9. August 2013
Weckerlingplatz in Worms:
Es war schon eine imposante Zuschauerkulisse, die sich vor der Bühne auf dem Weckerlingplatz versammelt hatte. Grund für das dichte Gedränge war das Eröffnungskonzert des diesjährigen Jazz und Joy Festivals mit dem Jazz- & Filmmusikurgestein Klaus Doldinger. Zusammen mit seiner Begleitband „Passport“ lieferte der Musiker, der stolze 77 Jahre zählt, ein famoses Konzert ab. Was für ein Auftakt!
1971 gründete Doldinger die Formation, die so ganz und gar typisch und doch untypisch für den Jazz ist. Kein Trio, kein Quartett. „Passport“ besteht aus sieben Musikern, entsprechend einer Small Band, wie beispielsweise Louis Armstrong seine „Hot Seven“ nannte. „Passport“ will nicht so recht in irgendeine Schublade passen. Klar, erst mal ist es Jazz. Aber lauschte man den Riffs, die Peter O‘Mara seiner Fender Stratocaster entlockte, konnte man eintauchen in die Welt der Rockmusik der 70er Jahre. Ein ungewöhnliches wie gleichzeitig wunderbar effektives Instrument für einen Jazz-Gitarristen. Nicht von ungefähr zählen „Passport“ mit zu den Erfindern des sogenannten Jazz-Rocks. Doldinger begann in den 1960er Jahren mit Dixieland, Swing und Blues, zelebrierte Bebop und den R&B und fühlt sich in allen Genres, die dem Jazz zugeordnet sind, zu Hause. Afrikanische und lateinamerikanische Rhythmen hat er immer in seinen Kompositionen verarbeitet. Klaus Doldinger hat stets experimentiert, war immer an der Fortentwicklung seines Sounds interessiert.
Besonders eindrucksvoll an diesem Abend war die Rhythmussektion der Band. Die hohe Kunst, mit einem wunderbar groovenden Bass, zusammen mit Schlagzeug und Percussion, stets ein perfektes Fundament zu schaffen, beherrschen Patrick Scales, Christian Lettner, Biboul Darouiche und Ernst Ströer einfach genial. Musik, die dem Jazz eine Erdung gab, wie sie nicht oft in diesem Genre zu hören ist. Dass Doldinger nicht nur ein Meister des Jazz ist, sondern auch die Klaviatur der Filmmusik aus dem Effeff beherrscht, verlieh dem Konzert eine ganz besondere Note. Als Meister der musikalischen Manipulation schaffte er es, dem Konzert einen ganz besonderen dramaturgischen Aufbau zu geben. Garniert mit Klangwelten, erschaffen von dem versierten Keyboarder Michael Hornek und einem dazu perfekt angepassten Lichtdesign, glich das Konzert einem musikalischen Film. Natürlich war es fast schon selbstredend, dass Doldingers berühmtes Titelthema zu dem Erfolgsfilm „Das Boot“ in einer faszinierend atmosphärischen Version erklang. Das Publikum dankte am Ende des Abends für diese imposante Klangreise zu Recht mit euphorischem Applaus.
FAZIT: Überaus gelungenes Eröffnungskonzert des bei Jazz und Joy immer wieder gern gesehenen Gastes Klaus Doldinger und seiner Band „Passport“, immerhin war dies bereits sein vierter Auftritt (1992, 1996, 2008, 2013) seit Beginn des Festivals im Jahr 1991. Überdies trat die Band einmal mehr den Beweis an, dass Jazz auch rocken kann.