Seit längerem steht der Fahrradfahrer im Fokus der kommunalen Politik. Nun beginnt auch die Stadtverwaltung, sich zunehmend um dieses Thema zu kümmern und präsentierte in der letzten Stadtratssitzung die Planungen zu einem zukünftigen Radwegenetz in Worms.

Hintergrund ist, dass 2018 die Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) das Ingenieurbüro R+T aus Darmstadt damit beauftragte, eine Machbarkeitsstudie zur Radschnellwegeverbindung Worms-Ludwigshafen zu erstellen. Im Rahmen dieser werden auch die Verbindungen aus den Bachtälern (Horchheim, Wiesoppenheim u.a.) und von Norden kommend (Rheindürkheim) in die Wormser Innenstadt (Zulaufrouten) untersucht. Die Zulaufrouten haben das Ziel, die Ortsteile auf einer möglichst konfliktfreien Strecke mit der Hauptroute zu verbinden. Zusätzlich prüfte man diese Routen auf ihre kurzfristige Realisierbarkeit, versucht Konflikten mit Schutzgebieten auszuweichen, Grunderwerb zu vermeiden sowie die Neuversiegelung gering zu halten, ebenso sollten kritische Bereiche mit anderen Verkehrsteilnehmern vermieden werden. Die Stadtverwaltung (Bereich 6) nahm diese Studie als Grundlage, um zusätzlich ein flächendeckendes Radwegenetz für Worms zu entwickeln. Wichtig ist es den Planern, dass alle Strecken (Zulaufrouten) letztlich mit dem geplanten Radschnellweg von Worms nach Ludwigshafen verbunden werden. Zusätzlich soll es mehrere „Verbindungsrouten“ geben. Lediglich kleinteilige Radwege zwischen einzelnen Kreuzungen wurden nicht berücksichtigt. Das bereits vorhandene Radwegenetz bleibt von dem vorliegenden Konzept unberührt. Vorgesehen ist, dass die neuen Radwege so gestaltet werden, dass sie bei jedem Wetter befahrbar sind. Die Verwaltung rechnet mit Kosten in Höhe von 15 bis 18 Millionen Euro, die über etwa zehn Jahre hinweg anfallen werden.

Eine bedeutsame und nachvollziehbare Neuerung ist vor allem die heiß diskutierte Radwegverbindung zwischen Pfeddersheim und Pfiffligheim. Zuletzt warb die SPD für einen Radweg entlang der B 47, der im Stadtrat Anfang Februar mit einem Beschluss bestätigt wurde. Mit Verweis auf Fördermittel drängte Jens Guth zu dieser Entscheidung, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits das Konzept der Stadtverwaltung angekündigt war. Kritik an diesem Weg gibt es vor allem hinsichtlich des teuren Grundstückserwerbs, der für eine Strecke entlang der B 47 notwendig wäre. Fraglich ist auch, ob die Grundstückseigner überhaupt verkaufen wollen? Die Stadtverwaltung schlägt daher in ihrem Konzept sinnvollerweise einen Radweg nördlich entlang der Bahnlinie vor. Von dort geht es über die Landgrafenstraße, die im Zuge dieser Strecke zur Fahrradstraße umgewidmet werden soll, Richtung Innenstadt bzw. über den Mondscheinweg und die Kolpingstraße Richtung Radschnellweg Ludwigshafen. Die Verwaltung argumentiert bezüglich ihrer Route, dass aufgrund kürzerer Streckenführung 1.400 m² weniger versiegelte Fläche entlang der Bahnstrecke anfallen würde. Außerdem stelle die Route entlang des Bahndamms die logische Fortführung des Radweges von Monsheim kommend dar. Zudem sehen sie auch bei dieser Strecke eine Förderfähigkeit. Zwar gibt es noch eine Fahrradstrecke entlang der Pfrimm, allerdings müsste man den Weg für eine ganzjährige Nutzbarkeit, wie dies geplant ist, asphaltieren und mit Licht versorgen. Eine neue Verbindung plant man auch zwischen Rheindürkheim und der Wormser Innenstadt. Bisher führte der Weg ein ganzes Stück den Rhein entlang. Erst in Höhe der Firma Röhm bog man entlang der Pfrimm Richtung B 9 ab. Der Plan sieht vor, dass man bereits in Höhe der Coswig-Siedlung ins Industriegebiet abbiegt. Entlang der Mittelrheinstraße und dem Langgewann soll der Weg weiter geführt werden. Eine große Bedeutung kommt bei diesem Konzept auch den Fahrradstraßen zu. Neben der bereits erwähnten Landgrafenstraße und der Anfang des Jahres kommunizierten Speyerer Straße soll es weitere Strecken geben, die sich teils mit dem Worms-Plan der CDU und der SPD decken. So soll z.B. die Strecke von der Brunhildenbrücke kommend, über die Gutenbergstraße und Gewerbeschulstraße zum Kreisel Alzeyer Straße diesbezüglich umgewidmet werden. Das beschlossene Konzept wird Teil des Stadtentwicklungskonzeptes Mobilität und bildet die Grundlage für den „Baustein Radverkehr“. Des Weiteren sollen die beschlossenen Routen in die Machbarkeitsstudie der Metropolregion Rhein-Neckar aufgenommen werden. Die Machbarkeitsstudie soll bis Ende März 2020 abgeschlossen werden.

Die Wormser Umwelt- und Verkehrsverbände begrüßen in einer Stellungnahme ausdrücklich dieses Konzept, auch wenn sie hinsichtlich der Streckenführung oder Oberflächenbeschaffenheit der Wege durchaus noch Klärungs- bzw. Diskussionsbedarf haben. Gleichwohl betonen die Verbände, dass Aspekte wie bspw. Routenführungen, Sicherheit bei Straßenquerungen, aber auch die innerstädtische flächendeckende Vernetzung von Fahrradstraßen, bzw. überhaupt der Fahrradverkehr in der Innenstadt, zusätzlich erarbeitet bzw. diskutiert werden müssen. Ebenso sei es notwendig, den MIV (Motorisierter Individualverkehr), den ÖPNV und den Fußgängerverkehr zu integrieren, womit man schließlich ein Maßnahmenpaket schnüren könne, das zu einer echten Verkehrswende führt. Die Weichen sind gestellt für ein modernes Wormser Verkehrskonzept.