Gemeinsam für eine starke Demokratie, so könnte man den Leitgedanken zusammenfassen, den 35 Wormser Unternehmen in Form eines Wirtschaftsbündnisses verfolgen. Vorgestellt wurde die „Charta Wirtschaftsbündnis für Demokratie“ auf einem Pressegespräch am 17. April.
Vertretend für die vielfältigen Unternehmen, erklärten die Initiatoren dieses Zusammenschlusses die genauen Hintergründe und vor allem, wie sie sich für die Demokratie stark machen wollen. Der Impulsgeber des Bündnisses, der bekannte Politikwissenschaftler Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte, betonte zu Beginn des Gesprächs: „Wir wollen nicht verdammen, sondern wir wollen werben für Demokratie“. Das politische Ziel ist, so Korte, die Menschen für die Europawahl, aber auch die Kommunalwahl (beide am 9. Juni) zu mobilisieren. Um dies zu erreichen, setzt das Bündnis auf die Reichweite innerhalb der teilnehmenden Unternehmen, die gemeinsam 10.000 Menschen beschäftigen. Vertretend für diese Unternehmen saßen Michael Kundel, Vorstandsvorsitzender der RENOLIT SE und Stephan Wilhelm, Vorstandssprecher der EWR AG, mit Korte am Tisch. Natürlich ist allen Beteiligten klar, dass es nicht reicht, eine Charta zu unterzeichnen, weswegen ein zentraler Punkt des Bündnisses sogenannte Demokratiebotschafter sind. Hierbei werden Mitarbeiter/innen aus den Unternehmen entsprechend geschult. Diese sollen sich in Gesprächen am Arbeitsplatz, in der Pause, aber auch im Freundeskreis oder am Stammtisch für die Demokratie einsetzen. Ziel ist es, das Miteinander in der Gesellschaft zu stärken und den Zusammenhalt in den jeweiligen Unternehmen zu fördern. Korte unterstreicht dabei, dass der Erhalt von Demokratie keine Selbstverständlichkeit, sondern ganz im Gegenteil eine anstrengende Form sei, die Zumutungen abverlange.
„Demokratie ist kein Hotel. Wir müssen selbst aufräumen“, malte Korte ein Bild und forderte, nicht zu oft über die Ränder zu reden, sondern die Mitte wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Was man aus unternehmerischer Sicht damit erreichen will, erläuterte Michael Kundel und benannte drei Hauptthemen. Ziel sei es, die Einhaltung des Generationenvertrags zu gewährleisten. Dies sei aber in Anbetracht des Fachkräftemangels ohne Zuwanderung nicht möglich. Ebenso verweist er auf die Stärkung von Diversität und Vielfalt im Zusammenhang mit den zahlreichen Mitarbeitern der 35 Unternehmen, die aus rund 30 weiteren Nationen kommen. Das dritte Ziel ist schließlich der Erhalt eines lebendigen Handels. Dabei erklärt Kundel, dass Worms deutschlandweit eine der höchsten Exportquoten (66 Prozent) habe. All diese Ziele sehen die Initiatoren durch die Zunahme von Extremismus, Populismus und Antisemitismus gefährdet. Für Stephan Wilhelm ist dementsprechend höchste Zeit. „Demokratie ist wie ein Fußballspiel, bei dem wir es uns zu lange auf der Tribüne gemütlich gemacht haben“, beschreibt er die Situation und ergänzt: „Nun müssen wir uns auf dem Platz anstrengen!“
Unterstützung holen sich die Arbeitgeber durch das Einbinden der Personal- und Betriebsräte. Zudem hoffen sie durch die öffentliche Aufmerksamkeit, weitere Unternehmen für das gemeinsame Ziel zu gewinnen. Wer teilnimmt, verpflichtet sich, die Grundsätze der Charta aktiv zu unterstützen, was ein klares Signal gegen Propaganda, Hetze und Ausgrenzung aussendet. Zu den bisher teilnehmenden Unternehmen gehören neben Renolit SE und der EWR AG auch die Kinowelt Worms, die Firma Elektro Knies, Rowe und natürlich der größte Arbeitgeber in Worms, die Stadt selbst sowie 29 weitere.
Alle Partner sowie die Charta selbst finden Sie unter:
https://wormsercharta.de/
Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf