Kritik zur Lesung „Unheimlich“ mit Nina Petri
25. Juli 2024 | Das Wormser Tagungszentrum (Mozartsaal): Das Duo Nina Petri und der Pianist Jens Karsten Stoll hatte bei der Erarbeitung seines neuen Programms nach Perlen der unheimlichen Weltliteratur gesucht. Fündig wurden sie bei zahllosen Autoren von Heinrich Heine bis zu Bram Stoker. Heraus kam ein eigenwilliger Abend, dessen loser roter Faden die Verbindung der Schauerliteratur und ihrer Wurzeln in Volkserzählungen war.
Im Kulturprogramm der Nibelungen-Fest- spiele verortet, hatte das Thema an sich eher entfernt etwas mit der mythologischen Heimat der Nibelungen zu tun. Schaut man sich die einzelnen Programmpunkte an, sind ohne- hin die Künstler das verbindende Moment hinter den Programmen. Die waren irgend- wann mal Teil des Festspielensembles. So spielte im vergangenen Jahr Alexandra Kamp (die 2010 und 2016 bei den Festspielen mit- wirkte) eine Beziehungssatire im Lincoln Theater und Brünhild Darstellerin Genija Rykova (2022) unterhielt mit ihrem aktuellen Konzertprogramm.
Nina Petri spielte ebenfalls mal die Brünhild und das in der einzigen Komödie in der Geschichte der Nibelungen-Festspiele, die 2009 aufgeführt wurde und auf den Namen „Das Leben des Siegfried“ hörte. Nun kehrte sie in den Mozartsaal zurück. Im Gepäck die oben genannte Auswahl an Schauergeschichten, die zuweilen von Musiker Stoll vertont und von Petri gesungen wurden. Musikalisch orientierte man sich dabei am Chanson. Beginnend mit den Märchen der Brüder Grimm war es durchaus interessant, Petris ergänzenden Erklärungen zu den Hintergründen der Geschichten zu lauschen.
Allerdings erschien die Auswahl der ausdrucksstark vorgetragenen Geschichten und der Auszüge aus Romanen ein wenig zu willkürlich. So war nicht wirklich eine Brücke zwischen dem großen Meister des Fantastischen, H.P. Lovecraft („Ratten im Gemäuer“) und Erich Mühsams „Eisbrecher“ nachzuvollziehen. Als Ideengeber für die anschließende heimische Lektüre war die Veranstaltung indes durchaus bereichernd.
FAZIT: Es war ein interessanter Ansatz, die psychologischen Hintergründe so mancher Schauergeschichte nebst Märchen genauer zu beleuchten. Leider wirkte die Auswahl etwas willkürlich. Darüber hinaus wurde den einzelnen Werken aus Sicht des Rezensenten zu wenig Zeit eingeräumt, wodurch die Lesung unter einem zu hohen Tempo litt.
Text: Dennis Dirigo Foto: Andreas Stumpf