Der Mai war ein schwieriger Monat, viele Feiertage (gefühlt alle), irgendwie schon Sommer, aber irgendwie auch nicht. Die App sagt, es kommt kein Regen und der Regen denkt sich: „Dir zeige ich es, Wetter-App!“

ich habe mir fest vorgenommen, in dieser Kolumne weder zu fluchen, noch über die Stadtpolitik zu sprechen. Dass mir Letzteres gerade schwerfällt, kann man sich wahrscheinlich denken, denn schließlich kandidiere auch ich bei diesen Kommunalwahlen. Und während Sie dieses Blatt in Händen halten, steht womöglich schon fest, wie diese Kommunalwahl ausgegangen ist (Es sei denn, Sie sind ein fixer Leser und schauen natürlich Ende Mai bereits online.)

Waren Sie eigentlich auf dem Pfingstmarkt?

Ich will nicht despektierlich klingen, aber was soll mich da runter auf den Festplatz ziehen? Für Familien mit Kindern mag der Rummel interessant sein, denn mal ehrlich: In einem Feuerwehrauto stundenlang im Kreis fahren, ging als Kind doch immer. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da wollte der Pfingstmarkt so eine Art Mini-Maimarkt sein mit vielen Hallen und Ausstellern. Der erste Auftritt einer Band namens „Döftels“ fand tatsächlich auch auf diesem Pfingstmarkt statt. Am 05.06.2006 im mobilen Studio des Offenen Kanals. Erste Nummer: „Breakfast at Tiffanys“. Das waren Zeiten! Heute wäre so ein Bandauftritt auf dem Pfingstmarkt schon sehr außergewöhnlich, damals war es normal, dass irgendwo im Livestudio irgendwer Krach machte…

Es ist schon erstaunlich, wie sich die Livesituation in Worms verändert hat. Pfingstmarkt machen wir mal einen Haken dran. „Die Kneip“ wurde irgendwann geschlossen und ist heute ein Restaurant. Die „Soundfactory“ ist schon lange einem Bagger und einer Halle gewichen und auch die „Tab“ hat Bekanntschaft mit der oftmals gelben Einarmmaschine gemacht. Der „Schwarze Bär“ steht zwar noch, heißt jetzt aber in Zukunft „Cave“. Ob hier Konzerte stattfinden, steht wohl noch nicht fest. Bleiben also der „Kanal 70“, der erst wieder in Fahrt kommen muss, der „Irish Pub“ und „die Funzel“. Nicht mehr so viel für eine 80.000 Einwohner Stadt.

Aber unsere Stadt arbeitet ja gerade an einer traurigen Berühmtheit in der Weltöffentlichkeit. Während es früher wohl noch hieß: „Worms die Luther– und Nibelungenstadt, mit den meisten Schuhgeschäften in der Region!“, so heißt es heute wohl eher „Diggi, Worms ist doch die Stadt mit der Penishantel, der Tortenschlacht in der Bäckerei und Drehort von „Der Dachlattenmann 1-4.“ Der Dachlattenmann hat eh längst in diesem Monat alle Gespräche bestimmt. „Hosche schun gehert, do laaft äner mit de Dachlatt am Bahnhof rum“. Mittlerweile verbreitet sich sowas ja auch fixer als die Polizei erlaubt. Die sucht mittlerweile gar nicht mehr nach Zeugen, sondern fragt nur noch entnervt: „So, wer hat den Vorfall denn alles mitgefilmt?“

Ich persönlich habe ungefähr 90 Mal das 2 min. 50 sek. Video von Mr. Dachlatte bekommen. Am Abend dann 20 Mal das Video von einer nächtlichen Schlägerei am Bahnhof und noch bestimmt 10 Mal das Video einer Frau, die einfach mal an eine Stele pinkelt. Ja, WhatsApp ist schon eine tolle App. Ähnliche Effekte gibt es nur, wenn es mal wieder drei Flocken schneit. Am liebsten hätte ich ja alle drei Videos zusammengeschnitten und mit „Love is in the air wieder zurückgeschickt. Da ich versprochen habe, nicht über Politik zu schreiben, erspare ich uns die leidvolle Social Media Diskussion über diesen Vorfall.

Aber am Schluss muss ich ganz kurz eine Frage aufwerfen, die mich seit Wochen beschäftigt und richte sie an meinen Kolumnennachbar:

Lieber Dr. Bert Bims, warum stehst Du eigentlich auf keiner Liste für den Stadtrat?

Doktortitel werden in der Politik sehr gerne gesehen und schließlich wurdest Du doch im Internet als alter weißer Mann ohne Humor bezeichnet. Das schreit doch nach einer Karriere in der Politik und merke Dir: In Europa ist immer irgendwas frei!

Bis nächsten Monat

Jim Walker jr.