Kritik zur „Sweet Soul Gospel Revue“

19. Januar 2024 / Das Wormser Theater: Die Mission war von Beginn an klar, nämlich die Macht des Gospels mit voller Inbrunst in den Theatersaal hinein zu singen. Das tat das stimmkräftige Ensemble so gut, dass bereits nach wenigen Takten für die Zuschauer kein Halten auf den Sitzplätzen mehr war.

Zwar stand auch Soul im Titel des Musikprogramms, doch der nahm an diesem Abend im sehr gut besuchten Wormser Theater eindeutig die zweite Stimme ein. Insbesondere die erste Hälfte beeindruckte vor allem durch die Stimmgewalt jeder einzelnen Sängerin und jedes Sängers, des siebenköpfigen Ensembles, das an diesem Abend auf der Bühne standen. Dabei ist die klassische Konzertbühne gar nicht mal die eigentliche Heimat des Gospel. Als Begriff erstmals in Verbindung mit christ- licher Musik im Amerika der 1870er Jahre verwendet, ist heute diese Musikrichtung auch ein Symbol für stimmgewaltige afroamerika- nische Musiker, die nicht nur in den Kirchen ihre Stimmen erheben. Inhaltlich beziehen sich die Songs dennoch zumeist auf einen religiösen Hintergrund. Ganz in diesem Sinne erklangen so religiös motivierte Songs wie „Oh Happy Days“, „Let it shine“ oder „Swing Low“ im festlichen Theatersaal.

Mit „Amazing Grace“ stimmten die Musiker schließlich noch eines der bekanntesten amerikanischen Kirchenlieder überhaupt an. Nahezu reduziert auf den Gesang und im Tempo verlangsamt, vermochte der oft gehörte Song dadurch neue Reize zu entfalten. In der zweiten Hälfte des Abends öffnete sich das Konzert auch Popklas- sikern, die nicht minder pathetisch interpre- tiert wurden. „Bridge over troubled water“ oder Michael Jacksons „Earth Song“ entwickelten in diesen Versionen einen durchaus epischen Charakter, der zwar in den Originalen schon erkennbar ist, aber begleitet von einer kraftvoll aufspielenden Quintett, erst so richtig in der Fassung der „Sweet Soul Gospel Revue“ ihre majestätische Grandezza entfalten konnten.

Fazit: Mitreißend, kraftvoll und gute Laune verbreitend, war diese Musikreise im kühlen, tristen Januar so etwas wie das wärmende musikalische Balsam, das in diesen Tagen genau richtig war.

Text: Dennis Dirigo, Fotos: Andreas Stumpf