Emporkömmling dieser Landtagswahl war zweifellos die AfD, die in Worms sogar noch ein Stück besser als im Land abschnitt. An der Spitze konnte sich letztendlich Malu Dreyer unerwartet deutlich vor Julia Klöckner durchsetzen, die in Umfragen monatelang vorne gelegen hatte. Als alte und neue Ministerpräsidentin wird sie nun aller Voraussicht nach einer Ampel-Koalition aus SPD, einer wiedererstarkten FDP und arg gerupften Grünen vorstehen.
Kurzanalyse:
Die in Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt zur Zehn-Prozent-Partei degradierte SPD darf sich in Rheinland-Pfalz tatsächlich noch als Sieger fühlen. Gegenüber 2011 konnte man leicht zulegen und damit Julia Klöckner von der CDU auf Distanz halten. Die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz war eindeutig eine Malu-Wahl, die vom Ausgang her untypisch war für das Stimmungsbild in Deutschland. Die amtierende Ministerpräsidentin Malu Dreyer warf im Wahlkampf ihre Beliebtheit in die Waagschale und überholte die lange Zeit führende CDU noch auf den Zielgeraden. Überhaupt verloren die Christdemokraten wie überall an diesem Tag Stimmen, aber in Rheinland-Pfalz war das schon eine typische Klöckner-Niederlage, die in der Flüchtlingsfrage auf Distanz zu Angela Merkel gegangen war und mit ihrem Zickzackkurs einige Stimmen einbüßte. Ein leichter Aufwärtstendenz ist bei der FDP erkennbar. Ähnlich wie bei den anderen Landtagswahlen haben die Liberalen leicht dazu gewinnen können – in Worms ebenso wie in Rheinland-Pfalz um jeweils 2%. Ordentlich abgestraft wurden die Grünen, sowohl auf Landesebene, als auch in Worms. Während die Ökopartei in Rheinland-Pfalz gegenüber 2011 nur noch ein knapp ein Drittel der Stimmen holte, war auch der Aderlass in Worms enorm (-9,1 %). Ihr Kandidat Richard Grünewald schnitt zwar besser ab als seine Partei, erreichte bei der Personenwahl aber trotzdem nur 6,1%. Die Linken haben sich auf Landesebene bei 2,8% eingependelt, der Wormser Kandidat Sebastian Knopf liegt mit 3,7% leicht über dem Landesschnitt. Klarer Sieger der Personenwahl ist jedoch Jens Guth, obwohl er satte 6,4% verlor. Er befindet sich damit in prominenter Gesellschaft mit Adolf Kessel (CDU/-5,1%), Richard Grünewald (Bündnis 90/Die Grünen/-6,5%) und Sebastian Knopf (Die Linke/-0,1%), die allesamt Stimmen einbüßten gegenüber der letzten Landtagswahl. Während Matthias Lehmann von der AfD aus dem Stand 16,6% schaffte, war somit Dr. Jürgen Neureuther (FDP) der einzige Kandidat, der gegenüber der letzten Landtagswahl zulegen konnte (+1,4%), auch wenn er damit nur auf Platz 5 landete. Für ein absolutes Novum sorgte Jens Guth in der Karl-Marx-Siedlung, wo er mit 51,4% die absolute Mehrheit erzielte. Dafür kam er in Rheindürkheim, der Wahlheimat seines größten Konkurrenten, Adolf Kessel (CDU), nur auf 27,7%. Kessel wiederum erzielte dort mit 45,5% sein bestes Ergebnis, musste aber in der Karl-Marx-Siedlung mit mageren 14% eine herbe Schlappe einstecken.
Hinweis:
Kurz vor Redaktionsschluss hatten sich Vertreter von SPD, Grüne und FDP zu ersten Koalitionsverhandlungen getroffen. Eine Ampel-Koalition scheint derzeit die realistischste Lösung für eine Regierungsbildung in Rheinland-Pfalz zu sein.