Der Streit um das potentielle Gewerbegebiet „Hoher Stein“ dürfte vielen noch bestens in Erinnerung sein. Als es hieß, dass die Verwaltung erneut nach größeren Flächen für ein Gewerbegebiet sucht, war die Aufregung dementsprechend schnell wieder groß und das Bündnis Hoher Stein formierte sich erneut. Doch jetzt kam die Entwarnung!
Eine Antwort darauf, was überhaupt noch möglich ist, soll das „Klimakonzept Innenentwicklung“ geben. Das wurde bereits 2017 in Auftrag gegeben. Das Klimakonzept Innenentwicklung befindet sich mittlerweile in einem Stadium der Erarbeitung, das allerdings eine Grundsatzentscheidung hinsichtlich der Suche nach gewerblichen Bauflächen in strategischer Größenordnung erforderlich macht. Die Suche nach dieser Entscheidung wurde im Bauausschuss am 14. Mai ausgiebig diskutiert. Einig waren sich nahezu alle darüber, dass es in Worms kein größeres Gebiet mehr geben wird, aber womöglich kleinere. Richard Grünewald (Bündnis90/Die Grünen) kommentiert dies mit dem Satz: „50 Hektar große Flächen, diese ganz große Nummer ist vorbei!“ Uneinigkeit herrschte aber darüber, in welche Richtung sich die Suche bewegt. Timo Horst (SPD) erläuterte hierzu: „Ich halte es für übertrieben, dass aus der Diskussion gleich wieder das Bündnis Hoher Stein aktiviert wurde“. Tatsächlich hatte ein kleiner Teil dieser Gruppe ihrem Protest vor Beginn der Bauausschusssitzung im Wormser Mozartsaal Ausdruck verliehen. Horst weiter: „Es ist gut, wenn die Verwaltung Pläne entwickelt, aber auch, dass die Politik Stellung bezieht“. Klaus Karlin (CDU) warnte: „Konzept soll nicht heißen, sich selbst zu kastrieren. Wir müssen überlegen, wie können wir gewerbliche Entwicklung ermöglichen? Vielleicht kommen wir aber auch zum Schluss, dass es nicht geht“. Am Ende der Debatte kam es dann noch zu einem Änderungsantrag der CDU- und SPD-Fraktion, in dem die Verwaltung beauftragt wird, zu prüfen, ob die landwirtschaftlichen Flächen zwischen Renolit/Horchheimer Straße und der Kolpingstraße als Standort für eine Gewerbeansiedlung in beschränktem Umfang möglich sind. In der darauf folgenden Diskussion verwies man darauf, dass dieses Gebiet bislang nicht im Flächennutzungsplan der Stadt als gewerbliche Baufläche ausgewiesen ist. Das ist aber wiederum Voraussetzung zur Erstellung eines Bebauungsplanes. Karl Müller (FWG/Bürgerforum Worms) machte darauf aufmerksam, dass die Fläche dort als Kaltluftfläche gekennzeichnet ist. Das heißt, dass eine größere Ansiedlung dort nicht möglich ist. Große Gewerbebauten, wie Logistikhallen, sind deshalb im Grunde ausgeschlossen. Zusätzlich wurde darauf verwiesen, dass die Teilbereiche im Westen im übergeordneten Regionalplan als „Vorranggebiet für die Landwirtschaft“ sowie als „regionaler Grünzug“ ausgewiesen sind. Zwar fehlt dadurch der Stadt endgültig die Perspektive, größeres Gewerbe anzusiedeln und damit zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen zu generieren, ein Gewinn ist dies allerdings für die Attraktivität von Worms als Wohnstadt, die auf ihr Klima und damit die Bürger nachhaltig Rücksicht nimmt. Richard Grünewald, Stadtratsmitglied und Sprecher vom Bündnis Hoher Stein, betonte im Zusammenhang mit der Entscheidung im Ausschuss: „Ohne den deutlichen Widerstand organisierter Bürger hätte dieses landschaftliche Erbe nicht für die nächsten Generationen bewahrt werden können.“ Elke Goldschmidt, ebenfalls Bündnissprecherin, ergänzte: „Jetzt können auch unsere Kinder und Enkel noch Natur in direkter Umgebung erleben und regionale Lebensmittel anbauen und genießen. Für mich zeigt Corona, dass wir immer mehr auf die fruchtbaren Böden unserer Heimat angewiesen sein werden und nicht weniger.“