Die Fußball EM steht vor der Tür. Ein Sport nur für echte Männer? Nein, denn zur weltoffenen EM in Deutschland sind alle eingeladen – Non-Binäre, Diverse, Omnisexuelle, Bigender, Transsexuelle, Genderqueere, Pansexuelle und sogar Frauen und Männer. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, kann denn jetzt plötzlich JEDE(R) werden, was er/sie will?“

Jeder, der mich kennt, weiß nur zu gut, dass ich weltoffen, tolerant und frei von Hassgefühlen bin. Aber es gibt auch Grenzen. Als Borussia Dortmund kürzlich ins Finale der Champions League eingezogen ist, kursierte ein Video im Netz, in dem die Spieler des BVB nach dem großen Sieg in der Kabine gemeinsam „Someone like you“ geträllert haben. Adele? Ernsthaft?? Wer bis dato geglaubt hat, dass „Dieser Weg wird kein leichter sein“ von Xavier Naidoo als Motivationshymne für Klinsmanns Sommermärchen-Helden der kreative Höhepunkt in punkto Lahmarschigkeit war, wurde hier eines Besseren belehrt. Was ist eigentlich aus „We are the Champions“, „We will rock you“ oder „Thunderstruck“ geworden? Da waren die Leverkusener etwas einfallsreicher, die den Römern nach ihrem Ausscheiden in der Europa League ein herzhaftes „Bella Ciao“ hinterhergejodelt haben. Ich bin echt gespannt, welche Hymne die Jungs von Julian Nagelsmann auserkoren haben, um sich auf die EM-Spiele einzustimmen. In Anbetracht der pinken Trikots würde sich womöglich der „Barbie-Song anbieten: „I’m a Barbie girl in a Barbie world. Und das Trainerteam ruft der Mannschaft im Kabinengang hinterher: Come on, Barbie, let’s go Party!“ Zum Auftakt spielt Deutschland am 14. Juni gegen Schottland. Da sich die Unzuverlässigkeit der Deutschen Bahn bis in die schottischen Highlands herumgesprochen hat, wurde vom dortigen Fanverband eine „Reisewarnung“ für seine Anhänger herausgegeben, dass man genug Zeit einplanen solle, um nicht erst zur zweiten Halbzeit im Stadion anzukommen. Das muss man sich mal vorstellen: Während in Schottland meines Wissens nach immer noch mit Kohle und Torf betriebene Dampfloks aus dem 19. Jahrhundert fahren und trotzdem pünktlich ankommen, macht man sich im Ausland über die Verspätungen der Deutschen Bahn lustig. Danke Scholz! Wegen mir auch „Danke Merkel“ oder wer auch immer daran schuld ist.

Es ist das Bims…

Naja, wenigstens haben sich die Deutschen mit ihrem zwölften Platz nicht beim ESC blamiert, der früher noch „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ hieß. Der diesjährige ESC-Gewinner kommt aus der Schweiz, heißt Nemo und hatte sich zuvor geoutet: „Ich identifiziere mich weder als Mann noch als Frau. Ich bin nur Nemo. Meine Pronomen sind they/them.“ Vorab: Ich toleriere vollständig, dass Nemo ist, was er sein möchte. Aber wieso bekommt man vorgegeben, welche Pronomen man verwenden soll? Wäre es nicht fair, wenn „Es“ auch toleriert, mit allem Möglichen angesprochen zu werden, wenn „Es“ doch eh nicht weiß, was „Es“ ist? Da hab ich die Schweizer aber einfallsreicher in Erinnerung, wenn ich beispielsweise an Ricola Hustenbonbons denke, die ja bekanntlich von den Schweizern erfunden wurden. Diesmal waren aber die Deutschen schneller, denn zuvor hatte sich bereits ein bekannter deutscher DJ medienwirksam dazu bekannt, dass er non-binär und pansexuell ist. Im Privaten möchte er nur noch geschlechtsneutral „Fee“ genannt werden, einzig seinen Künstlernamen wird Felix Jaehn beibehalten. Klar, wenn man sich jahrelang als „DJ Felix Jaehn“ einen Namen gemacht hat und von den größten Festivals gebucht wird, würde sich ein(e) „DJ Fee“ womöglich etwas schwerer tun. Da man mir als „Boomer“ mitunter unterstellt, nicht tolerant genug zu sein, möchte ich deshalb an dieser Stelle folgendes verkünden: „Ich bin „das“ Bims, ich fühle mich als „trans-parent“ und mein Pronomen ist „wo“.“

Geschlechterwechsel

Auch fühle ich mich manchmal wie eine Frau. Wenn ich beispielsweise einen schönen Film mit Happy End gesehen habe und anschließend ein Taschentuch zücken muss, merke ich immer wieder, wie ähnlich sich Frauen und Männer doch sind. Ich habe auch schon überlegt, mich zumindest mal für ein Jahr als Frau eintragen zu lassen, um ein paar Vergünstigungen abzustauben. Eine zünftige „Ladies Night“ in der Disco (Getränke zum halben Preis!!) oder das Nutzen von Frauenparkplätzen (in direkter Nähe zur Location!) seien hier als positive Beispiele genannt. Das Tolle bei einer spontanen Geschlechtsumwandlung (ohne Operation!) ist außerdem, dass man auch keinerlei typisch weibliche Unannehmlichkeiten befürchten muss, wie z.B. eine monatliche Periode, kalte Füße oder die Wechseljahre. Ich gebe allerdings zu bedenken, dass eine Frau, die sich plötzlich als Mann fühlt, trotzdem nicht im Stehen pinkeln kann. Nichtsdestotrotz lautet mein Lebensmotto „Leben und leben lassen“. Wenn also irgendwann mal am Ende dieses Textes Berta Bims steht, dann haben Sie das gefälligst zu akzeptieren…

Ruhig Blut!

Falls Sie sich nun darüber echauffieren, dass das Thema Geschlechteridentitäten zu ernst ist, um sich darüber lustig zu machen, muss ich Ihnen leider entgegen: „Das bin nicht ich, sondern unsere Regierung!“ Jeder kann sich fühlen, wie er will. Wegen mir können Männer auch Damenunterwäsche tragen. Aber muss man das auch im Pass eintragen lassen und damit ein neues Bürokratiemonster schaffen, wenn zukünftig jemand auf die Idee kommt, jedes Jahr aufs Neue sein Geschlecht zu wechseln? Als übrigens kürzlich ein paar Fußballfans im Stadion ein Plakat hochhielten: „In Deutschland gibt es nur zwei Geschlechter…“, da hat der DFB eine saftige Geldstrafe an den Verein verhängt. Wenn man allerdings über den Onlineshop des DFB ein schickes, pinkes Trikot unserer Nationalelf bestellen will, stößt man als Non-Binärer schnell an seine Grenzen, denn bestellen kann man nur als Mann oder Frau. Im Umkehrschluss heißt das, dass weder Nemo noch Felix Jähn ein deutsches Nationaltrikot bestellen
können. Meine anklagende Abschlussfrage
lautet deshalb: „Wo bleibt hier die Toleranz??“

Denken Sie mal darüber nach!!

Ihr Dr. Bert Bims