Stadt Worms beginnt mit Installation von Lüftungsgeräten in Kitas und Schulen
Es war der Sommer nach dem ersten Lockdown 2020, als sich zahlreiche Experten/innen einig waren, dass insbesondere geschlossene Klassenräume oder Gruppenräume in Kitas ein möglicher Infektionsherd sind, die man durch Lüftungsanlagen besser schützen kann. Lange Zeit ist nichts passiert. Nun wurde in Worms die erste professionelle Lüftungsanlage in einer Kita in Betrieb genommen!
Es war einer jener denkwürdigen Sätze der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel, von denen man nicht wusste, ob das nun ein ernst gemeinter Ratschlag war oder einfach ein Späßchen auf Kosten unseres Nachwuchses, als sie in der Diskussion um das Lüften in Klassenräumen empfahl, an besonders kalten Tagen ein paar Kniebeugen zu tätigen. Lehrer/innen und Erzieher/innen dürften sich über diesen Ratschlag eher weniger gefreut haben, saßen sie doch in diesen Zeiten ohne Impfschutz an vorderster Front. Die Monate vergingen, die Schulen verabschiedeten sich wieder ins Home Schooling, während in den Kitas die Zeichen immer noch auf Stoßlüften und Kniebeugen standen. Im Sommer 2021 beschloss schließlich der Stadtrat auf Antrag der CDU Fraktion, die Verwaltung zu beauftragen, die neu angelaufene Förderung des Bundes für eine Corona gerechte Um- und Aufrüstung von stationären und/oder mobilen raumlufttechnischen Anlagen für Schulen und Kindertagesstätten zu nutzen. Tatsächlich kam dann endlich Bewegung in die Sache. Förderanträge wurden gestellt, Pläne entwickelt und in einem sogenannten „freihändigen Vergabeverfahren“ (Bei freihändiger Vergabe werden Aufträge, die unter einem Schwellenwert liegen, ohne ein förmliches Verfahren vergeben / Anm. der Red.) bekam die Wormser Firma Rauh GmbH den Zuschlag für die Installation.
Fördermittel für frische Luft
An Dynamik gewann das aufwendige Vorhaben zusätzlich durch eine kräftige Finanzspritze des Bundes. Da allerdings der Bund ständig die Richtlinien änderte, konnte die Verwaltung erst Ende August mit den Planungen beginnen. Für die Verwaltung heißt das nun, auf das Tempo zu drücken, denn die Finanzspritze hat ein Ablaufdatum. Insgesamt fördert der Bund 80 Prozent der Kosten. Gekoppelt sind diese aber an Bedingungen. Gefördert werden nur Anlagen in Kitas und Schulen bis maximal 6. Klasse sowie Lehrerzimmer und Fachsäle. Zudem müssen die Arbeiten bis Ende 2022 abgeschlossen sein, ansonsten muss Geld zurückgezahlt werden. Insgesamt berechnete die Stadt, dass die Lüftungsanlagen mit rund 3,79 Millionen Euro zu Buche schlagen. Der Eigenanteil liegt somit bei 758.000 Euro. Insgesamt wurden 290 Geräte von der Firma Wolf geordert. Die ersten vier Geräte wurden nun in der evangelischen Kita Abrahams Kinder in der Würdtweinstraße eingebaut (drei Gruppenräume plus ein Gemeinschaftsraum). Gemeinsam mit den städtischen Mitarbeitern Tobias Klosta, der als Projektverantwortlicher den Einbau betreut, Abteilungsleiter Technische Gebäudeausstattung Hans-Peter Deutschle und dem Baudezernenten Timo Horst konnte WO! vor Ort einen Blick auf die Geräte werfen, die nun Abrahams Kinder mit sauberer Luft versorgen.
Comfort Großraum Lüftungsgeräte statt Luftfilter im Eigenbau
Im Gegensatz zu dem vom Max Planck Institut empfohlenen Luftfilter in Eigenbau, wie er nun in der Abenheimer Klausenbergschule in Betrieb genommen wurde, handelt es sich bei den zukünftigen Geräten um rund 12.000 Euro teure Lüftungsanlagen der Firma Wolf des Typs CGL (Comfort Großraum Lüftungsgerät). Das CGL sorgt für den Austausch von verbrauchter Raumluft gegen frische Außenluft. Somit werden hohe CO2-Konzentrationen im Raum verhindert und möglicherweise virenbeladene Aerosolpartikel, Schad- und Geruchsstoffe, Feinstäube als auch zu hohe Feuchtigkeit konsequent und vor allem energieeffizient abgesaugt. Bis zu 1000 Kubikmeter Luft kann jede Anlage pro Stunde austauschen und wie Deutschle im Gespräch ergänzt, verfügt das Gerät über die Möglichkeit, im Sommer die Luft herunter zu kühlen. In den nächsten Monaten werden nun nach und nach die weiteren Einrichtungen ausgestattet. Vorgegangen wird alphabetisch. Prinzipiell äußeren sich die drei verantwortlichen städtischen Männer im Gespräch optimistisch, den Zeitplan einhalten zu können. Die große Unbekannte ist allerdings die Anlieferung. Als die ersten hier nun eingebauten Geräte geliefert wurden, war die Nachfrage noch verhalten. Doch das hat sich zwischenzeitlich geändert. Dennoch hofft man, dass es zu keinen Lieferengpässen kommt. Den Kindern in der Würdtweinstraße kann das zumindest egal sein. Die haben schon mal die neuen Anlagen ein wenig dekoriert und freuen sich über frische Luft auch bei geschlossenen Fenstern.