„Farben-Dämmerung – Der Maler Horst de Marées“ Sonderausstellung im Museum Heylshof

Eine Pressemitteilung der Stiftung Museum Heylshof:

Leben und Werk des Malers Horst de Marées umspannen nahezu das gesamte 20. Jahrhundert mit seinen bahnbrechenden künstlerischen Entwicklungen, politischen Katastrophen und gesellschaftlichen Umwälzungen. Dabei blieb der 1896 in der „Klassik-Stadt“ Weimar geborene Künstler, der 1988 in Otterndorf an der Elbe verstarb, zeitlebens bestrebt, seiner Malkunst einen möglichst ungestörten Schaffens- und Wirkungsraum zu bewahren. De Marées umfangreiches malerisches Œuvre reicht von Porträts über arkadische Figurenbilder und schematisierte Landschaften bis hin zu abstrakten Farbflächen. Seine Öl- und Temperagemälde sowie zahlreichen Arbeiten in Mischtechnik auf Papier bilden jeweils in sich geschlossene, ebenso harmonische wie hermetische Einheiten.

Nach seinem Einsatz und Verwundung im Ersten Weltkrieg studierte Horst de Marées an der Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst in Weimar, um noch 1919 an die Akademie der Bildenden Künste in München zu wechseln. Ein gewisser Erfolg bei Porträtaufträgen ermöglichte dem Künstler von 1927 bis 1933 einen mehrjährigen Florenz-Aufenthalt. Während der NS-Diktatur lebte Marées zunächst in Ostpreußen, seit 1942 auf zwei verschiedenen Höfen in Ostholstein. Wie Otto Dix wurde auch Marées noch zum Zweiten Weltkrieg (1943) eingezogen, aber bereits im Folgejahr aus Gesundheitsgründen entlassen. Ein beträchtlicher Teil seiner künstlerischen Produktion ging im Zuge der sog. „Ostpreußischen Operation“ 1945 verloren. Marées konnte einerseits während der Nazi-Herrschaft ausstellen und Preise gewinnen, andererseits wurde sein Wandbild im Museum Folkwang Essen im Zuge der Diffamierungs-Kampagne „Entartete Kunst“ 1937 gezielt zerstört. Marées selbst wollte seine Kunst keinerlei politischer Ideologie unterordnen.

Dies gilt auch für die zunächst in Ostdeutschland verbrachte Nachkriegszeit. Nach dem Krieg verschlug es Marées ins Domizil seiner Eltern nach Wasungen in Thüringen. Dort konnte er mit Erfolg seine künstlerische Arbeit fortsetzen, bis er 1960 in die Bundesrepublik floh, um fortan in Osterbruch zu leben und zu arbeiten. Sein Sommersitz im okzitanischen Verdun-en-Lauragais zählt neben weiteren südfranzösischen sowie norddeutschen Landschafts-Reminiszenzen zu seinen beliebtesten Motivkreisen. Marées teilt mit dem „Vater der Moderne“ Paul Cézanne in seinem Leben wie in seiner Kunst die Vorliebe für die Abgeschiedenheit und Konzentration, die der Rückzug aufs Land ihnen gewähren sollten.

Der größte Teil von Marées Malerei zeichnet sich durch großzügig geschnittene, weitgehend abstrahierte Farbkörper und Farbflächen aus, die im gezielten Kontrast den Ausgleich der Gegensätze suchen. Der Maler erweist sich darin als ein souveräner Kolorist, dem es gelingt, die Farbe durch delikate Mischtöne und gewagte Zusammenstellungen zu einem vitalen Leuchten zu erheben. Dabei bleibt die Palette ebenso begrenzt wie die Bandbreite an Formen und Figuren. Diese wiederum werden eingespannt in ein großzügiges, lockeres Netzt aus breitrandiger Umrisszeichnung und tiefschwarzen Schattenrissen. Durch diese Methode erhalten die wie ausgerissen wirkenden, locker hingetuschten Farbflächen die Strahlkraft und Prägnanz von hinterleuchteten Glasgemälden. Die dem Lebensalltag entnommenen und ins Allgemeine erhobenen Figurendarstellungen wie „Traum und Wirklichkeit“ oder „Landmann mit Pferdefuhrwerk“ stehen einem für Wandbilder im Nachkriegsdeutschland beliebten, monumentalen Figurenstil nahe, den Fernand Léger maßgeblich geprägt hatte. In seinen vorrangig dem Landschaftsmotiv seiner jeweiligen Wahlheimat gewidmeten freieren Kompositionen kombiniert der Künstler Versatzstücke aus der sichtbaren Wirklichkeit im Collage-Stil eines „organischen Kubismus“.

 

Die Sonderausstellung im Heylshof wird von der Sabatier Galerie & Kunsthandel GmbH & Co. KG unterstützt und ist noch bis zum 28. Dezember im Rahmen der regulären Öffnungszeiten des Museums zu sehen (dienstags bis samstags von 14 bis 17 Uhr, sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr).