130 Einzelhändler aus der Wormser Innenstadt haben sich zusammengeschlossen, um einen weiteren verkaufsoffenen Sonntag zu fordern – und zwar am 29.12.2013. Obwohl die rechtliche Möglichkeit dazu besteht, wollen dies zwei Institutionen verhindern, die vor allem eines gemeinsam haben: massiven Mitgliederschwund.
Wenn sich eine derart beachtliche Anzahl an Einzelhändlern zusammenschließt, weil man die Notwendigkeit erkannt hat, dass „zwischen den Jahren“ viele Urlaub haben und gerne ihr Weihnachtsgeld (oder Gutscheine) verpulvern wollen, spricht das eine ziemlich deutliche Sprache. Vier verkaufsoffene Sonntage darf eine Stadt pro Jahr anbieten, in Worms sind es derzeit zwei. Das soll sich ändern, geht es nach Stadtmarketingchef Kai Hornuf, der eine Liste mit 130 Geschäften, die diese Forderung unterstützen, an die Stadtverwaltung übergeben hat. Denn obwohl viele Einzelhändler bereits jetzt auf dem Zahnfleisch kriechen und eine zusätzliche Einnahmequelle gut gebrauchen könnten, schließlich lassen „Worms blüht auf“ und der „Mantelsonntag“ ordentlich die Kassen klingeln, sind es vor allem zwei Institutionen, die einen weiteren verkaufsoffenen Sonntag verhindern wollen. Während die Kirche den 29. Dezember zum weihnachtlichen Festkreis zählt und deshalb Shopping an diesem Tag ablehnt, glauben die Gewerkschaften, ihren Mitgliedern etwas Gutes zu tun, wenn sie diese „Ausbeuterei“ verhindern. Verwunderlich ist deshalb schon, wie groß immer noch der Einfluss der Kirchen auf Entscheidungen ist, die mit Religion oder Glauben nur wenig zu tun haben, bleibt doch vor der geplanten Öffnung der Geschäfte um 13 Uhr immer noch genügend Zeit für den sonntäglichen Kirchengang. Ganz davon abgehen, dass die Konfessionslosen mittlerweile die größte Gruppe in Deutschland bilden, aber im täglichen Leben immer wieder mit Einschränkungen konfrontiert werden, die religiös begründet werden – auch wenn das die meisten gar nicht mehr sind. Und nebenbei bemerkt: Ob die Familie am Sonntag zusammen shoppen geht, besinnliche Nachweihnachten feiert oder eine Kirche aufsucht – soviel Freiheit sollte man jedem einzelnen doch zugestehen. Ebenso interessant ist, wie viel Gewicht das Wort der Gewerkschaften noch hat, handelt es sich doch hierbei um eine weitere aussterbende Spezies, die glaubt, mit der Stimme der Arbeitnehmer zu sprechen, ohne überhaupt mit diesen gesprochen zu haben. Dann verbreitet man halt die immer gleiche Mär von den geknechteten Arbeitern, die an diesem Tag arbeiten MÜSSEN und übersieht, dass es auch Leute geben soll, die sich für einen solchen Tag, der ihrem Arbeitgeber womöglich ein Stück weit mehr das Überleben sichert, freiwillig melden und dafür an einem anderen Tag ihre Überstunden abfeiern. Die von den Kirchen und Gewerkschaften so oft angepriesene Solidarität muss ja schließlich keine Einbahnstraße sein. Jetzt liegt es an der Stadtverwaltung, die Interessen aller abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen. Der Ältestenrat der Stadt hat einen weiteren verkaufsoffenen Sonntag bereits einstimmig abgelehnt und man muss sicherlich kein Prophet sein, um zu erahnen, dass die Entscheidung der Verwaltung ähnlich ausfallen wird.