Eigentlich stellen wir an dieser Stelle aktuelle Filme vor. In diesem noch jungen Jahr entschieden wir uns aber für einen Klassiker des Science Fiction Films, dessen Bezug auf das Jahr 2022 geradezu zu einer erneuten Sichtung einlädt.
Basierend auf dem Roman „New York 1999“, fand Hollywood Interesse an dem dystopischen Bild eines überbevölkerten New York, verlegte jedoch das Szenario in das Jahr 2022 und lenkte den Fokus auf eine zunächst konventionelle Kriminalgeschichte. Was jedoch von Beginn an auffällt, ist der kompromisslose Tonfall. Bereits in einer knapp vierminütigen Eingangsmontage, die trügerisch mit Bildern des ländlichen Lebens amerikanischer Pioniere beginnt und mit Bildern des unermüdlichen Energiehungers und seinen Folgen für Mensch und Umwelt endet, wird die Botschaft des Films unmissverständlich klar: „Die Welt wird 2022 am Arsch sein!“
New York ist längst keine Glamourmetropole mehr, sondern ein Moloch, in dem 40 Millionen Menschen leben. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist endgültig nicht mehr zu überwinden. Wer reich ist, lebt in Luxuswohnungen, zu deren Inventar auch eine attraktive junge Hausdame gehört. Wer zu den Armen gehört, und das trifft auf die meisten zu, lebt mitunter auf der Straße, schläft auf Treppen und muss sich von einem künstlichen Produkt auf Sojabasis ernähren. Inmitten dieses Elends muss der Polizist Thorn einen Mordfall an einem bedeutsamen Industriellen aufklären. Die Spur führt schließlich zu einem schrecklichen Geheimnis, das alle Menschen betrifft. Das eigentlich Erschreckende ist jedoch, dass die geschilderte Dystopie gar nicht so weit von dem realen 2022 entfernt ist. Auch wenn sich in Deutschland keine Menschen auf den Treppen stapeln und große LKWs Demonstrationen einfach da- mit beenden, dass sie die Menschen wegschaufeln, sind die Probleme der weltweiten Überbevölkerung und die Folgen daraus auch im Deutschland des Jahres 2022 spürbar.
Fazit: „Soylent Green“ ist durch und durch ein Kind der 70er Jahre. Dennoch schafft er es, mit seiner schnörkellosen Erzählweise und seiner Utopie einer gescheiterten Gesellschaft zu faszinieren.
USA 1973
Regie: Richard Fleischer
Darsteller: Charlton Heston, Edward G. Robinson, Chuck Connors, Joseph Cotten
Laufzeit: 93 min
FSK ab 16 Jahren
WO! Bewertung: sehenswert
Gesehen und bewertet von Dennis Dirigo