Vielleicht sind wir Wormser mittlerweile einfach ein bisschen zu verwöhnt, was die Sonderkonzerte bei „Jazz & Joy“ angeht. Aber Tim Bendzko, die personifizierte Langeweile, für den das Formatradio in all seiner Beliebigkeit vermutlich erst erfunden wurde, musste doch nun wirklich nicht sein.
Wir hatten einen Bob Dylan hier. Der war zwar auf und hinter der Bühne genauso grantig, wie man den Herrn Zimmermann gemeinhin halt kennt. Aber der Mann hat halt auch Musikgeschichte geschrieben. Da muss man nicht mehr jedem Hansel die Hand schütteln oder sich irgendwelche Selfies aufdrücken lassen. Außerdem hatten wir Simply Red zu Gast, die sich aktuell gerade wieder zu einem Comeback zusammenschließen. Seinerzeit hat der Rotfuchs am Mikro, Mick Hucknall, ständig den Dom hinter sich und die „Beautiful Location“ gelobt, während die Wormser schier ausgerastet sind. Der großartige, leider am 22.12.14 verstorbene Joe Cocker hat sogar zwei Mal in Worms vorbeigeschaut. Einmal auf dem Marktplatz und einmal auf dem Platz der Partnerschaft. Selbigen haben die Fantastischen Vier 2008 sogar zum Beben gebracht. Selbst die olle Nena und ihre Zickenshow haben die Wormser überlebt. Aber der Schnulli-Pop, den Tim Bendzko am 15. August 2014 beim Sonderkonzert des diesjährigen „Jazz & Joy“ auf dem Marktplatz abgezogen hat, war schon hart an der Grenze. Da gab es wirklich keine einzige neue musikalische Idee weit und breit zu entdecken. Vermutlich hat der junge Mann mit dem markanten Lockenkopf in seiner Jugend ein bisschen zu viel Xavier Naidoo gehört und gibt sich deshalb als müder Abklatsch eines anderen Abklatsches zufrieden. Und während Bendzko nur noch kurz die Welt retten will, fragen wir uns, wer die Welt eigentlich vor belangloser Musik rettet? Deshalb müssen die Verantwortlichen von „Jazz & Joy“ dringend handeln. Sollte für 2015 – getreu dem Motto „Alle guten Dinge sind drei“ – erneut jemand aus der Kategorie Deutschpop verpflichtet werden, fordern wir nach dem Jammerlappen Naidoo und dem Weltretter Bendzko fürs nächste Sonderkonzert Clueso, damit mal wieder jemand mit einem gewissen lyrischen Anspruch in die Nibelungenstadt kommt. Außerdem sieht der gut aus, sagen die Mädels in der Redaktion.