Im letzten Monat haben wir die Theaterinszenierungen und Lesungen im Kulturprogramm der Nibelungen-Festspiele vorgestellt. Darüber hinaus beinhaltet das Programm aber auch spannende Inhalte für die jüngeren Nibelungen Interessierten, darunter ein neuer Workshop, der sich mit brisanten Fragen unserer Zeit auseinandersetzt.
In der sogenannten Nibelungen-Kunst-Fabrik beschäftigt sich ein Workshop mit der Frage, wie man Fake News erkennt. Man kann nun natürlich fragen, was dies mit dem Nibelungenlied zu tun hat. Die Antwort liegt freilich in der Geschichte selbst, denn schließlich hat der unbekannte Dichter jede Menge reale Personen mit fiktiven Eigenschaften angereichert und um ebenso fiktive Ereignisse erweitert. Insofern ist das Nibelungenlied eine ideale Ausgangsbasis, um diesem Thema nachzuspüren. Was, wenn bei der Überlieferung Dinge falsch verstanden oder aus politischen Gründen absichtlich falsch weitergegeben wurden, wenn sich die Geschichte der Nibelungen anders zugetragen hat, als sie weitererzählt wird? Fragen, die sich mühelos auf die Gegenwart übertragen lassen. Täglich werden wir in Nachrichten oder in den sozialen Netzwerken mit Schilderungen und Erklärungen konfrontiert. Nicht selten entpuppen sich Meldungen nach einiger Zeit als mindestens zweifelhaft. Gerade im Zusammenhang mit dem Syrien-Konflikt scheint es offenbar mehrere Wahrheiten zu geben. Doch wie erkennt man manipulierte Nachrichten? Der Ferienworkshop, der sich an Jugendliche zwischen 15 und 20 richtet und von dem Autor Tobias Steinfeld (im letzten Jahr Gewinner des Publikumspreis beim Autorenwettbewerb) begleitet wird, nutzt die berühmte Sage als Grundlage. Die Teilnehmer werden aufgefordert, die Geschichte neu zu erzählen, um so ein Gespür dafür zu entwickeln, wie Ereignisse zum Nutzen des Erzählers aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet werden können. Gemeinsam werden sie Dinge sammeln, basteln und überlegen, welche Rolle diese Gegenstände für ihre eigene und neue Nibelungenerzählung haben könnten. Dabei sind gute Ideen und viel Fantasie gefragt. Zum Abschluss des fünftägigen Workshops, der am 18. Juli beginnt, wird eine Ausstellung mit den Fundstücken und deren Geschichte eröffnet.
Nicht neu, aber immer wieder lohnenswert ist der Sommerworkshop der Nibelungenhorde. Nachdem sich die Truppe unter der Leitung der erfahrenen Pädagogin Astrid Perl-Haag in den letzten Jahren mit unterschiedlichsten Themen wie Umweltverschmutzung oder der Flüchtlingsproblematik beschäftigt hat, widmet sich die Horde in diesem Jahr wieder den Nibelungen. Unter dem Titel „Verrat?! – Renn´, wenn du kannst!“ soll eine zeitgemäße Variante der im Mittelalter entstandenen Sage entwickelt werden. So könnte z.B. aus dem angestaubten Königshof ein Start-up-Unternehmen werden, das nach einem weltverändernden Tool sucht. Warum nicht aus dem Drachentöter Siegfried einen nerdigen Programmierer machen, der genau jene gewünschten Fähigkeiten besitzt und dadurch in eine tödliche Intrige gerät. Erarbeitet wird die Geschichte in unterschiedlichen Workshops, die von Theaterprofis angeleitet werden. Das Projekt richtet sich an theaterinteressierte Jugendliche. Am Ende des Workshops steht die Theateraufführung der entwickelten Geschichte. Diese findet am 22. Juli im EWR Kesselhaus statt.
Großer Beliebtheit bei den Kleinen erfreut sich immer wieder der Kindertag. Auch in diesem Jahr findet er am zweiten Festspielsonntag statt. Unter dem Motto „Reisen ins Unbekannte voller Faszination und Wagnis“ dreht sich alles um spannende Abenteuer. Los geht es ab 11 Uhr mit der Puppenspielerin Anke Scholz und der Geschichte über die Gärtnerin Flora Primelwurz in ihrem geheimnisvollen Garten. Natürlich gibt es neben dieser fantasievollen Erzählung auch viel zu entdecken: Es wird geschminkt und kostümiert, der Clown „Herr von Bauch“ sorgt für Überraschungen, die Kinderkunstwerkstatt von Anna Bludau-Hary und Uli Spiro ist mit dabei, genauso wie der Zuckerwattestand des Freundeskreises. Gegen 15 Uhr erzählt das Cargo Theater, nach einer musikalischen Fabel von Michael Ende, von der abenteuerlichen Reise der beharrlichen Schildkröte „Tranquilla Trampeltreu“. Ermöglicht wird der Tag durch eine Spende von Ilse Lang.