26. März 2015
Das Wormser Theater:
Neben Pippi Langstrumpf dürfte der Lausbub Michel die berühmteste Schöpfung der schwedischen Schriftstellerin Astrid Lindgren sein. Untrennbar sind Michels Streiche mit der Erinnerung ganzer Generationen verknüpft. Auch heute noch amüsieren seine Geschichten Massen von Kindern. Grund genug für das Hamburger Ensemble, Michel auf die Theaterbühne zu bringen.
Dementsprechend war das Wormser Theater an diesem Tag fest im Griff der Kinder, während die erwachsenen Begleiter eher zur Nebensache degradiert wurden. Zuweilen konnte man vor dem Stück und in der Pause den Eindruck gewinnen, in einem riesigen Hort zu sein, der sich bestens dafür geeignet hätte, „Verstecken“ oder „Fangen“ zu spielen. Doch in der Hauptsache ging es schließlich um das Stück. Und mit dem taten sich die Erwachsenen sichtlich schwerer als die eigentliche Zielgruppe, denn die resümierte die Inszenierung am Ende mit großer Begeisterung. Tatsächlich war dieser Michel ein Lehrstück, mit welch unterschiedlichen Augen man einen solchen Stoff begutachten kann. Aus diesem Grund entschied sich WO!, eine achtjährige Expertin in Sachen Michel mit in die Aufführung zu nehmen, an deren Ende der Austausch beziehungsweise Vergleich stand. Während der erwachsene Rezensent etwas irritiert war über die teilweise zum Nägel kauen animierende Dramaturgie in dieser Inszenierung, zeigte sich die achtjährige Rezensentin restlos begeistert von der Spannung und der Spielfreude der beteiligten Darsteller. Dass Michel dabei von einer jungen Frau dargestellt wurde – Schwamm drüber. Dem Unterhaltungswert für die Kleinen tat das keinen Abbruch. Umso peinlicher präsentierte sich mancher Erwachsene, der lieber mit seinem Nachbar schwätzte oder sich ausgiebig seinem Smartphone widmete. Inhaltlich arbeitete sich das Ensemble an den bekanntesten Geschichten ab, wie zum Beispiel Michel in der Suppenschüssel oder der, als Michel auf die Idee kommt, seine kleine Schwester an den Fahnenmast zu hängen.
Fazit: Gelungene „Best of Michel“ Inszenierung, die das kindliche Publikum besser zu unterhalten wusste als das ältere. Aber das war ja auch das Ziel.