Große Dinge fangen im Kleinen an

Am 15. Juni ist es soweit, dann soll im Stadtrat der Startschuss für eines der ehrgeizigsten Stadtentwicklungsprojekte der letzten Jahre fallen. Unter dem Namen „Domquartier“ möchte die Stadt das Areal zwischen Hochstift und Stephansgasse in den nächsten Jahrzehnten zum touristischen Zentrum entwickeln.

 Angefangen hatte alles mit einem Streit dar- über, was aus dem ehemaligen Gesundheitsamt, dem Andreasquartier, werden soll. Ursprünglich entschied sich der Stadtrat dafür, dort die Stadtverwaltung einziehen zu lassen. Im Oberbürgermeisterwahlkampf propagierte Kandidat PETER ENGLERT, aufgrund der touristischen Attraktivität dort ein Hotel zu etablieren. Kurze Zeit danach distanzierte sich die CDU von dem Stadtverwaltungsumzug und erkannte ebenfalls das touristische Potential, zumal in der Nachbarschaft Investor TIM BRAUER gerade dabei war, das Valckenbergareal zu den heutigen Elefantenhöfen zu entwickeln. Nach der Kommunalwahl einigten sich CDU und SPD darauf, die Stadtverwaltungspläne wieder in die Schublade zurückzuschieben. Stattdessen sollte ein Ideenwettbewerb ausgerufen wer- den, der heute auf den Namen Konzeptvergabe hört, aber immer noch nicht durchgeführt wurde.

Im Februar verkündete Stadtentwicklungsdezernent TIMO HORST, dass das Grundstück womöglich in städtischer Hand bleiben kann. Grund sei die Aufnahme in das Städtebauförderprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“. Verteilt über zwölf Jahre bekommt die Stadt 16.157.500 Euro überwiesen. Damit einhergehend überarbeitete die Stadt das Plangebiet. Statt sich auf das Andreasquartier an der Stadtmauer gegenüber Hochstift und Dom zu konzentrieren, erweitert man das Areal bis zur Stephansgasse sowie Lutherring bis hin zum Marktplatz. Um mit den konkreten Planungen beginnen zu können, muss der Stadt- rat noch zustimmen. Nachdem man sich im Bauausschuss bereits geschlossen dafür aus- sprach, dürfte die Abstimmung im Rat lediglich eine Pflichtübung sein. Die ersten Ergebnisse sollen schließlich im November vorgestellt werden. Entstehen soll am Ende ein „vitales Quartier“, wie Horst es ausdrückt, das zum „urbanen Lebensort“ wird und Leben, Arbeiten und Tourismus miteinander verbindet. Zudem soll der Namensgeber, der Wormser Dom, wieder zum entscheidenden Zentrum werden. Er- reichen möchte man das unter anderem durch eine Beruhigung des Verkehrs. Ein Vorhaben, das seit Jahren kontrovers diskutiert wird.

Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf