Es ist eine Meldung, die aufhorchen lässt: „Eltern installieren Toilette in einer Grundschule in Rheindürkheim“, hieß es in einer Meldung der Wormser Zeitung. War das ein Bericht über ein neues Elternmitmachprogramm zur besseren Identifikation mit der Schule ihrer Kleinsten? Wohl eher nicht. Im Grunde ist diese Angelegenheit bei näherem Betrachten ein Zeugnis der Überforderung der Stadt.

Was war passiert? Seit vielen Jahren klagten Schüler, Eltern und Schule über die unzureichenden Zustände der Schultoiletten. Unhygienisch, defekt und nicht mehr zeitgemäß, war in diesem Zusammenhang zu hören. Die Stadt, die für die Instandhaltung der Schulen zuständig ist, da es ihr Eigentum ist, wurde frühzeitig über diese Problematik informiert mit der Bitte um Abhilfe. Wie man das in den letzten Jahren auch von anderen Schulen kennt, wurde auch hier das Flickenteppichsystem angewandt. Statt einmal die Sanitäranlagen komplett zu sanieren, wurde immer wieder ein bisschen repariert. Wohin das führt, das konnte man ja Anfang des Jahres lesen, als den Schülern langsam, aber sicher die Decken auf den Kopf fielen (siehe WO! 02/17). Damals warb OB Michael Kissel im Stadtrat für Verständnis, nachdem er und Uwe Franz (Baudezernent SPD) sich von den verschiedenen Fraktionen viel Kritik bezüglich des Gebäudemanagements anhören mussten. Kissel verwies auf die stattliche Zahl an Gebäuden, die die Stadt zu unterhalten habe. Das mag sein. Aber wie kann es sein, dass man sich seit Jahren außer Stande sieht, unserem Nachwuchs, der schließlich mal unsere Zukunft sichern soll, vernünftige Toiletten zu spendieren? Es ist nicht so, dass die Stadt kein Geld für die Schulen in die Hand nimmt. Nach dem Desaster mit den Schulen Anfang des Jahres sind einige Projekte auf den Weg gebracht worden. Im Haushaltsplan der Stadt Worms 2017 finden sich derzeit sechs verschiedene Großprojekte. Das teuerste davon ist der Neubau der Sporthalle auf dem städtischen Gelände in der Carl-Villinger-Straße. Dieses Projekt ist derzeit mit 4,2 Millionen Euro angesetzt. Insgesamt finden sich im aktuellen Haushaltsplan Investitionen in Höhe von 10.950.000 Euro. Eine beachtliche Summe. Da ist es kaum nachvollziehbar, warum man sich nicht in der Lage sah, für ein paar tausend Euro Toiletten zu sanieren? Es war ein Glücksfall für die Grundschule, dass sie über eine engagierte Elternschaft verfügt, die nicht länger gewillt war, dem unhygienischen Treiben noch länger zuzuschauen. Los ging es mit einem Flammkuchenverkauf auf dem Wormser Weihnachtsmarkt im Jahre 2012. Die Familie Mittné spendete aus den Einnahmen 1.000 Euro genau für diesen Zweck an die Schule. 100 Euro kamen schließlich noch von den Turnerfrauen dazu. Am Ende steuerte Horst Happersberger, dessen Tochter auch auf diese Schule geht, Materialien im Wert von 350 Euro sowie das Know how bei. Nachdem die Stadt netterweise grünes Licht für das Elternengagement gab, sorgten fünf Eltern schließlich für die langersehnte Generalsanierung. Zwar verfügt die Schule nun über neue Toiletten, das ist aber längst nicht die einzige Baustelle in der Rheindürkheimer Grundschule. Bleibt zu hoffen, dass dieser Einsatz für die Stadt keine Signalwirkung hat und zukünftig Elterninitiativen mit Kehrmaschinen durch die Altstadt ziehen, um diese vom unterschiedlichsten Unrat zu befreien. Vielleicht könnte aber auch eine büroerfahrene Kraft die Stadtverwaltung ehrenamtlich beim Knöllchenverteilen unterstützen, schließlich hat man gerade vier Mitarbeiter freigestellt.