KURZBIO Das Licht der Welt erblickte Jens Hermsdorf 1966. Dass ihn sein Lebensweg einmal nach Worms führen würde, war ihm als junger Mann natürlich noch nicht klar. Nach dem Abitur studierte er in Flensburg BWL an der Nordischen Universität. Nach einiger Zeit wechselte er an die Uni Bayreuth, wo er auch promovierte. Nach unterschiedlichen Tätigkeiten bei der Deutschen Bank, u.a. in Hamburg und New York, wurde er 2003 zum Professor für internationales Finanzmanagement und Unternehmensrechnung an der School of International Business der Hochschule Bremen berufen. Seit 2009 ist er Präsident der Hochschule Worms, 2015 wurde er für weitere sechs Jahre wiedergewählt. Hermsdorf ist amtierender Vorsitzender der Landeshochschulkonferenz RLP und engagiert sich im Freundes- und Förderkreis der Nibelungen Festspiele. Wenn er sich einmal nicht um die Geschicke der Wormser Hochschule kümmern muss, beschäftigt er sich ausgiebig mit der Architektur in all ihren Facetten.
Was begeistert Sie an der Hochschule Worms?
Am meisten begeistert mich die Hochschule mit ihrer großen Internationalität. Im Rahmen einer globalisierten und internationalen Welt, mit all ihren Chancen, es gibt auch Risiken, das ist mir bewusst, können wir mit einer innovativen und wissenschaftlich fundierten Form des Studiums, vielen jungen Menschen beste Startbedingungen für ein erfolgreiches Berufsleben ermöglichen.
Waren Sie ein guter Schüler?
Ich würde von mir behaupten, dass ich ein durchschnittlicher Schüler war. Wenn es sein musste, konnte ich aber durchaus Reserven mobilisieren. Mit der Möglichkeit der Spezialisierung kamen dann auch der Ehrgeiz und die Freude am Lernen.
Wie entspannen Sie?
Ruhe finde ich zu Haus in der Familie und beim Sport. Beim Laufen und Rad fahren kann ich einerseits abschalten und anderseits fallen mir auch immer wieder neue Dinge ein. Im häuslichen Keller kann ich basteln und immer wieder feststellen, dass Handwerker es besser können und trotzdem macht es mir Spaß.
Ein Buch, ein Film, ein Musikstück, das Sie bis heute begeistert!
Da ich eher ökonomisch geprägte Bücher lese, zählt Hayeks „Der Weg zur Knechtschaft“ zu den prägendsten Werken. Bei der (leichten) klassischen Musik zählt Schostakowitsch zu meinen Favoriten. Wenn ich ein kurzes Stück für die gute Laune brauche, ist es von Leroy Anderson „Plink Plank Plunk“.
An welchen Ort würden Sie gerne mal reisen?
Durch meinen Beruf durfte ich schon das eine oder andere Land der Erde bereisen, es gibt aber noch so viel zu sehen. Privat stehen noch Teile Afrikas und Südamerikas auf der Agenda, wobei es auch noch diverse weiße Flecken in Europa gibt. Die Entscheidung über das nächste Ziel steht noch aus.
Sie sind „zugezogener Wormser“, was gefällt Ihnen an der Stadt und was nicht?
Die Schönheit der Stadt erschließt sich nicht immer auf den ersten Blick, verblüfft aber auf den zweiten Blick umso mehr. Da gibt es Kleinode, wie den Heylshof, der Heilige Sand oder den Hernsheimer Schlosspark. Mittlerweile glaube ich, einen roten Faden durch die Stadt gefunden zu haben, an dem sie sich von ihrer besten Seite zeigt. Auch stelle ich immer wieder fest, wie offen, freundlich und interessiert die Rheinhessen sind, sie sind neugierig und innovativ und manchmal auch recht kritisch mit ihrer eigenen Stadt. Ein gewisses Maß an Kritik hilft aber auch, die Stadt weiter zu entwickeln. Wenn Sie mich ganz konkret nach Verbesserungsoptionen für die Stadt fragen, so hat die Infrastruktur – und hier die Anbindung an das Rhein-Main-Gebiet – perspektivisch noch nicht gänzlich ausgeschöpfte Möglichkeiten.
Etwas, was Sie gerne gelernt, aber nie getan haben?
Bei den Fremdsprachen habe ich zu spät erkannt, welche Bedeutung diese für das private und berufliche Umfeld haben. Außerdem wäre ein technisches Studium sicherlich eine realistische Option gewesen, nun muss ich auf das Seniorenstudium warten.
Etwas, dass Sie gerne noch tun möchten?
Ich habe die HS Worms von Anfang an als innovativ, weltoffen und international erlebt. Gerade an unserer Hochschule haben wir das Privileg, uns täglich mit den unterschiedlichsten Perspektiven junger Menschen auseinanderzusetzen. Mein großes Anliegen ist es, den Campus als Ort der Verständigung weiterhin mitzugestalten und diese Atmosphäre zu erhalten und zu vertiefen.
Was läuft derzeit falsch in dieser Welt?
Dies ist eine Frage, die wohl kaum mit wenigen Worten zu beantworten ist. Aber mit Sorge betrachte ich, dass in unserer Welt Vorurteile und individuelle Interessen wieder zunehmen. Das stellt auf Dauer eine Bedrohung dar. Daher wünsche ich mir, dass die Balance zwischen wirtschaftlich notwendigen Entwicklungen und dem Erhalt einer lebenswerten Welt im Mittelpunkt des politischen Interesses steht.
Welchen Ratschlag würden Sie Herrn Schäuble zu seiner Finanzpolitik machen?
Herr Schäuble braucht sicherlich nicht meinen Rat. Ich bin mir sicher, dass allen strategisch denkenden politischen Entscheidern bewusst ist, dass die Investition in Bildung, von der Kita bis zur Hochschule, sich langfristig mehr als nur lohnt, denn gut ausgebildete junge und motivierte Menschen sind unsere Zukunft.