„Worms wird die bundesweit erste digitale Stadt“, so lautete die großspurige Schlagzeile in der Wormser Zeitung. Eine neue Worms-App, die im Sommer an den Start geht, soll für dieses Wunder sorgen. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, was sagen Sie denn dazu, dass Worms die digitalste Stadt Deutschlands wird?“

Vorab: Wie die meisten Innenstadtbesucher schon bemerkt haben, ist dem WORMS-Schild auf dem Ludwigsplatz im letzten Monat ein Buchstabe abhandengekommen. Von daher möchte ich mit einem nun schon wochenlang kursierenden Gerücht aufräumen, die Döftels hätten das „O“ geklaut, um es klammheimlich gegen ein „Ö“ auszutauschen. Das stimmt nicht! Der Buchstabe ist lediglich zur Reparatur und soll schon bald als ganz normales „O“ zurückkehren. Es sei denn, ein der Band wohlgesonnener Sponsor spendiert zwei Striche überm „O“. Aber bekanntlich geht es der Wirtschaft sehr schlecht, wobei unser Wirtschaftsminister Habeck kürzlich konkretisiert hat: „Nicht der Wirtschaft geht es schlecht, sondern nur die Zahlen sind schlecht.“ Ich gehe sogar noch weiter und sage: „Nicht den Leuten geht es schlecht, sondern nur die Zeiten sind schlecht.“ Deshalb hat es mich auch besonders gefreut, als ich die freudige Kunde aus meiner Heimatstadt vernommen habe. Denn jetzt kommt’s: Worms wird die erste bundesweit digitale Stadt.

Quasi die digitalste Stadt aller Zeiten. Digitaler als alles andere, was jemals hierzulande stattgefunden hat. Nur ein Beispiel: Wenn man seinen Parkschein verlängern will, muss man zukünftig lediglich für mindestens fünf Sekunden daran denken. Mittels telepathischer Kraft wird dieser Wunsch an die Stadtverwaltung gesendet, die wiederum in Sekundenschnelle einen Terminvorschlag für einen Videocall auf das Handy des Wormser Bürgers*in schickt. Mit einer mittels Künstlicher Intelligenz gesteuerten virtuellen Mitarbeiterin des Bürgerservice Worms kann man nun ganz einfach via Bildschirm eine Verlängerung des Anwohnerparkausweises vornehmen. Ähnlich verhält es sich, wenn ihr Personalausweis abgelaufen ist. Einfach ganz intensiv dran denken, daraufhin greift die App automatisch auf die private Fotogallery in ihrem Handy zu und sucht sich das schönste Foto für ihren nächsten Perso aus (deshalb empfiehlt es sich, nicht allzu viel Schweinekram auf dem Handy abzuspeichern!!). Das ist doch Wahnsinn, was in Worms zukünftig digital alles möglich ist, oder? Im Übrigen will man damit tunlichst vermeiden, dass die Wormser Bürger die Hinterhofverwaltung aufsuchen müssen, deren Eingang halt immer noch aussieht wie eine Methadon-Abgabestelle. Mittels der neuen „KOBIL myCity Worms App“ soll es nun endlich gelingen, die Wormser Bürger weitestgehend von der Hinterhofverwaltung fernzuhalten.

Die wichtigste App fehlt noch

Ich dagegen verliere bei den ganzen städtischen Apps – von der „Schatz-App“, über die „SchUM-App“, bis hin zur „Worms-erleben-App“ – ein wenig den Überblick und frage mich stattdessen:

Wieso gibt es eigentlich noch keine Döner-App, die die Wormser Bürger automatisch zu jedem verfügbaren Dönerladen in der Stadt navigiert oder die Bestellung eines köstlichen gefüllten Fladenbrotes via Handy ermöglichtMit verschiedenen Bestellfunktionen wie „mit alles und scharf“ oder „nur Fleisch, Zwiebeln und ganz viel Knobi“ würde man ausnahmslos jeden Döner Konsumenten in Worms glücklich machen. Apropos: Was ist eigentlich aus dem Dönerflächendeckungsgesetz geworden? Wie wir schon im Jahr 2005 an dieser Stelle in unserem Magazin berichtet haben, wurde seinerzeit unter dem Druck der türkischen Bevölkerung das so genannte Dönerflächendeckungsgesetz in Worms eingeführt, welches besagt, dass im Innenstadtbereich mindestens alle 150 Meter ein Dönerladen bestehen muss.

Während das Gesetz in der Innenstadt eingehalten wird bzw. der maximale Abstand in vielen Fällen sogar massiv unterschritten wird, sorgt vor allem der Paragraf „Dönerversorgung für Landeier“ immer wieder für Probleme. Hierbei ist klar geregelt, dass zur existenziellen Nahversorgung der ländlichen Bevölkerung mindestens ein Dönerladen pro Vorort existieren muss. Wie mir ein Neu-Pfiffligheimer Bürger nun völlig empört berichtete, ist sein Vorort offensichtlich komplett dönerfrei. Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder erweitert der Papier Klingler sein Sortiment („jetzt auch Dönerverkauf“) oder die Politik sorgt dafür, dass die Tangente zwischen Pfiffligheim und Pfeddersheim umgehend mit einem neuen Dönerladen gefüllt wird. Womöglich kann man auch bei der Gegros-Filiale übergangsweise einen Imbisswagen mit Dönerspieß auf den Parkplatz stellen. So wie aktuell kann es in Pfiffligheim auf jeden Fall nicht weitergehen, das muss allen politischen Verantwortlichen klar sein. Und ich sage dies mit Nachdruck, schließlich wird in diesem Jahr ein neuer Stadtrat gewählt.

Ich bin mir tausendprozentig sicher, dass ich hierbei die uneingeschränkte Unterstützung meines Kolumnennachbarn zur Linken genießen werde, der sich als Stadtratskandidat die strikte Umsetzung des Dönerflächendeckungsgesetzes auf seine politische Fahne geschrieben hat. Da scheiß ich auf die neue Worms-App, solange in Wormser Vororten das Dönerflächendeckungsgesetz mit den Füßen getreten wird…

Ihr Dr. Bert Bims