Eine Pressemitteilung der Stadt Worms:
Fünfeinhalb Jahre ist es inzwischen her, dass Michael Kissel seine letzte Amtszeit als Oberbürgermeister der Stadt Worms beendete. Von Juli 2003 bis Juni 2019 hatte er das Amt inne; am 15. Januar feiert der langjährige Stadtchef nun seinen 70. Geburtstag.
In einem persönlichen Glückwunschschreiben gratuliert der amtierende Oberbürgermeister Adolf Kessel seinem Vorgänger und würdigt dessen besondere und teilweise herausragenden Verdienste. Dazu gehört etwa die Umgestaltung des Hauptbahnhofs und seines Umfeldes, die 2013 fertiggestellt wurde. Dieses Projekt gehöre zu den größten städtebaulichen Maßnahmen in Kissels Amtszeiten, so Kessel. Das Investitionsvolumen belief sich damals auf 34 Millionen Euro und wurde vom Land finanziell unterstützt. Bereits 2001 hatten die Arbeiten mit dem Bau eines zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) und einer separaten Buszufahrt begonnen. Ein weiteres Großprojekt im Zuge der Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes konnte im August 2004 vollendet werden, als die neu gebaute Brunhildenbrücke für den Verkehr freigegeben wurde. Damit verbunden waren der Bau von zwei Kreisverkehrsplätzen östlich und westlich des Brückenbaus, die im gleichen Jahr abgeschlossen wurden. Nicht lange danach entstand das Parkhaus auf der Westseite des Hauptbahnhofs. Abgeschlossen wurde das Projekt Bahnhofsumfeld 2013 mit der Fertigstellung des neuen östlichen Bahnhofsvorplatzes.
Ein regelrechtes „Jahrhundertprojekt“ erlebte die Stadt Worms mit dem Neubau des Kultur- und Tagungszentrums, heute weithin bekannt als „Das Wormser“. „Die Generalsanierung des bestehenden Spiel- und Festhauses und der Neubau eines Kultur- und Tagungszentrums waren Ihnen ein wichtiges Anliegen, um für kulturelle Veranstaltungen und Festivitäten ein modernes, funktionsfähiges Theater zur Verfügung stellen zu können“, schreibt Adolf Kessel. Spatenstich für das Mammutprojekt war im Jahr 2008. Im Zuge der Arbeiten wurde der denkmalgeschützte Theaterbau um einen multifunktionalen Neubau ergänzt und zu einem Gesamtensemble verwoben. Weichen musste dafür der „alte“ Mozartsaal, in dem unter anderem mehrere Schülergenerationen ihren Schulabschluss gefeiert hatten, der aber auch für Vereine und Privatpersonen viele Jahre eine beliebte Lokalität gewesen war.
Das größte Schulbauprojekt unter der Ägide von Michael Kissel stellt der Umbau der ehemaligen Kerscheinsteiner Hauptschule zur Integrierten Nelly-Sachs-Gesamtschule im Stadtteil Horchheim dar. Aber auch an fast allen anderen Wormser Schulen (insgesamt 27) wurden in Kissels Amtszeit Sanierungs- und Neubauarbeiten durchgeführt. Knapp 100 Millionen Euro investierten Stadt und Land in dieser Zeit in entsprechende Baumaßnahmen. Ähnlich Summen investierte das städtische Klinikum unter Michael Kissel ohne Fremdmittel in seine Zukunft – eine Leistung, die der Alt-Oberbürgermeister nicht unerwähnt lassen will.
Wer sich daran erinnert, wie es auf dem Gelände des heutigen WEP noch vor 20 Jahren aussah, weiß, dass das ehemalige Areal der Lederwerke Doerr & Rehinart unter Michael Kissel ebenfalls enorme Veränderungen erfahren hat. Anfang 2007 wurde zwischen der Stadt Worms und dem Erschließungsträger Fachmarkt-Zentrum in Worms, Wolf GmbH & Co. KG, der Vertrag über die Erschließung der Konversionsfläche geschlossen. Im Spätsommer 2008 eröffnete dann der Wormser Einkaufspark, kurz WEP. Auch das heutige Liebenauer Feld, das frühere Thomas-Jefferson-Village, ist ein solches Konversionsprojekt. Wo früher die US-amerikanischen Wohnsiedlung „Thomas-Jefferson-Village“ beheimatet war, ist ein attraktives ziviles Wohngebiet mit Schule, Kindergarten, Seniorenwohnen, einem Ärztehaus und Nahversorgern geworden.
Neben den bereits genannten Maßnahmen, die Michael Kissel zu verantworten hatte, sind es vor allem zwei Entwicklungen, die Worms in unschätzbarer Weise vorangebracht haben. Der Oberbürgermeister a.D. etablierte die 2002 ins Leben gerufenen Nibelungen-Festspiele und leistete einen wesentlichen Beitrag dazu, dass das Format bundesweit zu einem wichtigen kulturellen Höhepunkt geworden ist. Und auch wenn die Festspiele innerhalb der Stadtgrenzen immer wieder für Diskussionen sorgen, ist ihre Reichweite und Strahlkraft von unschätzbarem Wert für Worms. Ein weiterer riesiger Coup rund um das Wormser Aushängeschild gelang Michael Kissel 2015, als der renommierte Produzent und Regisseur Nico Hoffmann die Intendanz übernahm.
Michael Kissel war es auch, der 2004 den Vorschlag einbrachte, die sogenannten SchUM-Städte Speyer, Mainz und Worms für die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste vorzuschlagen. Bereits 2005, im „Raschi-Jahr“, wurde die Wormser Initiative bekräftigt und nach intensiver Prüfung und Abstimmung mit den beteiligten Städten von Ministerpräsident Kurt Beck 2006 in dessen Regierungsprogramm aufgenommen. Bei der Konferenz der Kultusminister im Herbst 2012 schließlich wurde die Aufnahme des SchUM-Projektes in die deutsche Vorschlagsliste beantragt. Bis 2020 hatte das Land Rheinland-Pfalz Zeit, einen umfangreichen Antrag für das UNESCO-Welterbekomitee zu erstellen. Die Entscheidung fiel schließlich im Juli 2021: Die UNESCO verlieh den drei Städten für ihre SchUM-Stätten den Welterbe-Titel. Und auch wenn Kissel zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Amt war, hatte er Jahre zuvor den entscheidenden Anstoß gegeben und das Vorhaben über Jahre begleitet und unterstützt. „Mit großem Sachverstand, politischem Weitblick und Geschick – stets im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern – haben Sie sich als Oberbürgermeister der Stadt Worms umsichtig für die Aufwärtsentwicklung der Stadt eingesetzt; oft mit eigenen Ideen und Visionen, oft mit dem Mut und der Tatkraft, diese umzusetzen“, attestiert OB Kessel in seinem Glückwunschschreiben seinem Vorgänger.