Eine Pressemitteilung der Stadt Worms:

Unter dem Titel ZEICHNEN – DENKMALEN DenkLutherMal „Hier stehe ich, ich kann auch anders…“ zeigte die Stadtbibliothek Worms im Haus zur Münze im vergangenen Jahr anlässlich des Reichstagsjubiläums 21 Gemälde und kolorierte Zeichnungen, die der renommierte niederrheinische Maler und Zeichner Martin Lersch für diese Ausstellung angefertigt hatte. In dem Zyklus konfrontiert Lersch, 1954 in Mönchengladbach geboren, die Bronzeplastiken bzw. -reliefs des 1868 enthüllten Wormser Lutherdenkmals mit Figuren aus bekannten Werken aus 2000 Jahren Kunstgeschichte: beginnend mit der „Flora mit dem Füllhorn“, ein pompejanisches Wandgemälde aus der Villa Arianna in Stabiae, die Lersch mit der Stadtpersonifikation „Die bekennende Augsburg“ des Lutherdenkmals ‚konfrontiert‘. Paraphrasierende Bildzitate – isolierte Figuren aus berühmten Gemälden – sind das Thema, dem sich Martin Lersch seit vielen Jahren in Zeichnungen und Gemälden immer wieder widmet.

Nun schenkt Martin Lersch der Stadt Worms zwei kolorierte Zeichnungen (70 x 50 cm) aus diesem Zyklus: Zum einen Luther im Talar, die zentrale Bronzestatue des Denkmal von Ernst Rietschel, neben dem eleganten Herrn, der seinen Mantel über dem Arm trägt, aus dem Gemälde „Hotel Lobby“ (1943, Indianapolis Museum of Art) des New Yorker Künstlers Edward Hopper (1882-1967). Zum anderen das Gipsmodell „Luther im Mönchsgewand“ (1858, Skulpturensammlung des Staatlichen Kunstsammlungen Dresden) von Ernst Rietschel (der nicht ausgeführte Alternativentwurf für die Lutherstatue), mit dem wandernden Maler aus Vincent van Goghs Gemälde „Der Maler auf dem Weg nach Tarascon“ (1888, im Krieg zerstört beim Brand des Kaiser-Friedrich Museums in Magdeburg): Wie bei van Goghs Maler mit der Malermappe unter dem Arm handelt es sich bei dem Anzugträger aus dem Hopper-Gemälde vermutlich um ein Selbstbildnis – Hopper (ikonisch wie in einem Film-Still, mit seiner neben ihm sitzenden Frau) bei der Durchreise vor einer anonym wirkenden Hotelrezeption auf einer seiner zahlreichen Fahrten durch die USA.

Die beiden Zeichnungen wurden jetzt im Bestand des Stadtarchivs verzeichnet und werden dort zusammen mit anderen Graphiken zum Lutherdenkmal in der Graphischen Abteilung aufbewahrt. Dort findet man zum Beispiel auch den bekannten Holzstich des Lutherdenkmals nach einer Zeichnung des Dresdner Akademieprofessors Julius Hübner (1806-1882), der ab 1860 vom Denkmal-Bauverein zur Finanzierung des Denkmals in einer Auflage von 60.000 Exemplaren verkauft wurde. Zu dieser Sammlung des Stadtarchivs gehören unter anderem auch eine Kollektion graphischer Veduten zum Wormser Dom sowie Holzschnitte und Kupferstiche vor allem aus illustrierten Büchern des 15./16. Jahrhunderts, die aus der Sammlung des Journalisten und Wormser Heimatforschers Carl J. H. Villinger (1905-1977) stammen.