20. Oktober 2017 | Das Wormser Theater:
Am 20.10. gastierte das Musical „Saturday Night Fever“ im Wormser Theater. Ein absoluter Klassiker, der auf dem gleichnamigen Film mit John Travolta und der Musik der Bee Gees beruht. Ich war dabei. Leider.
Normalerweise schreibe ich keine Verrisse, denn selbst dem größten Mist kann man zumeist noch etwas abgewinnen. Im Falle von „Saturday Night Fever“ fällt mir meine eigene Prämisse aber sehr schwer.
Fangen wir mal mit dem Positiven an: Die Choreographien waren gut durchdacht und boten eine tolle Unterhaltung. Manchmal wirkten sie etwas fremd im Rest der Handlung, da sie nicht integriert waren, sondern eher wie „Nummern“ wirkten, wurden aber durch das starke Tanzensemble mit Bravour umgesetzt. Auch die Stimmen von „Clubsänger“ (Garrick Vaughan) und „Joey“ (Niklas Lundßien) waren mitreißend und bei ihren Interpretationen von „Disco Inferno“ und „Nights on Broadway“ kam immerhin mal ein wenig Stimmung im fast ausverkauften Theatersaal auf. Ansonsten war der Abend für eingefleischte Disco-Fans wohl eher als Totalausfall zu verstehen. Die Musik kam aus Kostengründen vom Band und das Playback versprühte einfach keine Energie und klang wie von einem lustigen Onkel mit MIDI-Keyboard eingespielt. Die Kostüme waren nur Abziehbilder und hatten keinen Bezug zur Discowelle oder der Mode der Studio-54-Zeit. Man könnte meinen, jemand hat im Kostümshop nach „70er Jahre“ gegoogelt und geschaut, was von der letzten “Hair“ Produktion noch übrig war. Total unpassend. Das Schlimmste am Abend war allerdings die Darstellung des Hauptcharakters „Tony Manero“ (Dimitri Vassiladis), dessen Verkörperung John Travolta 1978 zum ultimativen Superstar werden ließ. Der Darsteller hatte an diesem Abend weder die gesanglichen, noch die schauspielerischen Fähigkeiten, um in dieser Rolle überzeugen zu können. Überhaupt waren die vielen gespielten Szenen zwischen den Songs eine riesengroße Qual, so dass man sich fast selbst geschämt hat. Da waren die halbgaren Interpretationen von „Stayin‘ Alive“, „Night Fever“ oder „How Deep is your Love?“ immerhin eine willkommene Abwechslung.
Fazit: Mit „Saturday Night Fever“ macht man als Veranstalter eigentlich nichts falsch. Die Leute kennen alle die Story, die hervorragende Musik der Bee Gees und in 9 von 10 Fällen verwandelt sich der Saal nach den ersten Takten in ein Tollhaus. Leider war das hier der 10. Fall.