12. März 2016
Das Wormser Theater:
Das Theater steckt in der Krise. In Zeiten, in denen die Besucherzahlen allgemein rückläufig sind, greifen Theaterensembles zunehmend auf die Umsetzung populärer Stoffe aus der jüngeren Zeit zurück. Auch im Wormser Theater spiegelt sich diese Entwicklung wider. Das Publikum zeigte sich dankbar und sorgte für eine nahezu ausverkaufte Vorstellung der Bühnenadaption des bekannten Buches „Die Wanderhure“.
Erfolgreich allemal, zählt das Buch nicht gerade zu den anspruchsvollen Vertretern historischer Romane. Aber darum geht es dem schreibenden Ehepaar Iny Klocke und Elmar Wolfrath überhaupt nicht. Die Geschichte ist ebenso wenig originell wie schnell erzählt. Die junge schöne und vermögende Marie fällt einer Intrige zum Opfer und wird zur Wanderhure wider Willen. Marie reift zur starken Frau und fordert ihr Recht ein. Am Ende wird sie natürlich rehabilitiert. Würde Marie Edmond heißen, könnte der Titel auch „Der Graf von Monte Christo“ lauten. Natürlich ist, wie so oft, der Weg das Ziel und der führt Marie über allerlei Umwege, bis Gevatter Zufall ihr hilfreich unter die Arme greift. Auch Thomas Luft, der als Regisseur für die Bühnenfassung verantwortlich ist, ging einige Umwege, bis er sein Publikum entließ. Während er den Figuren im ersten Drittel noch ausreichend Raum gab, sich zu entwickeln, wurde diese Entwicklung mit Maries Verbannung ausgebremst und dem Tempo geopfert. Langeweile kam selten auf, freilich aber jede Menge Fragezeichen. Wer das Buch nicht kannte, musste einige Male um den Anschluss kämpfen. Ästhetisch und schauspielerisch stand die Inszenierung auf soliden Füßen und wusste in dieser Hinsicht zu gefallen. Allerdings ist es meistens keine gute Idee, einen 600 Seiten Schmöker zu einem zweistündigen Theaterstück einzudampfen.
Fazit: Wenn Bücher wie „Die Wanderhure“ ihren Weg ins Theater finden, ist das zwar nicht der Untergang westlicher Kultur, aber es wirft Fragen auf. Fehlen noch ein paar Werbeeinblendungen während der Aufführung und ein Daily Soap Theatre für eine jugendlichere Zielgruppe.