13. Februar 2017 | Museum Heylshof in Worms:

Auch 500 Jahre nach dem berühmten Anschlag der 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg ist Martin Luther ein Mann, der polarisiert. Für die Einen ist er der Retter der christlichen Kirche, für die Anderen ein übelgelaunter Antisemit. In der laufenden Ausstellung spielt der streitbare Mönch jedoch eher eine Nebenrolle. Der wahre Star ist nämlich Worms.

Es ist keine große Ausstellung, die im Museum Heylshof verweilt. Das muss sie auch nicht, denn sie ist sozusagen nur ein „Appetizer“ oder ein Blick in die Zukunft zu dem, was noch in den folgenden Jahren kommen wird. Die monothematische Ausstellung bezieht sich ausschließlich auf Luthers Auftritt vor Kaiser Karl V. Dort sollte der Mönch seine Schriften widerrufen, was er bekanntermaßen nicht tat. Kernstück der Ausstellung, die in vier Räumen untergebracht ist, sind zwei Flachbildschirme, auf denen eigens entwickelte 3D Visualisierungen des spätmittelalterlichen Worms gezeigt werden. Im Gleitflug geht es in einem etwas zu hohen Tempo durch Straßen und Gassen, die natürlich von einem erhaben wirkenden Dom dominiert werden und auf dessen Gelände zu diesem Zeitpunkt noch der heute zerstörte Reichstag steht, in dem Luther die berühmten Worte: „Hier steh’ ich und kann nicht anders“, gesagt haben soll. Was übrigens von dem Lutherbeauftragten der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau bei der Eröffnungsveranstaltung in das Reich der Fantasie verwiesen wurde. Konzeptioniert wurde die Ausstellung von dem Wormser Multimediakünstler Eichfelder. Schmunzelnd erklärte er beim Presserundgang, dass leider kein Geld für Menschen da war, aber dies möglicherweise bei der großen Ausstellung, die für 2021 angedacht ist, nachgeholt werden könne. Genauso fabulierte er auch über eine Virtual Reality Variante. Bis es soweit ist, muss man sich jedoch mit der 2D Fassung begnügen, die allerdings sehr gelungen ist und bisher nie gesehene Einblicke in das historische Worms gewährt. Abseits der Technik gibt es noch jede Menge Informationen zu den Personen, die in das Ereignis involviert waren.

FAZIT: Zwar steht Luther in großer Schrift auf den Plakaten, der wahre Star sind jedoch Computeranimationen des historischen Worms, rekonstruiert mit Zeichnungen aus dem Jahre 1689.