Ein Blick zurück auf das „1. Demokratiefest“
01. Juni 2024 | Obermarkt – Innenstadt Worms: Was eignet sich besser dazu, die Vorzüge der Demokratie mit der Kraft der künstlerischen Freiheit zu feiern? In diesem Sinne versammelte das „Bündnis für Demokratie, Vielfalt und Toleranz“ am 1. Juni zahlreiche Musiker auf der Bühne am Obermarkt, um gemeinsam die musikalische Werbekeule zu schwingen. Leider meinte es das Wetter nicht gut mit der Demokratie und es regnete fast durchgehend.
Es steht in diesen Tagen nicht gut um unsere Demokratie. Gerade mal 75 Jahre alt, sahen bei einer jüngst erhobenen Umfrage rund 75 Prozent der Befragten jene Staatsform, die uns ein gewisses Maß an Freiheit garantiert, in Gefahr. Insofern war es eine gute Idee des Bündnisses, in Form eines Mini Festivals mit zahlreichen Bands für die bevorstehenden Europa- und Kommunalwahlen zu werben, zugleich aber auch auf aktuelle Herausforderungen hinzuweisen. Passend zu dem Beinamen des Demokratiefests, „Worms ist bunt“, erklärte die zweite Vorsitzende des Vereins, Soraya Schönfeldt, in ihrer Eröffnungsrede, dass der Verein für ein respektvolles Miteinander einstehe.
Wie sich bei Facebook zeigte, war das ein Ziel, das offenbar immer weniger Menschen teilen. Nicht wenige forderten in den Kommentarspalten, in Anbetracht des Mordes an dem Mannheimer Polizisten Rouven L., die Absage eines Festes, das auch die Migration feiere. Vielleicht ist es aber gerade im Kontext mit extremistischen Straftätern umso wichtiger, auf die Bedeutung, aber auch auf die vielfältigen Gefahren für die Demokratie hinzuweisen. Das tat Moderator Dennis Dirigo in seiner Eröffnungsmoderation. Dieser verwies darauf, dass der Blick nicht nur zur AfD gehen sollte. Nicht weniger besorgniserregend seien Menschen, die die Sehnsucht nach einem Kalifat umtreibt. Ebenso Cancel Culture, Fake News, Hassreden und Kommentare im Internet, aber auch ideologisch motivierte Attentate, wie jüngst in Mannheim. Rüdiger Orf, Direktor des Amtsgerichtes Worms, sprach indes klare Worte bezüglich Meinungsfreiheit und dass diese eben auch Grenzen kennt. Zwischen all diesen nicht unbedingt leichten Themen demonstrierten zahlreiche lokale Musiker (Ulli Valnion, Volker Gallé, The Gloomy Brothers mit Sister RiC u.a.), dass Demokratie auch künstlerische Freiheit bedeutet.
Ebenso kann sie aber auch verbinden, wie im Falle der Trommelgruppe Ngoma der Wormser Vorstadtkrokodile. In wechselnder Besetzung sind es immer wieder zwölf junge Menschen unterschiedlichster Kulturkreise, die gemeinsam einen mitreißenden Sound erzeugen und bei ihrem Auftritt unterstrichen, dass Musik eine universelle Sprache ist. Über die kommunizierten auch die jungen Tänzerinnen der Tanzschule Prinz Carl, die mit Multikulti in der Hüfte dem grauen Samstagnachmittag trotzten. Der aus der Türkei stammende Flüchtling Latif Yat spielte wiederum unplugged eine bunte Mischung aus türkischer Folklore und türkischer Popmusik. Umrahmt wurde das Fest von zahlreichen Infoständen und kleinen Köstlichkeiten, unter anderem zubereitet von der Alevitischen Gemeinde.
Fazit: Alleine die Kritik rund um das erste Demokratiefest, aber auch die Wahlergebnisse bei den vergangenen Wahlen zeigten: Es steht nicht gut um die Demokratie. Umso wichtiger ist es, diese zu feiern und die Bedeutung zu unterstreichen. Ebenso wie es eine Tatsache ist, dass wir längst in einer bunten Gesellschaft leben, aber der gemeinsame Weg nicht einfach werden wird.
Text und Fotos: Dennis Dirigo