Auf seine alten Tage hat Noch-Außenminister Sigmar Gabriel in einer Talkshow überraschend deutlich Tacheles geredet zum Thema Fake-News und Lügenpresse. Speziell die Pressefreiheit ist ein von Politikern gerne zitiertes „hohes Gut der Demokratie“, das aber in der Praxis nur noch selten gegeben ist.

Im letzten Monat spielte sich im Rahmen der ZDF-Polittalkshow „Illner“ zu dem Thema „Der unfassbare Präsident – was hat Donald Trump verändert?“ eine denkwürdige Szene ab. Als sich die Talkrunde gerade einmütig auf Fake-News im Stile eines Donald Trump eingeschossen hatte, platzte Noch-Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) der Kragen:
„Wir tun so, als ob Trump der Erfinder der Fake News war.“
Sein Tischnachbar Klaus Kleber („heute-journal“), der zuvor dieses „neue Phänomen“ einzig und allein Trump zuschieben wollte, wirkte sichtlich irritiert, als Gabriel in überraschender Deutlichkeit nachlegte:
„Fake News produzieren auch die liberalen Eliten, zu denen wir alle gehören.“
Auch die öffentlich-rechtlichen Anstalten und die großen Tageszeitungen des Landes. Und Trump sei gewiss nicht der erste amerikanische Präsident gewesen, der bewusst gelogen habe. Fake-News, wie die erwiesene Lüge von George W. Bush, dass im Irak Massenvernichtungswaffen lagern würden, seien schließlich von den etablierten Medien verbreitet worden. Man möchte hierbei anfügen: So mancher Krieg in der Vergangenheit wäre gar nicht erst entstanden, wenn nicht die Medien, lange vor dem Internet, das Volk mit unhaltbaren Fakten darauf eingestimmt hätten. Im Übrigen kommentierte als einziges Pressemedium ausgerechnet die Bild-Zeitung Gabriels erstaunlich offenen Worte, allerdings unter der fragwürdigen Überschrift: „Glaubt Minister Gabriel jetzt an Weltverschwörungen?“ So weit ist es also schon: Wenn man den Medien den Spiegel vorhält, ist man ein Weltverschwörer. Denn Fakt ist nun mal, dass es um die viel zitierte Pressefreiheit gar nicht so gut bestellt ist. Die Entwicklung geht nun mal da hin, dass immer mehr unabhängige Blätter unter dem Dach eines Großverlags verschwinden. Dann ist es zumeist vorbei mit der „freien Schnauze“. Ganz davon abgesehen, dass Parteien an nicht wenigen Verlagen beteiligt sind oder Politiker in Aufsichtsräten sitzen und maßgeblich zur Meinungsbildung „ihrer Medien“ beitragen. Die Pressefreiheit jedes einzelnen Redakteurs existiert in der Praxis nur noch ganz selten. Im Übrigen merken auch immer mehr Bürger, dass die Zeitungen des Landes gewiss nicht durch Meinungsvielfalt glänzen. Wer sich umfassend informieren will, muss heutzutage auf (zumeist) gut recherchierte Internetblogs zurückgreifen, in denen man tatsächlich noch eine objektive Meinung erwarten kann. Oder auf unabhängige Blätter wie unser WO! Stadtmagazin.