26. Januar 2018 | Das Wormser Theater:

Wahrscheinlich dürfte es einige Zuschauer an diesem Abend gegeben haben, die in Anbetracht der sehr abstrakten Tanzinszenierung am Ende mehr als irritiert waren. Wer sich dennoch auf die energiegeladene Performance der Kibbutz Contemporary Dance Company einließ, wurde mit etwas ganz Besonderem belohnt.

Bereits der Auftakt ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass das israelische Tanzensemble um ihren Choreografen Rami’ber etwas anderes im Sinn hat, als dem Zuschauer einfach nur eine weitere durch-choreografierte moderne Tanzshow ala „Rent“ zu bieten. Während sich im Theater ein ungewöhnlich harter Basslauf der Alternativ Metal Band Primus in die Gehörgänge der Zuschauer fräste, marschierten die Tänzer auf. Gekleidet in unscheinbaren weißen Shorts, kombiniert mit weißem T-Shirt oder Hemd, wirkte die 18 Köpfe zählende Gruppe wie eine einzige pulsierende Masse, deren Körper alleine im Dienst des physischen Ausdrucks stehen. Eine Story gab es nicht, dafür viele Emotionen. Leidenschaft, Liebe, Sex, Gewalt, Hass, die Monotonie des Alltags waren die Grundgefühle. Mitunter wirkte das Geschehen beklemmend, manchmal konnte man wiederum nur fasziniert dem akrobatisch anspruchsvollen Treiben auf der Bühne zuschauen. Harte Riffs wurden von sanften Melodien („Letters of a Traveller“ von Olafur Arnalds) abgelöst. Kongenial die physische Adaption zu Alexandre Desplats Oscar gekrönten Track „Mr. Moustafa“ aus dem Film „The Grand Budapest Hotel“ und vor allem das simulierte Schreibmaschinenschreiben zu den Klängen von Philip Jecks „PS One“. Am Ende schloss die kraftstrotzende Show mit dem titelgebenden Song „Horses in the Sky“ von Silver Mt. Zion. Dessen Liedzeile, „…and these are violent times. And violence brings more violence, and liars bring more lies“, so etwas wie das Motto dieses Abend gewesen sein könnte.

Fazit: Was vom Titel her nach einem gemütlich verträumten Tanzabend klang, entpuppte sich als fordernde, atmosphärisch dichte Tanzshow, die mit einer außergewöhnlichen Choreografie beeindruckte. Man könnte meinen, fast schon ein wenig zu provokant für Worms.

Übrigens: Für Irritation sorgte bei dem ein oder anderen die knappe Spielzeit von gerademal einer Stunde. Bei Preisen von bis zu 40 Euro durchaus ein happiger Minutenpreis, auch wenn die Tänzer sich diesen absolut verdient haben.