Kunstinstallation für mehr als 100.000 Euro wird vom Bund der Steuerzahler aufgelistet
Es ist ein Buch, in dem Kommunen nicht unbedingt auftauchen wollen. Wenn jedes Jahr das sogenannte Schwarzbuch veröffentlicht wird, sammelt der Bund der Steuerzahler im Vorfeld Fälle von Steuerverschwendungen im ganzen Land und listet diese auf. In diesem Jahr hat es auch die Stadt Worms mit einer missglückten Kunstinstallation in das mittlerweile Schwarzbuch geschafft.
Als die Wormser Tourist Info Mitte 2022, gemein- sam mit der Künstlerin Birgit Schuh, die Nibelungenschatz Installation „Eindutzend“ der Öffentlichkeit präsentierte, wurde dies mit markigen Worten untermalt: „Schuh greift mit ihrer Installation eine Stelle im Nibelungenlied auf, in der von zwölf Leiterwagen voller Gold und Steinen die Rede ist, die Hagen unter großen Mühen heran- geschafft haben soll. Versinnbildlicht wird dies durch Strahlen auf der Wasseroberfläche: von 1 bis 12 und von 13 bis 24 Uhr erscheint jede Stunde ein weiterer Strahl, zusätzlich wird über einen Lautsprecher an der Rheinpromenade simuliert, wie eine weitere Ladung des Nibelungenschatzes in den Rhein platscht“.
Was jedoch für Touristen ein echter Hingucker werden sollte, entpuppte sich schnell zum R(h)einfall. Das Problem waren die unterhalb der Nibelungenbrücke angebrachten Beamer, die stündlich einen grüngelben Strahl erzeugten, der sich auf der Wasseroberfläche abzeichnete. Da die Schiffer auf dem Rhein von den mystischen Licht- strahlen geblendet wurden, verfügte das Wasser- und Schifffahrtsamt, dass die Installation nach wenigen Monaten wieder abgeschaltet wurde. Nach einer technischen Nachbesserung leuchtete der Nibelungenschatz für kurze Zeit wieder, um dann mit derselben Begründung erneut abgeschaltet zu werden. Im aktuellen Schwarzbuch ist über das Kunstprojekt „Eindutzend“ auf dem Wormser Rhein zu lesen: „Wenn der Rhein bei Worms golden leuchtet, könnte es der verschollene Nibelungenschatz sein – doch wenn es so stark leuchtet, dass Rheinschiffer geblendet werden, ist es eher Kunst. Mehr als 100.000 Euro hat eine Nibelungen-Lichtinstallation gekostet. Doch auf behördliche Weisung musste sie wegen ihrer Blendwirkung auf die Schifffahrt wiederholt abgeschaltet werden.“
Bis heute wurde keine Lösung für das Problem gefunden, aber dafür bereits mehr als 100.000 Euro im wahrsten Sinne des Wortes im Rhein versenkt. Abschließend meint der Bund der Steuerzahler zu dem Fall: „Der Nibelungenschatz wurde im Rhein versenkt – mit einer skurrilen Kunstinstallation, die bislang mehr Probleme schafft als Freude verursacht, eifert Worms den Nibelungen auf seltsame Weise nach. Wie viel Steuergeld wird letztlich in den Rhein geworfen? Hoffentlich keine zwölf Leiterwagen voll.“
Text: Frank Fischer, Foto: Dennis Dirigo