Mieter am Pfortenring klagen über desolaten Zustand ihres Wohnhauses

Foto: Andreas Stumpf

Es war eigentliche die perfekte Wohnung für Birgit Hölder. Ausgestattet mit einer schmalen monatlichen Rente und dazu noch gehbehindert, fand sie vor sechs Jahren eine barrierearme Wohnung. Anfangs war alles gut. Doch dann ändert sich alles und seit mehreren Wochen sitzt sie nun in der Wohnung fest.

Es war ein verzweifelter Hilfeschrei, der uns per Mail Mitte September erreichte. Verfasst von Birgit Hölders Sohn schrieb dieser: „Seit 9 Wochen geht der Fahrstuhl nicht mehr und meine Mutter kommt nicht mehr aus dem Haus, genauso wie viele andere Bewohner des Hauses am Pfortenring und das ist nicht alles.“ Ein Besuch im Haus zeigt, die Mängelliste ist lang und dabei ist das Haus gar nicht mal besonders alt. Erbaut wurde es 1998. In einer Beschreibung des selbigen heißt es: „Haus Nummer 5 entspricht den Bedürfnissen für ältere Menschen und Menschen mit (Geh-) Behinderungen. Wohnungen ohne Türschwellen und mit Aufzug von Keller bis Dachgeschoss.“. Für die Miete ist ein Wohnberechtigungsschein notwendig, da die Wohnungen einst mit öffentlichen Mitteln gefördert wurden und die Mieten sich dement- sprechend im Bereich des sozialen Wohnungsbaus bewegen. Doch was nützt eine günstige Miete, wenn plötzlich nichts mehr funktioniert? Zentraler Knackpunkt ist vor allem der Aufzug, über den es im Mietangebot heißt: „Perfekte Wohnung für ältere Menschen. Über den Aufzug gelangen Sie in Ihre neue Wohnung.“ Ja, tatsächlich gelangte Frau Hölder mit dem Aufzug in ihre Wohnung im dritten Stock, nun verwehrt ihr und zahlreichen weiteren Mietern aber der technische Defekt das Verlassen der Wohnung. Birgit Hölders Sohn beschreibt die Situation in der Mail weiter: „Mir als Sohn tut es einfach nur noch weh, dass so mit den Leuten umgegangen wird, obwohl sie es schon schwer genug im Leben haben, mit ihrer mickrigen Rente und den Beeinträchtigungen. Ich hab so oft schon mit der Hausverwaltung gesprochen, die sich gefühlt alle fünf Monate ändert. Mir tut das Herz weh, die Leute dort so zu sehen.“ Ein Treffen mit verschiedenen Mietern zeigt, dass die Eigentumsverhältnisse tatsächlich verwirrend sind, was auch für die Gebäudeverwaltung zutrifft. Alleine in den Jahren seit 2022 wechselten mehrfach die Zuständigkeiten.

Verwirrende Verwalter- und Vermieterwechsel

Nachdem sich jahrelang Deutsche Wohnen bzw. Vonovia um die Belange der Mieter kümmerten, wechselte zum 1. Januar 2022 der Besitzer. Das neue Unternehmen hieß nun Atlas Wohnen GmbH aus München und wurde vertreten durch die Noctua Advisors GmbH in Kiel. Doch die sind zwischenzeitlich auch nicht mehr zuständig. Still und leise wechselten zum 1. Juli 2023 noch einmal die Besitzverhältnisse und plötzlich war eine Firma namens Omega GmbH Eigentümer. Eine Firma, die zufällig am selben Standort ist wie Atlas Wohnen. Bereits Wochen vor dem Wechsel beobachteten die Mieter, dass nichts mehr am Haus gemacht wurde. Die Eingangstür muss seit vielen Wochen abends abgeschlossen werden, da sie nicht mehr richtig schließt. Ein Um- stand, der aus Brandschutzgründen nicht sein dürfte. Die eigentlichen Brandschutztüren sind mit Aufklebern versehen, auf denen steht, dass diese nicht einsatzbereit sind. Der Aufzug, der ohnehin nicht geht, hat bereits seit 2022 keinen TÜV Stempel mehr und wurde in den vergangenen Jahren auch nicht mehr gewartet. In einer Etage fallen Rigipsplatten von der Decke, an der sich zwischenzeitlich Schimmel bildet. Warmwasser ist ebenfalls rar und wenn es kommt, ist es nur lau und der Druck fällt ab. Auch ein Handwerker, der Ende September versuchte, das Problem zu lösen, konnte nicht wirklich helfen. Ein Reinigungsdienst für das Gebäude und das umliegende Gelände wurde ebenfalls schon seit längerem nicht mehr gesehen.

Mieter wehren sich

Zwischenzeitlich hat sich auch der Behindertenbeauftragte der Stadt Worms, WOLFGANG SCHALL, eingeschaltet, der entsetzt ist über den Umgang mit den beeinträchtigen Menschen. Eine Kontaktaufnahme mit den Vermietern war bisher nicht möglich, da die Mailadresse, die er hatte, in eine Sackgasse führte. Mehmet Kirisoglu, ebenfalls Mieter in dem Haus, hatte zwischenzeitlich etwas mehr Erfolg. Er erreichte per Mail tatsächlich jemanden bei der Firma Omega GmbH. Nun soll am 9. Oktober der Aufzug in Stand gesetzt werden. Auch wir haben eine Anfrage an das Unternehmen geschickt, dem auch das Nachbarhaus am Pfortenring gehört, in dem es eben- falls immer wieder zu Problemen kommt. Eine Antwort lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor. Die Mieter haben ihre Zweifel, ob die Anfragen grundsätzlich was bringen, da es Vertröstungen in der Vergangenheit immer mal wieder gab, ohne dass etwas geschah. Für sie ist die Zeit des Wartens vorbei. Dementsprechend haben einzelne Mieter sich auch anwaltliche Hilfe geholt, denn klar ist, ein Einzelner kann nichts gegen ein Unternehmen ausrichten, für das zwei Mietobjekte in Worms lediglich eine Fußnote sind.

Text und Fotos: Dennis Dirigo