Auch in dieser Ausgabe berichten wir über die Veranstaltungsbranche, die seit dem Corona Lock-Down im März quasi mit einem Arbeitsverbot belegt wurde. Wirkliche Hilfen vom Staat gab es bisher keine, denn auch das Förderprogramm „Neustart Kultur“ hilft nicht den vielen Solo-Selbständigen, die in dieser Branche tätig sind. Viel schwerer wiegt jedoch die Perspektivlosigkeit. Keiner weiß, ob das Coronavirus auch im nächsten Jahr noch unser Leben bestimmt und wann es wieder „normal“ weitergeht. Kaum jemand aus der Branche rechnet vor dem nächsten Frühling mit der Rückkehr zu einem ansatzweise regulären Livebetrieb. Immerhin geht in Worms das kulturelle Leben ganz langsam wieder los. Im Theater laufen die ersten Vorstellungen, wenn auch mit reduzierter Zuschauerzahl, aus der Wormser Kulturnacht wird ein Wormser Kulturherbst und auch die Nibelungen-Festspiele warten Ende Oktober mit einem dreitägigen Herbstprogramm auf. Und die Wormatia darf in ihrem 6.000-Mann-Stadion wenigstens vor 500 Zuschauern spielen. Trotzdem schwebt über allen das Damoklesschwert Corona, da weitere Lockerungen von der Entwicklung des Infektionsgeschehens abhängig sind.

CORONA IN WORMS
In Worms richteten Oberbürgermeister Adolf Kessel und Landrat Heiko Sippel Mitte September einen Appell an die Bevölkerung, sich vorsichtiger zu verhalten, nachdem die Infektionszahlen im Landkreis Alzey-Worms kurzzeitig gestiegen und bedenklich nahe an der magischen Grenze von 50 Neuinfektionen pro Woche waren. Dass die in den letzten Wochen gestiegenen Neuinfektionen in erster Linie mit dem Hochfahren der Tests und der Fehlerquote (Stichwort: falsch Positive) der angewandten PCR-Tests zusammenhängen, hatten wir bereits in unserer letzten Ausgabe ausführlich erklärt. Auch vier Wochen später gilt, dass die Infektionszahlen in Deutschland beherrschbar sind, die Ansteckungsketten sind weitestgehend nachvollziehbar und das Gesundheitssystem ist weiterhin stabil. In Worms waren zum Zeitpunkt unseres Redaktionsschlusses 24 Personen mit dem Coronavirus infiziert, das entspricht 0,029 % der Wormser Bevölkerung, eine Person musste auf der Intensivstation des Klinikums Worms betreut werden. Aktuell sind nur ein Bruchteil der Intensivbetten in Deutschland mit Corona Patienten belegt, der Großteil der Infektionen verläuft mit milden Krankheitssymptomen. Ich denke, dass es längst an der Zeit wäre, etwas mehr Realismus walten zu lassen. Vor allem sollte man manchen Leuten ihre panische Angst nehmen vor einem Virus, das zwar gefährlich, aber offensichtlich nicht so gefährlich ist, wie man dies anfangs vermutet hatte. Wenn jetzt die Herbstzeit beginnt und sich die Leute mit allen möglichen Viren anstecken, ist – unabhängig von Corona – besondere Vorsicht geboten, aber doch bitte keine staatlich verordnete Panik mehr wie im März dieses Jahres. Auch die Bundesregierung täte gut daran, wenn sie ihre Bevölkerung wie mündige Bürger behandelt und nicht ständig für dumm verkaufen will. Das Leben muss irgendwann wieder normal weitergehen. Der Virologe Hendrick Streeck hat hierzu einen klugen Satz gesagt: „Wir werden lernen müssen, das Virus in unseren Alltag zu integrieren.“

Viel Realismus beim Lesen der 178. Ausgabe von:
WO! – DAS Wormser Stadtmagazin wünscht Ihnen

Frank Fischer | Chefredakteur