Einmal im Jahr schaut alle Welt nach Worms, wenn zur Premiere der Nibelungen-Festspiele Stars und Sternchen über den roten Teppich laufen. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausen- den fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, was haben wir denn diesmal auf der Premierenfeier verpasst?“
Ich sag es ungern, aber die einzigen „Stars“ der diesjährigen Premiere waren die anwesenden Politiker. Sie werden jetzt vermutlich sagen: War ja klar, dass sich die Freibiernasen und Freibiernasinnen so ein Event nicht entgehen lassen. Im Vergleich zur Bundesregierung sind unsere Lokalpolitiker allerdings noch genüg- sam, denn unsere rot-grünen Klimaschützer haben für Flugkosten in Höhe von 531.000 Euro gesorgt, um zu den Spielen der deutschen Mannschaft bei der Europameisterschaft zu fliegen, die – wohlgemerkt – in Deutschland stattfand. Von daher gönn ich unseren Lokalpolitikern (und mir selbst natürlich auch…) von ganzem Herzen, dass der Suff bei der Premiere immer noch umsonst ist, ebenso wie das dürftige Mitternachtsbüffet, bestehend aus Risotto und Flammkuchen. Hätte ich das gewusst, wäre ich in der Pause über die Mauer im Heylshof gesprungen und hätte mir in der Stephansgasse einen „Crunchy Kebab“ mit extra viel Knoblauchsoße geholt, damit auch meine Sitznachbarn noch was davon haben. Dabei hatte ich in den letzten Jahren stets wundervolle Erlebnisse mit Promis auf der Premierenfeier.
Ich hab noch im letzten Jahr gemeinsam mit Didi Hallervorden eine „Flasche Pomm Fritz“ bestellt und ein hart umkämpftes Duell im Armdrücken mit Ralf Moeller ausgetragen, das ich nur denkbar knapp verlor. Ich bekam einst am roten Teppich meine alten VHS-Kassetten von Michaela Schaffrath signiert. 2022 drückte ich Andrea Nahles voller Euphorie über die gut duftenden Toiletten, auf denen man bedenkenlos einen Stinker machen kann, ein paar Goschen Trinkgeld in die Hand, weil ich sie mit der Klofrau verwechselt hatte. Im gleichen Jahr stellte ich versehentlich mein Weinglas auf die frisch polierte Glatze von Gregor Gysi, weil ich dachte, das wäre ein Glastisch. Weltmeistertrainer Jogi Löw hab ich 2016 sogar beim Eierkraulen im Heylshof er- wischt. Sie merken schon, alle meine Erzählungen von der Nibelungen-Premiere stammen aus der Vergangenheit, denn in diesem Jahr bin ich als Society-Reporter regelrecht verhungert. Mit einer Claudia Roth auf der Gästeliste kann man doch nicht für Glamour sorgen. Nicht mal ein GNTM-Hungerhaken aus Heidi Klums Stall oder irgendeine Bachelorette waren da, nachdem im letzten Jahr mit Jenny Elvers immerhin noch eine echte Heidekönigin durch den Park gehuscht ist. Hätte man nicht wenigstens eine Pappfigur von Joe Biden an den roten Teppich stellen können? Der Unterschied zwischen der Pappfigur und dem echten Biden wäre eh niemandem aufgefallen. Nicht mal dem Untoten aus dem Weißen Haus selbst.
ANDRÉ VS. PETER
Dafür wurden bei den Nibelungen die ersten öffentlichen Kiffer gesichtet. Schon Anfang April, kurz nach der Cannabis-Legalisierung, hat ein stadtbekannter Wormser vor der Vinothek am helllichten Tag einen Joint konsumiert und wurde des Platzes verwiesen. Da ist der Mann schimpfend von dannen gezogen. Und wen sehe ich diesmal in einer dunklen Ecke des Heylshofs mit einem Glimmstängel, der doppelt so dick wie eine handelsübliche Zigarette war? Genau denselben „Kaspar Hauser“, der vor vier Monaten vor der Vinothek verjagt wurde. Das bringt mich zur Frage des Abends: Wenn André „Snoop Dog“ Eisermann als Stargast auf der Gästeliste aufgeführt wird, warum taucht dann dort mein Kolumnennachbar Peter Englert nicht auf? Stattdessen muss sich der Peter als Stadtratsmitglied rein wanzen, dabei ist er doch eigentlich einer der bekanntesten Schauspieler unserer Stadt. Unvergessen seine drei Sekunden dauernde Rolle als Blumenkäufer in „Dora Heldt: Unzertrennlich“. Oder seine legendäre Rolle als Gerenot, als der sich in der Nibelungeninszenierung „Born to die“ auf Anweisung von Dieter Wedel allabendlich im Badezuber beim Anblick von Brunhild vor lauter Geilheit vor 1.500 Zuschauern einen schleudern musste. Dafür wurde er vom WO! Magazin verdienter- maßen zum „Wichser des Jahres 2013“ ernannt, was bis heute sein bedeutendster Schauspiel- preis ist. In Ermangelung an echten Promis fordere ich deshalb, dass der Peter nächstes Jahr gefälligst als „Stargast“ auf der offiziellen Gästeliste aufgeführt wird!!
ENDLICH WIEDER STARS
Wer also in diesem Jahr echte Prominente in Worms erleben will, der sollte auf jeden Fall aufs Backfischfest gehen. Neben der stadtbekannten Lokalprominenz ausm „Väddel“ sollen sich sogar ein paar Promis aus den Bentz-Baracken in Mannheim, bekannt aus „Hartz und herzlich“, angekündigt haben. Auch der Rocco aus „Hartz Rot Gold“ und der Jerome aus „Armes Deutschland – Stempeln oder abrackern?“ haben ihr Kommen bereits zugesagt. Ebenso wie der Toni und die Mirella Alina aus der Schmierenkomödie „Wie verarscht man am besten AfD-Wähler?“ Zu- dem hat sich ein staatlich geprüfter Schiffschaukelbremser angekündigt, der dem Nachwuchs ein bisschen auf die Finger schauen will und den oder einen anderen Tipp für die jungen Helfer an der Schiffschaukel parat hat. Wenn ich meinen Kolumnennachbarn Peter alias „Mr. Backfischfestblog“ ganz lieb bitte, fuchtelt er auch bestimmt wieder mit seinem Mikro vor den Gästen rum, stellt komische Fragen und gibt irgendwelchen Brücken abgefahrene Namen, um Terence Hill nach Worms zu locken. Das war wenigstens noch ein echter Promi!!
In diesem Sinne: AHOI! Ihr Dr. Bert Bims