Künstler Eichfelder plant Kunstobjekt für Kaiserstadt Worms

Wie in unserer letzten Ausgabe beschrieben, ist der Weg des Andreasquartiers zum touristischen Zentrum durch viele bürokratische Hürden geprägt. Doch schon bald könnte an diesem historischen Ort, genauer gesagt auf dem Weckerlingplatz, eine neue Attraktion in Form eines zweisitzigen Throns entstehen.

Dass Worms auch eine Vergangenheit als Barbarossa- und Karlstadt hat, ist keine Erkenntnis des Wormser Künstlers Eichfelder. Sein Verdienst ist es allerdings, diese Tatsache mittels der Ausstellung „Mythos Worms“, die aktuell verlängert wurde, mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken. Zugleich ist es die Chance, der geschichtsträchtigen Stadt eine weitere touristische Facette hinzuzufügen. Und das kann Eichfelder am besten, wenn er seinen Ideen Installationen folgen lässt, die für die Menschen greifbar sind, wie zum Beispiel das Siegfried Grab auf dem Torturmplatz, das von zwei erhabenen Menhire umfasst wird. Ebenso stammt die Idee zu Kriemhilds Rosengarten, der seit 2021 das Rheinufer bereichert, von ihm.

In Verbindung mit seiner Ausstellung, die den Schwerpunkt auf das Wirken von Karl, den Großen und Friedrich Barbarossa in Worms lenkt, entstand das Konzept für einen symbolhaften Thron, der als Nachbau derzeit in der Ausstellung zu sehen ist. Die zwei Sitze symbolisieren dabei die beiden Männer. Folgt der Stadtrat im Dezember der Vorstellung Eichfelders, könnte schon bald auf dem Weckerlingplatz ein solcher Thron aus Rotsandsteinblöcken stehen. Doch der Thron soll nicht nur als starres Monument dienen, sondern Geschichte zum Anfassen ermöglichen. Berührungsängste sind unnötig, da dieser Thron ausdrücklich zum Sitzen einlädt und zugleich auffordert, entweder mit dem Dom oder der Andreaskirche im Rücken ein nettes Postkartenmotiv einzufangen.

Natürlich kostet ein solches Projekt Geld. Kalkuliert hat der Künstler das Projekt mit rund 32.000 Euro. Geld, das die Stadt nicht hat. Doch auch hierfür hat Eichfelder eine Lösung. Die kommt in Form einer Spende, die vom Rotary-Club Worms überreicht wurde. Ebenso konnte das Projekt die Zustimmung des Kulturausschusses gewinnen. Ablehnung gibt es hingegen vom Bereich 6 der Stadtverwaltung (Stadtentwicklung), die den Thron schlicht für unnötig halten und die Argumentation der Sichtbeziehung zwischen Dom und Museum nicht als ausreichend erachten. Am 20. Dezember hat der Stadtrat das letzte Wort und entscheidet darüber, ob Worms zukünftig auch ein Gesicht als Barbarossa- und Karlstadt erhält.

Geschichte als Chance – Ein Kommentar

Dass Worms eine Stadt mit einer reichen Vergangenheit ist, dürfte den meisten Bürgern bewusst sein. Mehrere Stadtzerstörungen haben allerdings dieses Erbe zumindest optisch stark beschädigt. Nur wenige Orte weisen noch auf diese Vergangenheit hin. Dennoch ist es der Stadt wichtig, dieses Erbe auch touristisch zu nutzen. Wie kann man aber Vergangenheit begreifbar machen, wenn es, bis auf wenige Orte, kaum noch bauliche Zeugen dieser Vergangenheit gibt? Der Konzeptkünstler Eichfelder hat mit seinen Ideen bereits mehrfach eine Antwort darauf gegeben. So auch mit der jüngsten Idee, einen Thron auf dem Weckerlingplatz zu errichten. Dieser hat an diesem Ort tatsächlich keine historische Begründung, denn wenn man schon jene Pfalz sucht, wo einst der mächtige Kaiser Karl, der Große, residierte, müsste man dies eher in der Nähe des Nibelungenmuseums tun. Das weiß auch Eichfelder. Vielmehr geht es ihm darum, der Stadt visuelle Motive zu ermöglichen, die signifikant sind, aber zugleich auch auf die Vergangenheit abseits von Luther und Nibelungen aufmerksam machen. Die scheinbar kritische Frage, ob es in diesen Zeiten richtig ist, mit einem Thron ein Symbol für einen alleinigen Herrscher mitten in die Stadt zu stellen, ist eigentlich obsolet. Schließlich handelt es sich nicht um ein Denkmal für die mächtigen Kaiser, sondern um ein Denkmal für Geschichte. Kann dieser Anspruch verkehrt sein? Wohl eher nicht. Auch die Frage des Altertumsvereins, ob es richtig ist, ein Denkmal an diesem Ort zu errichten, obwohl alles überplant werden soll, kann man getrost mit einem „Ja“ beantworten. Schließlich wird nicht der Weckerlingplatz selbst überplant, sondern die umliegenden Gebäude. Ganz im Gegenteil sendet die Errichtung des Throns sogar die Botschaft aus, dass nun endlich etwas passiert in jenem touristischen Zentrum, das seit Jahren touristisch doch eher überschaubar belebt ist. Mit dem Thron für alle werden sicherlich keine Massen nach Worms reisen, aber die, die unterwegs sind und ein schickes Foto mit dem Dom oder der Andreaskirche im Hintergrund machen, sind wichtige Botschafter für eine Stadt, die gesehen werden will. Und das ist unbezahlbar.

Text und Kommentar: Dennis Dirigo

Visualisierung: Eichfelder Artworks

Mehr zur Ausstellung Mythos Worms erfahren Sie hier: https://www.mythos-worms.de/