Im vergangenen Jahr wurde im Wormser Stadtrat das neue Tourismuskonzept 4.0 vorgestellt. Ziel des Konzeptes ist es, das Thema Tourismus als wichtigen Wirtschaftsfaktor auszubauen. Allerdings müssen sich hierfür die Übernachtungszahlen deutlich verändern, denn sie sind es, die wertvolle Mehreinnahmen generieren.

Bis August 2019 gab es 107.742 Übernachtungen in Worms. Dem gegenüber stehen rund drei Millionen Tagestouristen. Natürlich dürfte außer Frage stehen, dass diese Zahlen in diesem Jahr nicht mal annähernd erreicht werden können. Eine Hoffnung verbindet man allerdings mit dem Umstand, dass womöglich deutlich weniger Menschen das Flugzeug besteigen dürften, um ihren Urlaub im Süden Europas oder in Übersee zu verbringen. Neben den Reisewarnungen, die derzeit für 31 Länder bis mindestens 15. Juni 2020 bestehen, sind vielen Deutschen die Bilder noch in bester Erinnerung, als rund 250.000 Bürger im Ausland festsaßen, darunter auch zahlreiche Wormser. Erst nach vielen Wochen der Ungewissheit schafften es alle durch die Unterstützung des Auswärtigen Amtes zurück in ihre Heimat. Da unklar ist, wie sich die Pandemie in den nächsten Monaten entwickeln wird, dürfte ein Urlaub in der Heimat tatsächlich für viele eine Option sein. Auch die CDU hat das erkannt und stellte im Wormser Stadtrat einen Antrag, der allerdings Fragen aufwarf.

Förmlich an Oberbürgermeister Kessel adressiert, erklärte man: „Wir beantragen, dass der Stadtrat beschließt, die Verwaltung und insbesondere die Tourist-Information in Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing, und die Wirtschaftsförderung, aufzufordern, schnellstens ein Konzept zu entwickeln, um das touristische Angebot unserer Stadt, der Stadtteile und des lokalen Umlands aktiv zu bewerben.“ Weiter heißt es: „(…) Schwerpunkt sollte dabei der Online-Auftritt in den digitalen Medien sein.“ Zur Begründung schreibt die stärkste Fraktion im Stadtrat: „Durch die Corona-Pandemie ist der gesamte Tourismus weitgehend zum Erliegen gekommen. Nach neuesten Schätzungen gilt fast ein Drittel der Arbeitsplätze in dieser bedeutenden Branche als gefährdet. Auch der Städtetourismus in Worms ist stark davon betroffen. Die lokalen Hoteliers und Gastronomen, sowie alle, die in diesem Gewerbe aktiv sind, müssen nun, wo erste Lockerungen wieder Hoffnung auf eine mögliche Belebung geben, von der Verwaltung tatkräftig bei einem Neustart unterstützt werden.“ Dieser Erkenntnis kann man natürlich nicht widersprechen. Verbunden ist dies mit der Hoffnung, dass noch im Sommer 2020 das touristische Angebot wieder verstärkt genutzt wird und dieser bedeutende Wirtschaftsfaktor nicht weiter Schaden nimmt.

Aber hat nicht genau das Tourismuskonzept bereits diese Ziele im vergangenen Jahr formuliert, auch hinsichtlich eines Online-Marketingkonzeptes? Ein Blick hinein verrät, dass man bereits damals die Bedeutung einer attraktiven Internetpräsenz erkannt hat. Auf Seite 89 heißt es: „Ein grundlegendes Thema ist allerdings eine Umgestaltung der touristischen Seite auf der Homepage der Stadt Worms. Diese sollte direkt beim Einstieg „Lust auf Urlaub“ vermitteln“. Das Ziel war also formuliert, eine neue Seite sollte Lust auf Urlaub in Worms machen. Warum also ein Antrag für eine Sache, die schon längst klar formuliert war? Das fragte sich auch Christian Engelke (Bündnis90/Die Grünen). Der wollte dann auch von der zuständigen Dezernentin Petra Graen (CDU) wissen, welche Maßnahmen bisher ergriffen wurden und fragte sich: „Brauchen wir mehr Beschlüsse, um das Konzept voranzubringen?“ Eine Frage, die Petra Graen verneinte, jedoch ergänzte, dass man mehr Geld bräuchte. Zugleich zauberte sie passend zum Antrag ihrer Partei eine neue Internetpräsenz aus dem Hut, die seit dem 25. Mai online ist (www.worms-erleben.de). Klaus Karlin (CDU) sprach dann ergänzend von einer Klarstellung zum Antrag und warf die Summe 30.000 Euro in den Raum. Engelke fragte schließlich zurecht, ob es zuvor eine Absprache gab. Letztlich ging es also der Partei gar nicht um das eigentliche Thema der Anfrage, sondern um eine Aufstockung des Budgets (Frau Graen nannte konkret 20.000 Euro), mit dem man u.a. eine Mitarbeiterin weiter beschäftigen möchte. Mal wieder ein kleiner politischer Winkelzug, der im Grunde unnötig war.

Der neuen Onlinepräsenz kann man indes bescheinigen, gelungen zu sein. Im Konzept wurde verlangt, dass die neue Seite dynamischer gestaltet werden müsse, um mehr Emotionen zu wecken. Sonnendurchflutete Bilder und eine auf den ersten Blick klare Strukturierung laden tatsächlich dazu ein, sich näher mit Worms und Rheinhessen zu beschäftigen. Bleibt zu hoffen, dass sich das Leben in Deutschland zunehmend normalisiert, sodass die Menschen auch wieder Lust bekommen, Reisen zu unternehmen, entspannt Lokale zu besuchen und die Gelegenheit haben, an Stadtführungen teilzunehmen. Derzeit werden nämlich keine durchgeführt.