Abenheimer Bürger und Bürgerinnen kämpfen um den Erhalt des Geldautomaten

Geht es nach den Willen der Eigentümer, soll die SB-Filiale, die gemeinsam von der Sparkasse Worms-Alzey-Ried und der Volksbank Alzey-Worms eG betrieben wird, am 7. Juni Geschichte sein. Eine Entscheidung, die viele Abenheimerinnen und Abenheimer empört, weshalb sie die Bürgerinitiative „Lebenswertes Abenheim“ gründeten.

Unterdurchschnittliche Nutzungszahlen

Wilfried Cleres, der sowas wie das Gesicht der Initiative ist, erklärt im Gespräch mit WO!, dass laut Aussage der Bank die Kündigung der aktuellen Räumlichkeiten Auslöser war, die Automatenfiliale aufzugeben. Auf Nachfrage des engagierten Bürgers erklärten sie, dass zudem die Wirtschaftlichkeit gegen einen weiteren Betrieb sprechen würde. Für Cleres unverständlich, da zum einen die Bank erst vor wenigen Wochen eine erfolgreiche Jahresbilanz trotz Corona veröffentliche und zum anderen aus seiner Sicht lediglich Kosten für die Wartung, Miete, Strom und die Auffüllung anfallen würden. Bereits früh war auch Ortsvorsteherin Stephanie Lohr in den Vorgang involviert. Neben dem endenden Mietverhältnis sei es tatsächlich das wirtschaftliche Missverhältnis gewesen, was gegen einen weiteren Betrieb spreche. Wie beide Institute Lohr gegenüber erklärten, sei der Automat bereits jetzt einer der am wenigsten genutzten in der Region. „Regulatorische Anforderungen“, verbieten es daher, defizitäre Geschäfte zu betreiben. Auf Anfrage unseres Magazins schreibt VOLKER RATHAY, Pressesprecher Sparkasse Worms-Alzey-Ried: „Die Alternative eines anderen Standorts haben wir geprüft. Leider sprechen die bereits heute unterdurchschnittlichen Nutzungszahlen, die weiterhin rückläufig sind, sowie laufenden Betriebskosten, u.a. in Sicherheitseinrichtungen zur Prävention verstärkter krimineller Angriffe, sowie der Investitionskosten an einem neuen Standort gegen einen weiteren Betrieb“. Was die unterdurchschnittlichen Zahlen angeht, so muss man natürlich berücksichtigen, dass durch Corona zwangsläufig weniger mit Bargeld gezahlt wurde, da viele Möglichkeiten entfielen.

Ein Automat als Synonym für Freiheit und Lebensqualität

Für viele Bürger und Bürgerinnen dennoch keine hinnehmbare Entscheidung, weshalb man zunächst Anfang Mai vor Ort demonstrierte. Zwischenzeitlich übergab man Oberbürgermeister Adolf Kessel auch eine Unterschriftenliste. Mehr als 1.500 Menschen trugen sich darauf ein. Kessel sitzt im Verwaltungsrat der Sparkasse und versprach, das Anliegen im Rat Ende Juni zu thematisieren. Längst ist es ein Konflikt, bei dem der Geldautomat zum Synonym für Freiheit, aber auch Lebensqualität geworden ist. Zugleich ist er Ausdruck für das Gefühl vieler Menschen, die ihn kleinen Ortschaften leben, immer mehr abgehängt zu werden. Unterstützung erfährt die Bürgerinitiative auch von politischer Seite. Der Seniorenbeirat der Stadt Worms betonte in einer Stellungnahme die soziale Verantwortung der Banken im ländlichen Raum und fragt sich deshalb, ob die Sparkasse noch für dieses Gemeinwohl stehe, wenn sie „überall Geldautomaten abbaut“. Cleres ist es wichtig zu betonen, dass diese Situation zwar vor allem ältere Menschen mit eingeschränkter Mobilität betreffe, aber viele junge Abenheimer verstanden hätten, dass diese Entwicklung auch sie irgendwann betreffen wird. Geldgeschäfte bargeldlos abzuwickeln, ist zwar bequem, aber früher oder später ist es ein weiterer Schritt hin zum „gläsernen Menschen“. Für die beiden Banken ist das alles nur eingeschränkt nachvollziehbar, da es aus ihrer Sicht durchaus gangbare Alternativen gibt. WO! gegenüber erklärt sowohl die Sparkasse als auch die Volksbank, dass man zum Beispiel ein Bargeldtaxi einsetzen möchte. Dabei handelt es sich um ein spezielles Angebot für Kundinnen und Kunden, die in ihrer Mobilität gesundheitlich eingeschränkt sind. Diese können mit dem Kunden Center zwei Mal im Monat eine Bargeldübergabe zu den üblichen Öffnungszeiten sowie die gewünschte Stückelung vereinbaren. Zukünftig soll es auch möglich sein, im ortsansässigen Nutzkauf ab einem Einkauf von 10 Euro bis zu 200 Euro Bargeld abheben zu könne. Obendrein hätte man in den Nachbarorten weitere Filialen, die zudem auch Kundenberatung ermöglichen. Die Bürgerinnen und Bürger hoffen indes, dass ihr Kampf dennoch nicht vergeblich ist und ihre Stimmen Gehör finden.