14. Juni 2017 | Palastzelt – Reitsportgelände Mannheim:

Eigentlich wollten sich die Musiker von Fury in the Slaughterhouse 2008 zur Ruhe setzen. „Ich bin nicht so ein Stones-Typ, der mit 60 Jahren ausgemergelt über die Bühne herumspringt“, sagte Kai Wingenfelder damals in einem Interview. Aber wie das so mit dem Wörtchen eigentlich ist, kam natürlich alles anders.

Neun Jahre später standen sie pünktlich zum 30-jährigen Bandjubiläum auf der Bühne des Palastzeltes beim zweiten Mannheimer Zeltfestival. Rund 2.500 Fans folgten der Hannoveraner Band und feierten diese trotz des im Zelt vorherrschenden subtropischen Klimas frenetisch ab. Als sei man zu einem Klassentreffen gereist, rekrutierte sich das Publikum nahezu ausschließlich aus Fans der damaligen Zeit, als die Band auch in den USA große Erfolge feierte und dort als beste irische Band seit U2 bezeichnet wurde. Gegründet 1987, war der Anspruch der jungen Musiker, sich radikal vom damals vorherrschenden Deutsch-Rock abzugrenzen. Stattdessen erging man sich in englischer Lyrik und ließ sich von Bands wie U2, Simple Minds, Pogues oder den Housemartins inspirieren. Was herauskam, war im Grunde der pop-rockige Gegenentwurf zu den ebenfalls aus Hannover stammenden Hardrockern „The Scorpions“. Soll heißen, eingängige, nicht zu komplexe Melodien, die oft ins Hymnische abdriften, Texte, in denen sich jeder wieder finden kann und eine geerdete musikalische Umsetzung nach dem klassischen Rock-Band-Prinzip. Musik ist natürlich Geschmackssache und Fury trafen und treffen noch heute offenbar den Geschmack von vielen. Zwar reicht es nicht mehr für die großen Charterfolge, aber für eine bestens besuchte Tournee. Passend zu der Zahl „30“ hatte die Band in Mannheim auch ganze 30 Songs im Gepäck, darunter natürlich alle großen Hits wie „Radio Orchid“ oder „Won’t Forget These Days“. Bei Letzterem geriet das Publikum in chorale Verzückung und ließ es sich nicht nehmen, mehrere Minuten, nachdem die Band den Song bereits beendet hatte, gemeinsam die Lead Vocals zu übernehmen. Das konnte einen schon beeindrucken, zumal die musikalische Fury-Maschine durch ihre gut geölte Taktung überzeugte. Man konnte förmlich die Schweißtropfen der Musiker spüren, die an diesem Abend im Scheinwerferlicht Schwerstarbeit verrichteten und sich dennoch zu keiner Minute eine Blöße gaben.

Fazit: Fury in the Slaughterhouse machen nach 30 Jahren das, was sie am besten können. Straight rockend ihr Publikum zur gemeinsamen Party einladen. Ein neues Publikum wird sich die Band wahrscheinlich nicht mehr erarbeiten, was sie in Anbetracht der treuen Fanbase auch gar nicht nötig haben.