Eine Pressemitteilung der Stadt Worms:
Es war ein Unwetter, wie es die Stadt Worms selten erlebt: Am Abend des gestrigen Dienstags hinterließen Starkregen, Hagel und Sturmböen eine Schneise der Verwüstung im Stadtgebiet. Worms scheint es dabei von allen rheinhessischen Kommunen am stärksten getroffen zu haben. Noch Stunden nach dem Unwetter säumten Hagelkörner Straßen, Gehwege und Grundstücke. Besonders betroffen waren die Stadtteile Herrnsheim, Hochheim, Pfiffligheim und Leiselheim sowie die Innenstadt. Die Feuerwehr verzeichnete bis 22 Uhr rund 120 Einsätze, alle Einheiten, der komplette Führungsdienst, selbst Feuerwehrmänner, die keinen regulären Dienst hatten, sowie THW und ebwo AöR waren im Dauereinsatz.
Zeitweise war die Notrufnummer aufgrund des hohen Aufkommens nicht mehr zu erreichen, obwohl die Anzahl der Abfrageplätze gleich zu Beginn des Unwetters aufgestockt worden war. Gegen 2.30 Uhr entspannte sich die Einsatzlage – bis dahin hatte sich die Zahl auf 180 erhöht. Immerhin: Trotz der Schwere des Unwetters kamen keine Menschen zu Schaden. Die Sachschäden hingegen können momentan noch nicht abgeschätzt werden. Sie dürften teilweise schwerwiegend sein. Insbesondere die Winzer hat das zweite Unwetter in kurzer Zeit schwer getroffen. Für viele gilt nun, so schnell so viel wie möglich zu ernten, bevor die Fäulnis die Trauben verdirbt.
Besondere Auswirkungen hatte vielerorts die Kombination aus teilweise golfballgroßen Hagelkörnern und Sturmböen. In Leiselheim wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 107 km/h gemessen. Hinzu kam der Starkregen mit bis zu 45 l/m², der an verschiedenen Stellen zu Sturzbächen auf den Straßen führte. Diesen Wassermassen konnte auch das in den letzten Jahren optimierte Kanalsystem der Stadt zeitweise nicht mehr Herr werden, zumal das Unwetter unzählige Blätter und Schlamm in die Sinkkästen spülte und diese verstopfte.
Auch mehrere städtische Gebäude trugen Unwetterschäden davon, darunter der Hessische Hof in Rheindürkheim, die Grundschule in Herrnsheim und die Grundschule in Rheindürkheim. Im Rathaus schoss das Wasser durch Lüftungsschächte in den Keller. Besonders betroffen sind die Paternusschule in Pfeddersheim, wo der Hagel Oberlichter zerschlug, sowie die beiden Kitas in Pfeddersheim, die Villa Kunterbunt und die Kita Sonnenschein. In allen drei Einrichtungen konnte heute kein Betrieb stattfinden. Die gute Nachricht: Ansonsten konnten alle Schulen und Kitas heute regulär öffnen.
Die drei betroffenen Einrichtungen werden erst kommenden Montag den Betrieb wiederaufnehmen können, gleichwohl die städtischen Objektbetreuer seit sechs Uhr heute Morgen vor Orte sind, um die Schäden aufzunehmen und Reparaturmaßnahmen zu veranlassen. Für die beiden Kitas konnte inzwischen eine Notbetreuung im Bergkindergarten organisiert werden, die ab dem morgigen Donnerstag zur Verfügung steht. Eine entsprechende Abfrage bei den Eltern in den beiden betroffenen Kitas läuft bereits. Die Notbetreuung kann im Bewegungsraum und den Gruppen der Kita aufgefangen werden. Zudem steht das Außengelände zur Verfügung. Das Personal aus den geschlossenen Kitas wird die Kinder dort vor Ort selbst betreuen. Das Mittagessen kann ebenfalls dort angeboten werden.
Zurück zu den Schäden: Auch mehrere städtische Fahrzeuge weisen Hagelspuren auf, darunter auch sieben Feuerwehrfahrzeuge. Es handelt sich überwiegend um gesprungene Scheiben, zerschlagene Leuchten und Beschädigungen an der Karosserie. Die Schadensmeldungen treffen jedoch erst nach und nach ein. Hagelschäden auch in der Stadtgärtnerei: Dort wurden neben Gewächshäusern auch Fahrzeuge und Pflanzen in Mitleidenschaft gezogen. Bei den Friedhöfen hat es die Stadtteile Horchheim, Leiselheim und Herrnsheim schwer getroffen. Der Friedhof in Horchheim muss vorerst geschlossen bleiben, da durch den Sturm zwei große Bäume beschädigt wurden. Die Aufräumarbeiten haben hier noch nicht begonnen, da das Personal auch an anderen Stellen im Einsatz ist.
In Herrnsheim bleibt zunächst der Parkplatz des Friedhofs gesperrt: Dort hat sich eine erhebliche Menge an Regen- und Schmelzwasser gesammelt. Zudem sind die Wege und der Friedhof durch Schlammmassen gezeichnet. Außerdem trat Regenwasser in die Trauerhalle ein und auch die kleine Kapelle wurde beschädigt. In Leiselheim entfernen die Kollegen momentan einen riesigen Baum, der durch das Unwetters gespalten wurde.
Auf den Straßen hat sich die Lage weitgehend entspannt. Am gestrigen Abend hatten sich vielerorts regelrechte Seen auf der Fahrbahn gebildet, der Tunnel in Neuhausen lief voll und musste komplett gesperrt werden. Der ebwo hat den Tunnel umgehend gereinigt – er sollte in Kürze wieder freigegeben werden. Auch in der Unterführung Fahrweg hatten sich die Wassermassen gesammelt. Grund ist eine Verstopfung im Ablaufsystem, die jedoch noch nicht lokalisiert werden konnte, da das Personal an anderen Stellen im Einsatz ist. Verstopfte Sinkkästen sind Ursache für anhaltende Fahrbahnüberflutungen. Der ebwo arbeitet alle betroffenen Stellen nach und nach ab, reinigt außerdem Straßen und Gehwege.
Hinsichtlich städtischer Grünanlagen und Baumbestände fällt die Bilanz ob der Bilder aus stark betroffenen Stadtteilen wie Leiselheim moderat aus: Im Herrnsheimer Storchenturmpark ist ein Baum umgestürzt, ohne weitere Schäden zu verursachen. Dies gilt auch für einen abgebrochenen Baum in der Siegfriedstraße, der inzwischen beseitigt wurde. Weniger Glück hatte ein Pkw-Halter in Leiselheim: Ein umgestürzter Baum begrub das Fahrzeug. Der Heylspark in der Innenstadt ist bis auf Weiteres gesperrt – die Kollegen konnten sich dort noch keinen Überblick über die Situation verschaffen. Das Wechselflor in der Innenstadt wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen, insbesondere in der Lutheranlage. Ansonsten verzeichnen die Kollegen jede Menge Astbrüche, die jedoch keine Sachschäden angerichtet haben, sowie Unmengen an herabgefallenem Laub.
„Niemand wurde verletzt. In der Summe sind wir noch glimpflich davongekommen“, zieht Oberbürgermeister Adolf Kessel eine erste Bilanz. Gleichwohl sei es insbesondere für die Landwirtschaft tragisch, kurz vor der Ernte zwei Unwetter in so kurzen Abständen erleben zu müssen. „Mein Dank gilt allen Einsatzkräften und dem städtischen Personal, dass teilweise bis in Nacht unterwegs war. Alle Beteiligten haben vorbildlich reagiert und hohen Einsatz gezeigt. Dies gilt auch für unsere Bürgerschaft, die sich umgehend selbst an den Aufräumarbeiten beteiligt hat.“ Auch Bürgermeisterin Stephanie Lohr, die bis zum späten Abend bei den Einsatzkräften vor Ort war, Baudezernent Timo Horst, der einige städtische Objekte unmittelbar nach dem Unwetter selbst in Augenschein nahm, und Bildungsdezernent Waldemar Herder, der bis in die späten Abendstunden wegen der Kita- und Schulsituation Kontakt zu allen Beteiligten hielt, zeigten sich am Morgen voll des Lobes und schlossen sich dem Dank des Oberbürgermeisters in einer ersten Bestandsaufnahme an.
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