vor technisch unlösbare Aufgaben stellte, wie z.B. die Nutzung der T9 Technologie. Dies führte zu allerlei skurrilen SMS, die Schmitz dem neugierigen Publikum im fast ausverkauften Theatersaal schonungslos vorführte. Ebenso mussten Fotos aus seiner Kindheit ran. Bei diesen hatte seine Mutter die Angewohnheit, ihn auf den Bildern zu markieren, was ihn wiederum zu Überlegungen verleitete, warum sie dies tat. Auch ein „Strumpfhosen-Trauma“ blieb nicht unerwähnt. Nach so viel biografischem Input zeigte Schmitz dann seine eigentliche Stärke, nämlich die des Improvisierens. Schmitz, der mal Mitglied des Improvisations Theaters Springmaus war, ließ sich immer wieder Begriffe vom Publikum zurufen, die er in sein Programm einarbeitete, was zur Folge hatte, dass Rotkäppchen mit dem Genre des Pornofilms gekreuzt wurde. Wer in der ersten Reihe saß, musste damit rechnen, auf der Bühne Platz nehmen zu dürfen, um als Steilvorlage für den Komiker zu dienen. Das war, wie bereits erwähnt, nicht immer besonders tiefgründig, änderte aber nichts daran, dass sich der Abend äußerst kurzweilig und unterhaltsam gestaltete. Im Anschluss nahm sich der Komiker noch ausreichend Zeit, um seinen Fans im Foyer des Theaters Rede und Antwort zu stehen, inklusive eines netten Erinnerungsfotos. Die Zuschauer nahmen davon regen Gebrauch.
FAZIT: Zwei Komiker, zwei Mal volle Häuser und zwei sehr unterschiedliche Ansätze. Im direkten Punktvergleich würde letztlich Tobias Mann knapp die Nase vorn haben, da seine Pointen deutlich durchdachter wirkten.