In Zeiten, in denen immer wieder neue Lebensmittelskandale den Konsumenten verunsichern oder Meldungen über Massentierhaltung schockieren, ist die Sehnsucht nach einer nachhaltigen, gesunden Ernährung groß. Die Menschen wollen wissen, wie ihre Lebensmittel entstehen und woher sie kommen. Zwei, die das auch wollen, sind Ina Scholz und Christian Engelke, die im letzten Jahr die Idee hatten, einen Regionalladen auf Basis eines Vereins zu eröffnen.

Im letzten Jahr gingen sie mit diesem Vorhaben an die Öffentlichkeit und luden zu einem ersten Treffen ein (siehe auch WO! 01/18). Aus der Idee ist zwischenzeitlich ein Verein geworden, Rekiz e. V. (Regionales Ernährungs-, Kultur- und Informationszentrum), und die Eröffnung des Regionalladens liegt in greifbarer Nähe. Wer in den letzten Wochen durch die Rotkreuzgasse schlenderte, konnte beobachten, dass im Laden der ehemaligen Pferdemetzgerei – nach Jahren der Stille – plötzlich wieder Bewegung eingekehrt war. Begeisterte Mitstreiter halfen in den vergangenen Monaten, den Laden, zu dem auch ein Hinterhof mit eigener Schlachterei gehörte und direkt an die Eckkneipe „Alt Galletsch“ anschließt, kräftig zu entrümpeln und damit seinem Dornröschenschlaf zu entreißen. Statt Pferdefleisch wird es zukünftig frisches Obst und Gemüse – ganz aus der Nähe – im Angebot geben. Ina Scholz, die BWL und Kunst studierte, trug sich seit ihrer Studentenzeit in Bonn mit dem Gedanken eines Regionalladens. In der Anonymität der Großstadt, mit ständig wechselnden Studierenden, war der Plan letztlich nicht umsetzbar. Zurück in der Heimat, sah das ganz anders aus. Mit Christian Engelke, der in Kassel ökologische Landwirtschaft studierte, hatte sie schnell einen begeisterten Mitstreiter gefunden. Der Plan klang ehrgeizig, als beide bei dem ersten Treffen im November 2017 davon erzählten, bereits im April eröffnen zu wollen. Umso mehr ist die Gruppe stolz darauf, sich den Wormsern bereits am 7. April bei der Veranstaltung „Worms blüht auf“ präsentieren zu können. Natürlich ist es nur eine erste Teileröffnung, wann das Geschäft seine endgültige Form finden wird, ist im Moment noch unklar. Zu dem Konzept des Vereins gehört auch die Förderung junger Künstler. In der Lagerhalle der früheren Metzgerei plant der Verein einen Kunstraum, in dem immer wieder Ausstellungen junger Talente aus der Region präsentiert werden sollen. Den Anfang macht Jonas Finger, der aktuell in Mainz Kunst studiert. Herzstück wird aber der Regionalladen sein. Einen Namen hat er auch schon: „Lotte“. Dieser versteht sich nicht nur als Einkaufsmöglichkeit für nachhaltig erzeugte Produkte, sondern ebenso als Förderer regionaler Produzenten, um diese wirtschaftlich zu stärken. Neben den Obst-und Gemüseprodukten soll das Geschäft ein Forum für regionale Produzenten von Gewürzen, Kaffee und anderen Produkten sein. Bisher haben diese nur die Möglichkeit, sich entweder auf dem Wochenmarkt zu präsentieren oder sich für teures Geld in den Supermärkten einzukaufen. Das Interesse ist groß, weiß Ina Scholz begeistert zu berichten. Für Kunden, die nicht die Zeit oder die Möglichkeit haben, gezielt zu den Herstellern zu fahren, bedeutet das ein tolles Angebot in der Wormser Innenstadt, denn der Regionalladen wird nicht nur für Vereinsmitglieder geöffnet sein. Mitglied zu sein, hat allerdings den klaren Vorteil, dass man die Produkte zum Einkaufspreis erwerben kann, während die Laufkundschaft einen kleinen Aufschlag zahlen muss. Mitglied zu sein, bedeutet aber auch, sich aktiv einzubringen, denn schließlich muss sowohl die Abholung bei den Landwirten gewährleistet sein, als auch die Bewirtschaftung des Ladens. Wie lange und wie oft der Laden geöffnet sein wird, ist im Moment noch nicht klar. Klar ist allerdings, dass sowohl Laden als auch Verein eine klare Bereicherung für alle Wormser sind.

Kontaktadresse für Interessenten: mitgliederladen@posteo.de