Ein Pfälzer und ein Rheinhesse sichern sich die Rechte an der Wortmarke „Dubbeglas“
Eigentlich sind Pfälzer gemeinhin als gemütliches Völkchen bekannt, die, ähnlich wie wir in Rheinhessen, dem Tag gerne mal etwas entspannter entgegen schauen. Doch seit einiger Zeit ist Schluss mit Ruhe und Gelassenheit in der Pfalz, denn dort sorgt man sich um die Zukunft des Dubbeglases.
Wahrscheinlich muss man in Worms kaum jemanden erklären, was ein Dubbeglas ist. Während es allerdings in Rheinhessen nicht mehr als ein praktisches Glas ist, aus dem man eine wohlschmeckende Weinschorle trinkt, hat das kultige Glas in der Pfalz einen identitätsstiftenden Charakter und ist nicht weniger als Pfälzer Allgemeingut. Das sehen nun einige bedroht, genaugenommen ein Neustädter Modehaus, das jahrelang mit dem Dubbeglas auf T-Shirts Geld verdient hat und diese Einnahmequelle gefährdet sieht. Hintergrund ist, dass sich im vergangenen Jahr der Pfälzer ANDREAS STEINBACH und der Rheinhesse JEREMY FREI, die Wortmarke Dubbeglas beim Deutschen Patent- und Markenamt haben eintragen lassen. Statt mit den beiden Herren das Gespräch zu suchen, entschied sich das Unternehmen unter dem pathetisch klingenden Namen „Pfälzer Freiheit für das Dubbeglas“ eine Online Petition ins Leben zu rufen. Dabei entlarvt der Name bereits, dass es dem Unternehmen nicht unbedingt um das Allgemeinwohl geht, sondern um den Schutz der eigenen Marke, die auf den Namen „Pfälzer Freiheit“ hört. Zur Produktlinie gehören zahlreiche T-Shirts oder Liegestühle mit mal mehr, mal weniger lustigen Sprüchen, oftmals begleitet von der Darstellung eines Dubbeglases. In seinem beherzten Freiheitskampf schürt das Modehaus die Angst, der Markenanmelder werde seine Wortmarke mit bereits auf den Markt gebrachten Produkten diverser Firmen verknüpfen, um daraus Profit durch Abmahnungen, Lizenzierungen und dergleichen zu erwirtschaften. Ziel der Petition sei es, dass das Deutsche Patent- und Markenamt den Eintrag löscht. Doch was haben sich die beiden Pfälzer nun eigentlich schützen lassen?
Kann sich jemand die Rechte am Dubbeglas sichern?
Ein Blick in das öffentlich einsehbare Register des Amtes klärt auf! Während Steinbach und Frei gemeinsam die Wortmarke Dubbeglas in Verbindung mit Getränkedosen haben eintragen lassen, hat Andreas Steinbach zusätzlich die Wortmarke in Verbindung mit Bekleidungsartikeln schützen lassen. Das Dubbeglas selbst kann man sich wiederum nicht als Bildmarke schützen lassen. Auf der Internetseite Wochenblatt-Reporter.de erklärt der auf Markenrecht spezialisierte Rechtsanwalt Holger Kiefer aus Neustadt, dass die Darstellung selbst ein freihaltungsbedürftiger Begriff sei. Das ist auch Steinbach und Frei klar, die von vornherein sowieso nie den Plan verfolgten, reihenweise andere Unternehmer abzumahnen, zumal sie selbst erstmal damit beschäftigt sind, zu überlegen, was genau sie nun mit ihrer starken Wortmarke anfangen. Im Gespräch mit WO! erklären sie, dass sie durchaus überrascht waren über den beherzten Freiheitskampf, den das Modehaus via Medien entfesselte. Gerne wäre man in den Dialog getreten, aber leider entschied sich das Modehaus für einen medienwirksamen Pfälzer Kleinkrieg. Natürlich drängt sich auch die Frage auf, warum Steinbach und Frei überhaupt den Weg wählten, sich die Rechte an der Wortmarke Dubbeglas zu sichern? „Aktuell werden allerorts Produkte angeboten, aus Bayern, sogar aus China – „Dubbeglas“ ist nun eine regionale Marke! Produkte, die wir vertreiben, sollen – wie das Dubbeglas selbst – daher auch den Bezug zur Pfalz nicht verlieren, wir denken das kann nur im Interesse aller Pfälzer sein“, erläutern beide. Andreas Steinbach zeigt sich zusätzlich darüber verwundert, dass der Tourismusverband „Pfalz.Touristik e.V.“ es bis heute nicht schaffte, sich die Markenrechte zu sichern. Zum Schluss wollen wir noch wissen, was eigentlich die beiden Herren nun mit ihrer Wortmarke anfangen wollen, denn klar ist auch, dass, wenn innerhalb von fünf Jahren der Rechteinhaber keinen Gebrauch von seiner Marke macht, andere die Löschung beantragen können. Im Laufe der nächsten Monate plant man, eigene Ideen zu realisieren, die das Pfälzer Lebensgefühl in Verbindung mit dem kultigen Dubbeglas widergeben. Und wie geht es mit der Petition weiter? Die erfreut sich zwar großer Anteilnahme, bisher unterzeichneten 10.191 Personen, scheint aber eher weniger Aussicht auf Erfolg zu haben. Letztlich wäre es wohl erfolgreicher gewesen, gemeinsam bei einer gut gekühlten Weinschorle miteinander zu reden – statt übereinander.