06. Oktober 2015
Das Wormser Theater:
Es dürfte kaum jemanden geben, der nicht schon einmal von Alfred Hitchcocks legendärem Thriller „Die Vögel“ gehört hat, jenem furchteinflößenden Drama, das sozusagen das Genre des Tierhorrors erfand. Was allerdings die wenigsten wissen ist, dass der Meisterregisseur für seinen Film auf eine Kurzgeschichte der britischen Autorin Daphne du Maurier zurückgriff.
Du Maurier war für Hitchcock keine Unbekannte, da sie schon die Vorlagen für seine Filme „Riff-Piraten“ und „Rebecca“ verfasste. Der Brite übernahm jedoch nur die Grundidee der Kurzgeschichte und ließ von seinen Autoren eine eigene Story entwickeln. Der irische Dramatiker Conor McPherson wiederum adaptierte nun die originale Geschichte für eine Theaterinszenierung. Insofern war klar, dass die Aufführung nur rudimentär etwas mit dem Klassiker zu tun hat. Was wiederum das Ensemble „Komödie am Altstadtmarkt“ aus dieser Fassung machte, erzeugte doch ein wenig Verwunderung. Im Gegensatz zum Film wird der Zuschauer bei der Kurzgeschichte direkt mit der bedrohlichen Situation konfrontiert. Aus ungeklärten Gründen haben sich die Vögel zusammengerottet, um kollektiv durchzudrehen. Zweimal am Tag, jeweils kommend mit der Flut, attackieren sie die Menschen. Nat und Diane treffen in diesem Szenario zufällig aufeinander und suchen gemeinsam Zuflucht in einem verlassenen Haus. Schnell wird klar, dass beide mit persönlichen Problemen belastet sind. Als schließlich die junge attraktive Julia zu dem Duo stößt, wird das Verhältnis unter den Personen verkompliziert, so dass die Vögel fast an den Rand der Geschichte gedrückt werden. Im Grunde ist du Mauriers Vorlage ein Kammerspiel, das sich mit der Frage auseinandersetzt, wie Menschen sich in einem Bedrohungsszenario verhalten. Leider verstanden es Regisseur Robert Klatt und sein Ensemble zu keiner Minute, dies glaubhaft darzustellen. Dass die Vögel über ein Tonband eingespielt wurden, war dabei noch eine nette Idee, verpuffte aber ebenso in dieser uninspirierten Fassung.
Fazit: Seltsam unausgewogene Inszenierung eines großen Klassikers. Es ist schon ein Rätsel, wie man aus dieser spannenden Grundkonstellation eine derart belanglose Fassung machen kann. Es hätte auch nicht weiter gestört, wenn die namensgebenden Vögel gar nicht aufgetaucht wären.