12. Oktober 2017 | Capitol in Mannheim:

Sebastian Pufpaff, bekannt aus „Pufpaffs Happy Hour“ (3-sat), gastierte mit seinem aktuellen Programm „Alles auf Anfang“ im ausverkauften Mannheimer Capitol und servierte mehr als zwei Stunden lang Kabarett vom Feinsten.

Dabei hatte Pufpaff noch zu Beginn des Abends gesagt: „Ich mache kein Kabarett!“ und stattdessen einen „Stuhlkreis“ angekündigt, um der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten, die nur noch aus Ich-bezogenen Leuten besteht und die vor allem eines eint: Angst. Vor Trump, Erdogan, Putin und der AfD, Angst vor der Pubertät, vor Läusen, vor Impfungen. Aber wie Pufpaff richtig erkennt: Nur eine stumme Gesellschaft, die ängstlich ist, kann gut kontrolliert werden. Deshalb will er sein Publikum animieren, dagegen aufzubegehren, da er selbst schon abgelutscht und satt sei, sogar ein Zäpfchen hätte mehr Charakter. Und trotzdem redet er sich bei manchen Themen wunderbar in Rage. Ob Rente bis 78, vermeintliche Rumänen-Banden, die den ganzen Tag nur klauen, oder Döner für 99 Cent, der natürlich aus Ratte oder Taube bestehe, allerdings daraus etwas Leckeres zu zaubern, das sei die wahre Kochkunst. Obwohl selbst verheiratet, kommt auch eine Einrichtung wie die Ehe nicht gut weg bei Pufpaff. Vor dem Hintergrund, dass heutzutage jede zweite Ehe wieder geschieden wird, stellt er die nicht unberechtigte Frage: „Würde man sich ein Auto kaufen, wenn man vorher wüsste, dass jedes zweite irgendwann explodiert?“ Im zweiten Teil des Programms wird es dann zunehmend politischer und bei dem Thema „Flüchtlinge“ ungewohnt ernst. Denn auch hier wird laut Pufpaff vor allem mit der Angst der Leute gespielt: „Die Wahrscheinlichkeit von einem Terroranschlag betroffen zu sein, ist genauso groß, wie von einem Hai gebissen zu werden – wohlgemerkt in Mannheim.“ Generell unterscheide er nur zwischen „Arschlöchern“ und „Nicht-Arschlöchern“– egal, welche Hauptfarbe oder Nationalität diese tragen. Zum Abschluss eines unterhaltsamen Abends wünscht sich Sebastian Pufpaff den „Neutralisator“ aus dem Film „Men in Black“, mit dem die Menschen alles vergessen, was ihnen zuvor passiert ist. „Alles auf Anfang“ quasi. Ohne Vorurteile gegenüber Fremden, ohne Ressentiments gegenüber Andersdenkenden. Schöner Gedanke.

Fazit: Mehr als zwei Stunden lang mit nicht immer politisch korrekter Gesellschaftskritik zu unterhalten, ohne dabei den moralischen Zeigefinger zu heben – das macht Sebastian Pufpaff ziemlich großartig.