Der nächste „Neuaufbau light“

An diesen Tagen erinnern sich viele Wormatia Fans an die Aussagen der Vereinsverantwortlichen vor genau einem Jahr, als man beim VfR nach dem Abstieg aus der Regionalliga die Losung ausgegeben hatte, eine Mannschaft mit Perspektive aufbauen zu wollen. Diese sollte im ersten Jahr bestenfalls unter den ersten Fünf landen und in 2-3 Jahren den Aufstieg in die Regionalliga bewerkstelligen. Die von Trainer Peter Tretter vor der Saison 2023/2024 kurzfristig zusammengestellte Mannschaft war eine der jüngsten der kompletten Liga und fand schneller als erwartet zu einer Einheit zusammen. Als Wormatia Worms in der Winterpause auf Platz zwei stand, mit einem Vorsprung von vier Punkten gegenüber dem FK Pirmasens und sogar elf Punkte vor dem späteren Zweiten SV Gonsenheim, korrigierte die Vereinsführung das Saisonziel nach oben, jetzt sollte der Relegationsplatz zwei auch beibehalten werden. Mit den beiden Winter-Neuzugängen Luca Jensen und Torjäger Jan Dahlke sollte dieser Anspruch noch untermauert werden, aber bekanntlich ging der Schuss nach hinten los, denn nach einer grottenschlechten Rückrunde landete der VfR letztendlich nur auf Platz fünf. Auch wenn Trainer Peter Tretter immer wieder gewarnt hatte, dass sein junges Team irgendwann eine Schwächephase erleben würde, war die Enttäuschung unter den Anhängern nach der starken Vorrunde, die Aufstiegshoffnungen geweckt hatte, ziemlich groß. Dass es nicht nur auf dem Platz hakte, sondern auch innerhalb der Mannschaft nicht mehr stimmte, wurde spätestens dann offensichtlich, als noch vor dem letzten Oberligaspieltag die ersten Abgänge verkündet wurden. Bereits da war absehbar, dass es auch vor der zweiten Oberligasaison zu einem größeren Umbruch kommen würde.

Wer bleibt? Wer geht?

Beginnen wir mit den guten Nachrichten: Die Achse mit Torhüter LUCA PEDRETTI, Innenverteidiger IVAN SMILJANIC, den zentralen Mittelfeldspielern LUCA JENSEN und SANDRO LOECHELT sowie Torjäger JAN DAHLKE bleibt auch in der neuen Saison erhalten. Dazu kommen die Vertragsverlängerungen von Rechtsverteidiger PASCAL NICKLIS und JULIAN MARQUARDT, der in der letzten Saison, auch verletzungsbedingt, nicht über die Rolle eines Einwechselspielers hinausgekommen war. Auch Verteidiger STEFANO MAIER, der in der letzten Saison nur auf fünf Einsätze kam, hat noch einen Vertrag bis 2025. Weiterhin im Kader sind die „jungen Wilden“, wie U21-Torhüter JOHN DOS SANTOS, LUCA MANGANIELLO, MORITZ GOTTHARDT oder EVZI SAITI (z.Zt. verletzt w/ Kreuzbandriss). Somit bleiben zwölf Spieler aus der Vorsaison erhalten. Dem gegenüber stehen 16 Abgänge, wobei alleine vier Leistungsträger aus der letzten Saison zukünftig eine Klasse höher in der Regionalliga spielen werden. Das ist eben nach wie vor das harte Los eines Oberligisten, der von vielen Spielern als Sprungbrett in eine höhere Klasse benutzt wird. Von der Stammelf der letzten Saison verlassen alleine sechs Spieler Wormatia Worms. Torjäger DANIEL KASPER hat sich bekanntlich der SpVgg Greuther Fürth II angeschlossen und wird zukünftig in der Regionalliga Bayern auflaufen. Aus der Abwehrviererkette wechselt Linksverteidiger PHILIPP SONN in die Regionalliga Südwest zum Bahlinger SC, Abwehrchef SIMON LUDWIG wird in die Regionalliga West zu Rot-Weiß Oberhausen gehen. Gerne hätte der VfR auch mit den beiden Außenstürmern MAXIMILIAN FESSER (zu Würzburger Kickers / Regionalliga Bayern) und UMUT SENTÜRK verlängert, aber beide lehnten ein Vertragsangebot des Vereins ab. Dagegen hat man sich im Fall JANNIK MARX von Vereinsseite dazu entschieden, den Vertrag nicht zu verlängern, weshalb der langjährige Mittelmotor der Wormatia zum VfR Mannheim in die Oberliga Baden-Württemberg wechselt. Mit fünf der sechs Abgänge aus der Stammelf hätte der VfR gerne verlängert. Dazu kommen noch zehn weitere Abgänge, von denen allenfalls noch YOUNES AZAHAF zu den Härtefällen zählt, da man den stets einsatzfreudigen 19-Jährigen, der von Ligakonkurrent Rot-Weiß Koblenz verpflichtet wurde, gerne noch eine Saison im Trikot der Wormatia gesehen hätte. Dagegen kam ALEXANDER SHEHADA weder in der Regionalliga noch in der Oberliga über die Rolle eines Ergänzungsspielers hinaus und hat kein Vertragsangebot mehr erhalten (Ziel unbekannt). Gleich drei Spieler haben sich der TSG Pfeddersheim angeschlossen, die nächste Saison in der Verbandsliga antreten muss. Während VINCENT HABER vor seiner Verletzungspause noch der erfolgreichen Vorrundenmannschaft des VfR angehörte, war der Platz von Innenverteidiger MORITZ MAURER und Ersatztorhüter LEON GUTH zumeist auf der Ersatzbank. Keine bzw. kaum Einsatzzeiten konnten auch AGER SAADY und NILS WANNEMACHER (beide Ziel unbekannt) verbuchen. Die in der letzten Saison nicht eingesetzten FATIH KÖKSAL, TEVIN IHRIG und JEAN-YVES M’VOTO (1 Kurzeinsatz im letzten Spiel) haben nach ihren schwerwiegenden Verletzungen ihre Karriere beendet.

Die Neuzugänge

Als weiterer Torwart wurde TOM DAHLKE (19) verpflichtet, der Bruder von Mittelstürmer Jan Dahlke, der in der letzten Oberligasaison auf fünf Einsätze für den 1. FC Kaiserslautern II kam. Vom FSV Frankfurt kommt der 1,88 Meter große Innenverteidiger MIGUEL COSTA DE FIGUEIREDO (21), der auch als Linksverteidiger zum Einsatz kam. Der gebürtige Darmstädter absolvierte elf Regionalligaspiele für den FSV, ehe er durch eine Verletzung ausgebremst wurde. Ebenso für die Innenverteidigung ist BENJAMIN FRANZ (21) vorgesehen, der 2022 noch unter Peter Tretter beim 1. FC Kaiserslautern II gespielt hat, nach einer Blinddarm-OP längere Zeit ausfiel und in der Rückrunde der abgelaufenen Saison sechs Spiele für den Oberligisten VfR Mannheim absolviert hat. Mit NIK ROSENBAUM (25) kommt von TUS Schott Mainz ein beidfüßiger Allrounder, der in zehn Regionalligaspielen (in der Rückrunde fehlte er verletzungsbedingt) zumeist im defensiven Mittelfeld oder als Rechtsverteidiger zum Einsatz kam. Von Arminia Ludwigshafen kommt der 20-jährige LAURENZ GRAF. Acht Treffer in 36 Einsätzen hat das 1,91 Meter große, im Mittelfeld vielseitig einsetzbare Talent im abgelaufenen Oberligaspieljahr erzielt. Vom Oberligavizemeister SV Gonsenheim wechselt der Offensivspieler JAMAL WILLRICH (18) zur Wormatia. Gerade frisch aus der A-Jugend-Regionalliga zu den Herren gestoßen, traf Jamal in fünf Oberligapartien ein Mal ins gegnerische Tor und ist auf der Außenbahn zuhause.

Am 3. August startet die neue Saison

Am 26. Juni war Trainingsstart für den 18 Spieler umfassenden vorläufigen Kader der Wormatia, wobei der langzeitverletzte Evzi Saiti nicht anwesend war. Die Vorbereitung absolviert der VfR auf dem Platz von Eintracht Herrnsheim, da der Rasen in der EWR-Arena, wie üblich in der Sommerpause, für Pflegemaßnahmen gesperrt ist. Bis zum Saisonbeginn sind verschiedene Testspiele geplant, darunter am 27. Juli im Zuge des Stadionfestes in der EWR-Arena gegen den Ligakonkurrenten FV Dudenhofen. Am 3. August 2024 startet die neue Saison in der Oberliga Rheinland-Pfalz-Saar. Mit den beiden Absteigern aus der Regionalliga Südwest, TUS KOBLENZ und TUS SCHOTT MAINZ, kommen zwei neue Teams dazu, die naturgemäß auch zu den Aufstiegskandidaten zählen. Zudem sind der drittplatzierte FK PIRMASENS und der in der Relegation gescheiterte Vizemeister SV GONSENHEIM auch noch da und wollen erneut oben mitmischen. Das vom Vorstand der Wormatia ausgerufene Saisonziel „Aufstieg“ dürfte in der neuen Saison deutlich schwerer zu erreichen sein als noch in der Vorsaison. Um dieses Ziel zu erreichen, muss in den nächsten Tagen und Wochen noch ein bisschen Bewegung in den Kader kommen. Auch wenn man die Ungeduld der Wormatia Fans verstehen kann, bleibt positiv festzuhalten, dass man zum Trainingsstart über einen Kader von 18 Spielern verfügt – das war in der Vergangenheit längst nicht immer so. Trotzdem werden natürlich noch ca. 7-8 Neuzugänge kommen müssen, wenn man alle Positionen im Kader mindestens doppelt besetzen will. Speziell im Sturm herrscht personell noch dringender Nachholbedarf bezüglich Ersatz für die Außenstürmer Fesser und Sentürk. Von daher fehlt im Moment noch ein wenig die Fantasie, wie Wormatia Worms in der neuen Saison aufsteigen will. Den von den Fans erhofften „Kracher“ suchte man bisher vergeblich unter den Neuzugängen. Wie so oft in der Vergangenheit hat der VfR auch diesmal drei Spieler verpflichtet, die schon bewiesen haben, dass sie höherklassig spielen können, dann aber längere Zeit durch eine Verletzung ausgebremst wurden und nun wieder Anschluss suchen. Das kann gutgehen, der Schuss kann aber auch nach hinten losgehen. Mit dem ausgerufenen Saisonziel „Aufstieg“ hat sich die Vereinsleitung selbst unter Druck gesetzt und wird bis zum Saisonstart noch die eine oder andere gewichtige Personalie aus dem Hut zaubern müssen.

Was personelle Veränderungen bei der Wormatia angeht, lohnt sich deshalb ein regelmäßiger Blick auf www.wormatia.de