Mit Tiertherapie Symptome von Demenzerkrankungen lindern
Dass Tiere als therapeutische Helfer insbesondere im Umgang mit Demenzerkrankungen erfolgreich eingesetzt werden, ist bekannt. Gemeinhin sind es allerdings eher Hunde, Vögel oder Pferde, die dann zum Einsatz kommen. Im Seniorenheim St. Martha in Mörstadt hat man sich hingegen für besonders flauschige Helfer entschieden, nämlich fünf Alpakas.
Sie hören auf die Namen Anouk, Enzo, Leo, Mailo und Filo. Und wer sie einmal kennengelernt hat, hat sie schnell ins Herz geschlossen. So erging es auch unserem Redakteur, der einer Einladung des Caritasverbandes nach Mörstadt folgte, um dort zu erleben, wie die fünf kuscheligen Alpakas das Leben der 26 Bewohner/ innen bereichern. Wie die Alpaka Beauftragte CORINNA WILDING erklärt, war es der große Traum des scheidenden Caritas Direktors GEORG DIEDERICH, in einer Einrichtung mit Alpakas zu arbeiten. Im Sommer 2020 wurde dieser Traum wahr und die fünf Tiere zogen aus ihrer hessischen Heimat nach Mörstadt, wo sie auf einer großen Wiese mit Stall leben. Auf der Internetseite des Caritasverbands erklärt der Direktor zu der tiergestützten Therapie in St. Martha: „Manchmal braucht es einen Schlüssel, um Menschen aufzuschließen. Und solch ein Schlüssel können Alpakas sein.“
Ein Spaziergang mit Alpakas
Bevor diese allerdings in die Arbeit mit eingebunden werden konnten, bedurfte es noch eines Trainings. Wie die studierte Biologin Wilding erklärt, sind Alpakas eigentlich Fluchttiere, die zwar mit einer gewissen Grundneugier dem Menschen gegenüber ausgestattet sind, aber dennoch zurück- haltend und vorsichtig sind. Davon ist in Mörstadt kaum was zu spüren. In einem mehrmonatigen Training gewöhnte Wilding die Tiere behutsam an ihre neuen Mitbewohner/innen. Wie sehr das gelungen ist, lässt sich bei unserem Besuch be- obachten. Geplant ist eine kleine Wanderung mit den Alpakas und den Seniorinnen und Senioren. Die Alpakas bewegen sich verteilt auf der Wiese, während die ersten Bewohner sich nähern und beginnen, die Tiere zu streicheln. Schließlich werden die Tiere für den Spaziergang zugeteilt und mit einfachem Zaumzeug ausgestattet. Auch unser Redakteur bekommt eine Leine an die Hand, an deren Ende sich Filo befindet. Wer schon einmal ein Pferd geführt hat, dürfte überrascht sein, wie mühelos sich ein Alpaka lenken lässt. Zwar senkt sich der Kopf gerne Richtung Gras, doch ebenso leicht ist Filo wieder dazu zu bewegen, den Weg fortzusetzen. Ein Blick in die Gesichter der mit- laufenden Bewohner/innen reicht aus, um zu erkennen, warum die fünf Tiere zwischenzeitlich ein unverzichtbarer Teil des Lebens in St. Martha sind. Begeistert erzählen die demenzerkrankten Personen, wie gerne sie mit den Tieren spazieren gehen, sie füttern oder einfach nur das unfassbar weiche Fell streicheln möchten.
Eine Aufzug fahrt mit Filo
Wilding erklärt, dass es das zurückgenommene Wesen dieser Tiere ist, das sie zu perfekten Helfern im Umgang mit Ängsten oder Selbstvertrauen macht. Darüber hinaus animieren die Spaziergänge die Bewohner/innen dazu, sich zu bewegen und an die frische Luft zugehen. Doch der Einsatz der Tiere beschränkt sich nicht nur auf Spaziergänge und Kuscheleinheiten im Garten, denn die tierischen Gefährten werden auch gerne mal in den Gruppenraum ein- geladen. Mit einem Eimer Futter bewaffnet steigen Corinna Wilding, der WO! Redakteur und Filo in den Aufzug (!), um in den zweiten Stock zu fahren, wo sich der Gruppenraum befindet. Das Tier wirkt routiniert. Von Angst im beengten Aufzug ist nichts zu spüren. Im Gruppenraum warten bereits zehn Bewohner in einem Stuhlkreis auf Filo. Jeder bekommt eine kleine Menge Futter in die Hand und dann geht es los! Unser Redakteur führt Filo durch die Runde, fast auf Kommando versenkt er seinen flauschigen Kopf in den Händen der jeweiligen Person, um sich auf das Futter zu stürzen, ohne dabei jemanden zu verletzten. Im Anschluss gibt es schließlich noch die obligatorische Streicheleinheit, ehe es wieder zurück in den Garten geht, wo Filo den Rest des Tages mit seinen tierischen Kameraden verbringt. Unser Redakteur steigt indes mit einem seligen Lächeln und dem Wissen, dass Filo den Schlüssel zu seiner Seele gefunden hat, zurück ins Auto.
Text: Dennis Dirigo Fotos: Andreas Stumpf