Auch in diesem Jahr weht wieder für eine Woche die grün-weiße Flagge des weltweiten Bündnisses „Mayors for Peace“ vor dem Wormser Rathaus. Sie symbolisiert den Einsatz des Netzwerkes für eine friedliche Welt ohne Atomwaffen.

„75 Jahre nach den Abwürfen der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki hat sich die Hoffnung der Überlebenden, der Hibakusha, nach einer Welt ohne Kernwaffen noch immer nicht erfüllt. Die Bürgermeister für den Frieden erinnern mit dem Hissen der gemeinsamen Flagge an diesen Wunsch“, erklärte Beigeordneter Uwe Franz vor Vertretern von Pax Christi, die der Flaggenhissung beiwohnten. Der Flaggentag der Mayors for Peace erinnert an ein Rechtsgutachten des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag, das am 8. Juli 1996 veröffentlicht wurde.

Die Organisation Mayors for Peace wurde 1982 durch den Bürgermeister von Hiroshima gegründet. Mehr als 7.900 Städte gehören dem Netzwerk an, darunter mehr als 680 Städte in Deutschland.

„75 Jahre ist das Ende des Zweiten Weltkriegs her. Jeder Krieg ist ein verheerendes Geschehen. Menschen sterben in den Kämpfen oder werden verletzt. Zivilisten leiden unter den Kampfhandlungen. Häuser, Infrastruktur, Städte werden zu Trümmerwüsten. Auch die Wormser Bevölkerung hat das 1945 noch in den letzten Kriegstagen durchlitten und die, die es erlebt haben, werden es nie mehr vergessen“, erinnerte Uwe Franz an die Schrecken des Krieges in Deutschland, der jedoch Atomwaffen-frei verlief. Jeder Einsatz von Atomwaffen, ob vorsätzlich oder versehentlich, würde katastrophale, weitreichende und langanhaltende Folgen für Mensch und Umwelt nach sich ziehen, machte der städtische Beigeordnete deutlich.

Auch Vertreter von Pax Christi sprachen sich in aller Deutlichkeit gegen den Einsatz von Atomwaffen aus. Unter anderem verlasen sie ein Werk des Dichters Sankichi Toge, der den Atombombenabwurf auf Hiroshima zunächst überlebt und 1953 an den Folgen verstorben war. In seinem Gedicht „Der sechste August“ beschreibt der Dichter eindrücklich den denkwürdigen Tag von Hiroshima: „Wie steinerne Götzen umgestürzt liegen die Toten auf dem Exerzierplatz; Massen von Menschen kriechen zu Flößen befestigt am Flussufer.“

Vor dem Hintergrund der beiden Atombombenabwürfe und der noch immer als real angesehenen atomaren Bedrohung hat Pax Christi auch einen Brief an die Bundesverteidigungsministerin verfasst, in dem sich die Bewegung gegen die offenbar geplante Anschaffung eines neuen, atomwaffenfähigen Kampfflugzeuges für die Bundeswehr ausspricht. „Wir lehnen als christliche Friedensbewegung jegliche weitere Aufrüstung, zumal atomare Nachrüstung und Militarisierung, ab“, heißt es in dem Schreiben, dass die Gruppe ebenfalls bei der Flaggenhissung verlas.

 

Foto: Beigeordneter Uwe Franz hisst im Beisein von Mitgliedern der Bewegung Pax Christi die Flagge des Netzwerkes „Mayors for Peace“.