Stadt stellt Pläne für das touristische Zentrum vor
Lange Zeit standen das leerstehende ehemalige Gesundheitsamt und die beiden verwaisten Gebäudeteile des ehemaligen Hochstifts in erster Linie für Stillstand. Ideen wurden geäußert und wieder verworfen. Doch nun soll ab 2025 aus dem Symbol des Stillstands ein Zeichen des Aufbruchs werden.
Bereits im Oberbürgermeisterwahlkampf 2018 und ein Jahr später im Kommunalwahlkampf spielte das Gebiet eine gewichtige Rolle. Damals noch als Andreasquartier benannt, standen vor allem die beiden oben genannten Leerstände im Fokus. Während die SPD am liebsten das Rathaus II am Standort des leerstehenden Gesundheitsamtes gesehen hätte, forcierte die CDU dort ein Hotel. Das wiederum verortete der damalige OB Kandidat Peter Englert lieber im ehemaligen Hochstift. Zuerst sollte eine Konzeptvergabe erfolgen, schließlich wurde ein nie realisierter Ideenwettbewerb geboren und am Ende landete alles in einer Bewerbung um Fördermittel. Das Domquartier war geboren. Damit erfolgte zugleich eine Vergrößerung des Planungsgebiets. Das Gebiet reicht zwischenzeitlich östlich von der Stephansgasse bis hin zur Hochstraße im Süden. Im Osten begrenzen die Speyerer Straße und Valckenbergstraße das Gebiet und im Westen die Bahnlinien entlang „Heiliger Sand“. Die Bewerbung für das Projekt Domquartier hat ein Gesamtkostenvolumen von ca. 16,2 Mio. Euro. Die Stadt Worms ist mit einer Förderquote von maximal 90 % in das Programm aufgenommen worden. Die übrige Summe sowie die nicht förderfähigen Kosten muss die Stadt Worms innerhalb der Förderlaufzeit von voraussichtlich 12 Jahren selbst aufbringen (kommunaler Eigenanteil), weswegen auch die Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde (ADD) zustimmen muss.
Was soll im Domquartier geschehen?
Wie Stadtentwicklungsdezernent Timo Horst im Gespräch mit unserem Magazin erklärt, wurden für die Pläne dieses Quartiers auch Bürger miteinbezogen. In sogenannten Stadtspaziergängen lud man interessierte Wormser dazu ein, das Gebiet zu erkunden und Vorschläge einzureichen. Wie Horst ausführt, sei beispielsweise der Wunsch nach mehr Begrünung rund um die Neusatzschule geäußert worden. Eine Maßnahme, die im Kontext mit der gegenüberliegenden Ringanlage sicher gut korrespondieren würde. Ebenso äußerte man sich pro Verkehrsberuhigung im Umfeld der Musikschule in der Valckenbergstraße. Die neue eröffnete Musikschule im „Silberborner Hof“ nennt Horst auch als Beispiel, wie die Architektur zukünftiger Gebäude aussehen könnte. Bei der Neugestaltung des historischen „Silberborner Hof“ griffen die Planer – ähnlich wie in der Altstadt in Dresden – auf den Einsatz von historisch inspirierter Fassadengestaltung zurück. Besonders im Blick hat er dabei die schmucklosen Zweckbauten des Gesundheitsamtes und des Hochstifts. Für beide Gebäude soll im kommenden Jahr die lange angekündigte Konzeptvergabe erfolgen. Höchst wahrscheinlich ist damit auch der Abriss selbiger verbunden, sodass bei einer Neuplanung eine historische Fassade denkbar wäre. Die würde sicherlich gut mit den Gebäudeensembles rund um die Elefantenhöfe und das Andreasstift harmonieren. Störend ist in diesem Kontext sicherlich, dass ausgerechnet das Eichbaum Stammhaus nun ebenfalls zum Leerstand wird. Tatsächlich wäre dieses Gebäude ein perfekter Standort für das lange angekündigte SchUM-Besucherzentrum. Im Gegensatz zur langwierigen Planung rund um das Domquartier hatte es die Stadt hierbei allerdings eiliger, sodass man sich zwischenzeitlich dazu entschied, das wichtige Besucherzentrum am Neumarkt in einer Immobilie zu etablieren, in der zuletzt ein Wettbüro beheimatet war.
Die nächsten Schritte
Erstellt wurden die Pläne für das Quartier von dem Frankfurter Stadtplanungsbüro tobestadt, das bereits mehrfach für Worms arbeitete. Das erarbeitete Konzept wurde hierfür am 29. November in einer öffentlichen Informationsveranstaltung den Wormsern vorgestellt (der Termin fand nach unserem Redaktionsschluss statt). Unabhängig von den Planungen Domquartier dürfte neben der Konzeptvergabe der nächste Schritt die Realisierung von Eichfelders Doppelthron auf dem Weckerlingplatz sein (wir berichteten). Wie bekannt ist, basiert der Thron auf einem Design des Wormser Künstlers, das er für seine Ausstellung „Mythos Worms“ entwarf. Finanziert werden die rund 30.000 Euro Kosten durch den Rotary Club Worms. Nachdem der Stadtrat der notwendigen Umwidmung für den Platz zustimmte, könnte bereits im Sommer 2025 der neue Fotohotspot zwischen
Andreasstift und Dom St. Peter thronen …und mit ihm hoffentlich viele Touristen und auch Wormser.
Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf