Seit Jahren ist der Zustand der städtischen Schulen ein Ärgernis und beliebtes Diskussionsthema in Worms. Im Kreuzfeuer der Kritik stand und steht vor allem der Baudezernent Uwe Franz (SPD), dem man immer wieder vorwirft , lange Zeit, trotz der drohenden Sanierungsproblematik, nichts getan zu haben.

Darauf angesprochen, widerspricht der ehemalige Juwi-Manager vehement und verweist auf die zahlreichen Baumaßnahmen an Wormser Schulen und das Geld, das dafür bereitgestellt wurde. Anfang Oktober lud uns der Dezernent in sein Büro, um umfänglich über die abgewickelten, aber auch anstehenden Maßnahmen zu informieren. Grundsätzlich ist der Zustand nicht nur in Worms bedenklich, sondern auch im Rest von Deutschland. Gebäude sind marode, Toiletten heruntergekommen, Schimmel in Klassenräumen, Risse in Fassaden, Hohlräume in Wänden und Fachsäle sind mangelhaft ausgestattet. Die Förderbank KfW hat berechnet, dass den Städten und Gemeinden fast 48 Milliarden Euro für die Sanierung von Schulen fehlen. Der klamme Zustand vieler Kommunen führte mit dazu, dass man viele Jahre lang Sanierungen vor sich herschob. Jahre, in denen Franz noch gar nicht den Posten des Dezernenten innehatte. Baudezernent ist er seit 2012. In Worms hat die Haushaltssituation längst dazu geführt, dass man bei den meisten Modernisierungsmaßnahmen von Finanzspritzen aus der Landeskasse abhängig ist. Zuletzt konnte der ehemalige OB Kissel verkünden, dass für die Jahre 2021 und 2022 rund 4,4 Millionen Euro für verschiedene Projekte vom Land bereitgestellt werden. Das Gesamtvolumen der Maßnahmen, die vom Land unterstützt werden, beläuft sich auf rund 45 Millionen Euro, die Fördersumme auf bisher 11,7 Millionen Euro. Franz verweist aber auch auf die Personalprobleme als Mitursache. So sei seit längerem bekannt, dass der Wormser Gebäudebewirtschaftungsbetrieb über Personalmangel klagt. Dieser hat in der Stadt insgesamt 375 Gebäude an 161 Standorten zu betreuen. Uwe Franz betont, dass die Mitarbeiter des GBB als auch des Bauamtes gute Arbeit leisten und allein in den letzten drei Jahren nur bei den Schulsanierungen ein Auftragsvolumen von 100 Millionen Euro abgearbeitet werden.

Los ging es mit den großen Schulsanierungen 2009 und der aufwendigen Sanierung der integrierten Gesamtschule Nelly-Sachs. Zunächst unterzog man die Sporthalle und das Hauptgebäude einer Bestandssanierung, welche 2017 abgeschlossen war. Für Aufregung sorgte der Umstand, dass man bei der Modernisierung der Sporthalle vergaß, diese barrierefrei zu machen, was natürlich bei einer IGS sinnvoll ist. Seit diesem Jahr werden die Toilettenanlage sowie die Lehrküche erneuert. Insgesamt investierte man 25,43 Millionen Euro in die Schule.

2012 folgte die Nibelungenschule. Das Großprojekt soll 2022 beendet sein. Unterteilt ist es in drei Abschnitte. Abgeschlossen sind die Arbeiten am Metzlerbau und dem Schuldienerhaus. Seit diesem Jahr wird der Hofmannbau einer Generalsanierung unterzogen. Die bisherigen Kosten beliefen sich auf 14 Millionen Euro. Ab 2021 wird die Sporthalle renoviert, deren Kosten noch separat kalkuliert werden müssen.

2013 folgte die Generalsanierung der Ernst-Ludwig-Schule, die seit diesem Jahr weitestgehend abgeschlossen ist. Anfänglich stand im Fokus, das um die Jahrhundertwende erbaute und unter Denkmalschutz stehende Gebäude energetisch und brandschutztechnisch dem aktuellen Stand anzupassen. Beim Einbau zweier Fluchttreppenhäuser stellte man allerdings derart massive Schäden in den Decken fest, dass diese Stück für Stück ausgetauscht werden mussten. Ursprünglich war das Projekt mit 3,5 Millionen Euro angesetzt, letztlich kostete die Sanierung 9,5 Millionen Euro. Im kommenden Jahr soll auch die Sporthalle fertig sein.

Im Verhältnis zu den vorangegangenen Sanierungsmaßnahmen fällt die Modernisierung der Grundschule Heppenheim verhältnismäßig bescheiden aus. Auch hier unterzog man die Schule einer Brandschutzertüchtigung, installierte außen eine Fluchttreppe, erneuerte u.a. Beleuchtung, Innentüren und die Elektrik. Kosten: 150.000 Euro.

Seit 2014 beschäftigt man sich intensiv mit der Karmeliter-Realschule plus, die ebenfalls einer Generalsanierung unterzogen und erweitert wurde. Im ersten Bauabschnitt, den man 2016 abschloss, wurde ein Stelzenbau mit sechs Klassensälen errichtet, in dem sich auch die Mensa der Ganztagesschule befindet. Der zweite Bauabschnitt soll 2020 beendet sein. Seit 2017 wir das denkmalgeschützte Hauptgebäude generalsaniert und um ein Staffelgeschoss erweitert. Kosten: 13,8 Millionen Euro.

2017 folgte die Bestandssanierung der Kerchensteiner-Grundschule, die noch in diesem Winter abgeschlossen sein soll, sodass die Schüler aus den Containern wieder in Klassensäle ziehen können. Kosten: 3,6 Millionen Euro zuzüglich 970.000 Euro für die Miete der Container.

Ab 2017 mussten auch die Schüler der Karmeliter-Realschule plus in Container ziehen. Diese befinden sich am Standort Goethestraße. Hierfür beläuft sich die Miete auf 1,2 Millionen Euro.

Für eine Klasse der Staudinger-Grundschule dürfte der 18. Januar 2018 ein denkwürdiger Tag sein, denn da fiel ihnen fast buchstäblich die Decke auf den Kopf. Diese näherte sich den Schülern während einer Unterrichtsstunde auf bedenkliche Weise. Glücklicherweise passierte nichts. Der Vorfall hatte zur Folge, dass der GBB alle schulischen Gebäude einer Deckenuntersuchung unterzog. In sechs Schulsporthallen fand man die gleiche Problematik vor, nämlich einfach genagelte Decken. Eine Praxis, die man in den 70er Jahren gerne anwendete. Betroffen waren die Heppenheimer Grundschule, die Karmeliter Grund- und Realschule plus, die Ernst-Ludwig-Schule sowie die Pestalozzi- und Neusatzschule. Für die Schüler der Staudingerschule erfolgte die Notauslagerung in Container, die man dieses Mal für 1,7 Millionen Euro kaufte. Die Kosten der Sanierung belaufen sich wiederum auf 5,4 Millionen Euro und werden vom Land übernommen. Das Projekt gehört zum kommunalen Investitionsprogramm. Modernisiert werden die Gebäudehülle nach aktuellsten Anforderungen der „Energieeinsparverordnung“, natürlich das Dach sowie weitere Fassaden und neue Lüftungsanlagen eingebaut.

Für Pfeddersheimer Schüler war es wahrscheinlich eine unendliche Geschichte, die in diesem Jahr ihr Happy-End fand: Der Neubau der Paternusschule Sporthalle. Gesperrt wurde die alte Sporthalle bereits 2011 wegen schwerer baulicher Schäden. 2015 entschied man sich für einen Neubau. Der erste Spatenstich erfolgte schließlich 2017. Nachdem 3,1 Millionen Euro verbaut wurden und sich die Liegefläche des benachbarten Schwimmbads zugunsten der Halle um 500 Quadratmeter verkleinerte, konnte der Neubau am 1. Mai freigegeben werden. Die Brandschutzsanierung der Paternus-Grundschule erfolgt ab 2021.

Für die Schüler des Eleonoren-Gymnasiums ist die Schulsporthallenfrage noch längst nicht gelöst. Zwar wird diese aktuell noch genutzt, dennoch ist klar, dass die Halle entweder geschlossen oder neu gebaut werden muss. Der Entschluss für einen Neubau fiel bereits 2010, dennoch sorgt dieser regelmäßig für Diskussionen im Stadtrat. Beschlossen ist im Stadtrat, dass der Neubau erst nach Fertigstellung der Drei-Feld-Sporthalle in Carl-Villinger-Straße erfolgt. Der Startschuss für die neue Halle neben dem Heinrich-Völker-Bad soll im kommenden Jahr erfolgen. Aktuell wurde der Zuwendungsantrag gestellt. Bei geplanten Kosten von 5,7 Millionen Euro geht Uwe Franz derzeit von einer Förderquote von 30 bis 40 Prozent aus. Der Neubau soll 2022 fertiggestellt sein, danach erfolgt der Neubau der Elo-Turnhalle. Das Eleonoren-Gymnasium selbst wird seit 2017 einer Brandschutzertüchtigung unterzogen. Im kommenden Jahr soll diese abgeschlossen sei. Kosten: 2,2 Millionen Euro.

Neben diesen Projekten stehen der Stadt in den nächsten Jahren in der Schullandschaft noch weitere Herausforderungen bevor, u.a. die Generalsanierung des Bildungszentrums, für die es noch keine Zeitschiene gibt, oder der Neubau der Pfrimmtal-Realschule plus am Standort Nievergoltstraße. Aufgrund von Fördergeldern muss dieses Projekt bis 2022 vollendet sein. Ein ehrgeiziges Ziel. Derzeit belaufen sich die kalkulierten Kosten für diese Maßnahme auf rund 17 Millionen Euro. Nach Vollendung des Neubaus wird der Standort in Pfeddersheim geschlossen. Abgeschlossen ist hingegen die Sanierung der Diesterweg-Grundschule (Kosten: 3,4 Millionen Euro). Neue Probleme wird es allerdings ab 2022 geben. So erklärt Franz, dass es ab diesem Zeitpunkt einen erhöhten Raumbedarf geben wird. Den hat auch die Förderschule Geschwister Scholl in der Karl-Marx-Siedlung dank steigender Schülerzahlen. Bereits 2017 hat man drei mobile Lerneinheiten, sprich Container, angemietet. 2018 folgten fünf weitere. Da das immer noch der Neusatzschule und in der Klausenbergschule in Abenheim. Langfristig ist das keine tragfähige Lösung und so arbeitet man an Plänen, wie man die Schule erweitert. Die Klausenbergschule plagt sich derweil mit Decken- und Brandschutzproblemen, weswegen die Grundschule geräumt werden muss. Im Moment befindet sich das Vorhaben noch in der Planung, ob es einen Neubau oder eine Sanierung geben wird. Die Schüler werden jedenfalls erst mal in Container umziehen, die auf dem benachbarten Sportplatz verortet werden. Derzeit beläuft sich die Kalkulation auf 500.000 Euro. Neben den zahlreichen Sanierungen ist eine weitere Herausforderung der kommenden Jahre, die bisher mangelhafte Digitalisierung an Wormser Schulen voranzutreiben, sowie die naturwissenschaftlichen Räume der Schulen zu modernisieren. Ein erster Schritt ist, dass die beiden Gymnasien im BiZ zwei neue Räume bekommen, die sich allerdings erst mal in der Karl-Hofmann-Schule befinden werden. Dieser Plan soll 2020 umgesetzt werden.