Nicht nur das geplante Gewerbegebiet „Am hohen Stein“ stand lange Zeit in der Kritik, auch für die weitere Bebauung in Weinsheim am See, die der Investor Profecto GmbH durchführen soll, fallen ähnliche K.O.-Kriterien an. Nur heißt der Feldhamster dort Zauneidechse und das beste Ackerland ist ein schützenswertes Biotop, das für eine weitere Zersiedelung in diesem Randgebiet weichen müsste. Ob SPD und CDU auch hier aus wahltaktischen Gründen noch einen Rückzieher machen, scheint dagegen eher unwahrscheinlich.
Ebenso wie das Gewerbegebiet „Am hohen Stein“, ist auch der Bau einer Neubausiedlung in Weinsheim am See schon seit Jahrzehnten Thema im Wormser Stadtrat. Wirft man einen Blick zurück in der Historie, stellt man fest, dass im Laufe der letzten Jahrzehnte schon des Öfteren Versuche unternommen worden waren, eine weitere Bebauung in eben jenem Gebiet zu forcieren. Es haben sich auch schon Gerichte und verschiedene Stadträte mit dieser Frage beschäftigt – stets ablehnend. Sowohl in der Amtszeit von Oberbürgermeister Wilhelm Neuss als auch später unter Gernot Fischer sprach sich der Stadtrat jeweils mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit gegen die Zersiedelung in diesem Außenbereich der Stadt Worms, genau genommen sogar im Außenbereich des Stadtteils Weinsheim, aus. Noch im Mai 2007 empfahl die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd der Stadt Worms, die Flächenausweisungen von Biotop und Ackergelände, d.h. mehr als zwei Drittel des Plangebiets, zu überdenken und diesen Bereich nicht weiter zu entwickeln. In der landespflegerischen Beurteilung wurden diese als „nicht geeignet“ eingestuft und bei der städtebaulichen nur als „bedingt geeignet“. Die Gründe liegen auf der Hand: Zum einen muss aufgrund der demografischen Entwicklung nicht zwingend neuer Wohnraum geschaffen werden, das Wohngebiet wäre nicht an den Busverkehr angebunden und die vielbefahrene Bahnstrecke Worms-Mannheim mit ihren Lärmbelästigungen läge in unmittelbarer Nähe. Nicht zuletzt würde auch dort ein Stück schützenswerter Lebensraum für Flora und Fauna zerstört, u.a. ein Biotop mit geschützten Tierarten, wie z.B. der bereits erwähnten Zauneidechse. Von daher wäre es nicht mehr als vernünftig, auch hier die Pläne wieder zu begraben, bevor man ein ähnliches Desaster – außer Planungskosten nichts gewesen – wie „Am hohen Stein“ erlebt. Der große Unterschied ist jedoch: Während bei dem Gewerbegebiet 9000 Leute quer durch alle Gesellschafts- und vor allem Wählerschichten dagegen waren, sind es in Weinsheim nur ein paar Gutbetuchte, die sich – so der Eindruck vieler Außenstehender – lediglich in ihrer Ruhe gestört fühlen und die wohl kaum potentielle SPD-Wähler sind. Aber vielleicht kommt der CDU, die in dieser Sache wie so oft am Rockzipfel der Sozialdemokraten hängt und dafür ihre eigene Wählerschaft verprellt, kurz vorm Kommunalwahlkampf eine ähnliche Eingebung wie kürzlich beim „Hohen Stein“. Dann würden auch diese uralten Pläne wieder dahin wandern, wo sie hingehören: in die Mottenkiste der abgelehnten Projekte – direkt neben dem Gewerbegebiet „Am hohen Stein“.